Ein von Rebellen kontrollierter Stadtteil von Aleppo nach Luftangriffen der Regierungstruppen (29.11.2012).
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2013 bat ich den algerischen Autor Yasmina Khadra bei einem Treffen in Paris, mir den Syrienkonflikt zu erklären. Seine lakonische Antwort: «Niemand versteht Syrien. Dort werden Kinder gefoltert und ermordet. Wer soll das verstehen?» Fast drei Jahre sind vergangen und ich verstehe noch immer nicht. Dafür reift eine Erkenntnis: Wenn Putin von Syrien spricht, meint er etwas anderes, als wenn Obama von Syrien spricht. Auch Erdoğan, König Salman und Netanjahu meinen je etwas anderes. Das «Land» Syrien existiert nur noch auf Google Maps, in der Realität ist es eine Projektionsfläche, die verschiedenste Mächte für ihre Ambitionen und Ängste benutzen. Diese sind in ihrer Summe derart widersprüchlich, dass man Syrien nicht verstehen kann.
Dazu 14 Zitate von den wichtigsten Akteuren in dem seit fünf Jahren andauernden Konflikt. Alle sprechen von Syrien, meinen aber etwas völlig anderes:
US-Präsident Barack Obama über das aussenpolitische Erbe seines Vorgängers George W. Bush und wie es seine Haltung im Syrienkonflikt beeinflusst.
quelle: the atlantic
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US-Verteidigungsminister Robert Gates 2011 über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie eine mögliche Intervention in Syrien. Obama teilt seine Einschätzung offenbar.
quelle: the atlantic
Bild: AP
Mehdi Taeb, enger Vertrauter des iranischen Staatsoberhaupts Ali Chamenei, in einer Rede vor der paramilitärischen Basidsch-Miliz (13.02.2013).
quelle: sudent news agency (snn)
Qassem Soleimani über die Unterstützung Irans für das Assad-Regime. Soleimani ist Kommandeur der al-Quds-Einheit, einer Division der Iranischen Revolutionsgarde, die Spezialeinsätze ausserhalb des Irans und auch in Syrien durchführt.
quelle: the new yorker
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu in einem Gespräch vor dem konservativen US-Thinktank American Enterprise Institute (09.11.2015).
«IS»-Chef Abu Bakr al-Baghdadi in einer am 26.12.2015 veröffentlichten Audio-Botschaft über Anti-IS-Koalitionen.
quelle: heavy.com
Bild: REUTERS TV/REUTERS
Khalid bin Mohammad Al Attiyah, Aussenminister des Golfemirats Katar, das extremistische Rebellen in Syrien mit Waffen beliefert. (21.10.2015).
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*Wer «Ja» antwortet, soll sich in der Kommentarspalte erklären.
Der türkische Prädident Recep Tayyip Erdoğan verägert über einen Besuch des US-Beauftragten für den «IS», Brett McGurk, bei den syrisch-kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die Ankara als Verbündete der terroristischen PKK erachtet (07.02.2016).
quelle: hurriyet daily news
Bild: HANDOUT/REUTERS
«Sultan» Erdoğan zählte nach seinem Wahsieg 2011 ehemalige Hauptorte von Provinzen des Osmanischen Reichs auf. Wie damals soll die Türkei nach seinem Willen die Vormachtsrolle im Nahen Osten einnehmen.
quelle: bbc
Der syrische Machthaber Baschar Assad auf die Frage eines spanischen Journalisten, wo er sich in zehn Jahren sieht.(20.02.2016).
quelle: el país
Aus geheimem russischen Strategiepapier zu Syrien, angeblich kurz vor Assads Überraschungsbesuch in Moskau von Putin mitverfasst (21.10.2015).
quelle: spiegel
Bild: AP/POOL EPA
Von Wikileaks veröffentlichte Depesche des saudischen Aussenministeriums (vermutlich aus dem Frühjahr 2012).
quelle: levantreport/wikileaks
Der saudische Aussenminister Adel al-Jubeir.
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Hassan Nasrallah, Anführer der libanesischen Hisbollah-Miliz, die mit dem Assad-Regime verbündet ist und tausende Kämpfer in das Nachbarland entsandt hat, über die Gefahr, die vom «IS» ausgeht (24.05.2015).
quelle: haaretz
Bild: STR/EPA/KEYSTONE
Abu Muhammad al-Jawlani, Anführer des syrischen Al-Kaida-Ablegers Nusra-Front, in einem Interview mit Al Jazeera (17.05.2015).
Weltweit gab es seit 1970 über 156'000 Terroranschläge. In der Schweiz ist seit 20 Jahren niemand mehr einem Attentat zum Opfer gefallen. Doch in den 70er- bis 90er-Jahren ermordeten Terrorgruppen teils Hunderte Menschen jährlich in Westeuropa. Eine Übersicht von 1970 bis Manchester 2017.
Zusammenfassung: In den 70er- bis 90er-Jahren töteten meist europäische Terrorzellen jährlich 100 bis 400 Menschen in Europa. Seit der Jahrtausendwende nehmen die Attentate in Westeuropa und in der Schweiz stark ab. Von 2001 bis 2015 entfielen nur 0,3 Prozent der Terroropfer auf Westeuropa. Hauptsächlich aufgrund der Attentate in Paris und Nizza stieg die Opferzahl zuletzt wieder auf rund 150 Menschen pro Jahr, sprich auf das Niveau der 80er-Jahre. Weltweit nimmt der Terrorismus seit 2005 zu …