Skunk42
Wer hat es gesagt?
A: Eine amerikanische Soziologieprofessorin in den 2020er Jahren
B: Ein deutscher Rassenkundler in den 1930er Jahren
Die Thematik ist lächerlich.
Die Debatte um kulturelle Aneignung tobt schon seit geraumer Zeit durch die (westliche) Welt. Im Rahmen der Dreadlocks-Frage blieben auch Frisuren davon nicht verschont. Jetzt hat eine amerikanische Soziologieprofessorin in diesem Buch ein neues Kapitel aufgeschlagen: Sie behauptet, wer sich die Haare blond färbt, eignet sich einen sozialen Status an.
Ausgelöst hatte die Idee ein TikTok-Video einer jungen Frau, deren Haare zwar blond sind, die Ansätze aber brünett. TikTok-Nutzer kommentierten, dass ihre Haare offensichtlich gefärbt seien. Die Dame fragte daraufhin ihre Mutter, ob sie eine natürliche Brünette sei, woraufhin diese sagte: «Nein, du wurdest blond geboren.»
@black_was_genius #stitch with @mariel_darling blonde is not a hair color. #fyp #blonde #racialprofile ♬ Love You So - The King Khan & BBQ Show
Für die Soziologieprofessorin Tressie McMillan Cottom stellte sich dadurch die Frage: Warum betont die Mutter, dass ihre Tochter früher blond war? Warum ist es so wichtig, auf einen Phänotyp hinzuweisen, den es nur in den ersten Lebensjahren gab? Die Antwort sieht McMillan Cottom darin, dass «blond» ein ethnisches Merkmal ist. Man meine damit immer etwas anderes mit: «weiss».
In einer späteren Kolumne in der «New York Times» vertieft McMillan Cottom ihren Gedanken. Natürliches Blond sei eine Auszeichnung, die einer Frau Ansehen und Macht verleihe. Deshalb könne man durchaus von einem sozialen Status sprechen, der in diesem Falle von der Haarfarbe ausgeht: Manche haben ihn, und andere streben danach, indem sie sich das Aussehen zulegen, das sie aufwertet.
Wer sich also die Haare blond färbe, wolle sich als Mitglied der «dominanten Gruppe» erkennbar machen, so die Professorin: «Blond ist keine Haarfarbe, sondern eine Bezeichnung für einen bestimmten Menschentyp.»
Das Video von McMillan Cottom lief gut: Es wurde über eine Million Mal angeklickt. Natürlich wurde auch rege aus dem blonden Lager reagiert: Sie erhielt massenhafte wütende Antwortvideos von «selbsternannten Blonden», wie die Professorin sie nennt, die nicht einsehen wollten, warum die Wahl ihrer Haarfarbe eine politische Entscheidung sei. Nach einiger Zeit wurde McMillan Cottom dann kurzzeitig auf TikTok gesperrt.
Ob man hierzulande einen sozialen Status an eine Haarfarbe koppelt, ist fraglich. Fakt ist jedoch, dass Blond eine starke Symbolik mit sich trägt. Schon in der Antike galt die helle Farbe als Schönheitsideal, man brachte sie mit der Sonne und Gold in Verbindung, sie weckte positive Assoziationen. Und auch heute weckt kaum ein anderes Haar Fantasien wie das blonde, so die NZZ.
Tatsächlich sind nur 2 Prozent der Weltbevölkerung wirklich blond, der Rest hat künstlich nachgeholfen. Das liegt unter anderem daran, dass blondes Haar mit der Zeit ausdunkelt und braun wird. Darum verbindet man die Farbe auch mit Jugendlichkeit. Ist sie darum so begehrt?
Die Biologin Jena Pincott, Autorin von «Do Gentlemen Really Prefer Blondes?», hat eine wissenschaftlich nüchterne Antwort. Blond gelte als attraktiv, weil es die Aufmerksamkeit auf sich ziehe: «Helle Farben fallen auf.»
(cpf)