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Ecuador: Bewaffnete stürmen TV-Studio während Liveübertragung

Video: twitter/BNONews

Bandengewalt in Ecuador eskaliert: Bewaffnete stürmen TV-Studio

Im lateinamerikanischen Staat Ecuador haben Bewaffnete während einer Live-Fernsehübertragung Geiseln genommen. Der Angriff könnte Teil einer koordinierten Aktion sein. Nun soll das Militär dabei helfen, die Gangs auszuschalten.
10.01.2024, 02:0610.01.2024, 08:04
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Angesichts der eskalierenden Bandengewalt in Ecuador hat Präsident Daniel Noboa die Streitkräfte ins Gefecht gegen die mächtigen Gangs des südamerikanischen Landes geschickt. Die Soldaten sollen militärische Einsätze gegen rund 20 kriminelle Organisationen durchführen, wie es in einem am Dienstag veröffentlichten Dekret hiess. Ecuador befinde sich im Kampf gegen das organisierte Verbrechen mittlerweile in einem internen bewaffneten Konflikt.

Bei den Banden handle es sich um terroristische Organisationen und nicht-staatliche Kriegsparteien, die ausgeschaltet werden sollen, hiess es in dem Dekret weiter. «Alle diese Gruppen sind jetzt militärische Ziele», sagte Militärchef Jaime Vela.

Kurz zuvor waren Bewaffnete während einer Live-Übertragung in die Räumlichkeiten des staatlichen Fernsehsenders TC Televisión in der Hafenstadt Guayaquil eingedrungen und hatten mehrere Journalisten und Mitarbeiter als Geiseln genommen. In den Aufnahmen waren Schüsse und Schreie von Menschen zu hören.

Video: twitter/BNONews

Spezialeinheiten der Polizei brachten den Fernsehsender später wieder unter Kontrolle und nahmen 13 Verdächtige fest. Es seien Waffen und Sprengstoff sichergestellt worden, teilte die Polizei mit. Den Festgenommenen werde Terrorismus vorgeworfen.

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Spezialeinheiten der Polizei brachten den Fernsehsender später wieder unter Kontrolle und nahmen 13 Verdächtige fest.Bild: keystone

Im Regierungssitz Carondelet kam am Dienstag das Sicherheitskabinett zu einer Sitzung zusammen. «Wir werden nicht zulassen, dass terroristische Gruppen den Frieden im Land stören», sagte Präsident Noboa. Laut einem Bericht des Fernsehsenders Ecuavisa patrouillierten Soldaten in gepanzerten Fahrzeugen im historischen Zentrum der Hauptstadt Quito. Bis Ende der Woche sollen alle Schulen des Landes geschlossen bleiben, wie das Bildungsministerium mitteilte.

Wegen chaotischer Zustände in den Gefängnissen hatte die Regierung des südamerikanischen Landes erst am Montag den Ausnahmezustand verhängt. Kriminelle Banden lieferten sich in den Haftanstalten heftige Auseinandersetzungen und nahmen Wärter als Geiseln. Dem Chef der mächtigen Bande «Los Choneros», Adolfo Macías alias «Fito», und dem Anführer der Gang «Los Lobos», Fabricio Colón Pico, waren dabei laut Gefängnisverwaltung offenbar die Flucht gelungen.

Soldiers patrol near the government palace during a state of emergency in Quito, Ecuador, Tuesday, Jan. 9, 2024. The country has seen a series of attacks after the government imposed a state of emerge ...
Soldaten patrouillieren in der Hauptstadt Quito. Bild: keystone

Die Sicherheitslage in Ecuador hatte sich zuletzt dramatisch verschlechtert. Die Mordrate von rund 46,5 Tötungsdelikten pro 100'000 Einwohner im vergangenen Jahr war die bislang höchste in der Geschichte des einst friedlichen Andenstaates und eine der höchsten Lateinamerikas. Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio, der gegen die Korruption zu kämpfen versprach, war im August nach einer Wahlkampfveranstaltung erschossen worden.

Mehrere Banden mit Verbindungen zu mächtigen mexikanischen Kartellen kämpfen um die Kontrolle über die Routen des Drogenhandels. Auch albanische Drogenhändler sollen mittlerweile mitmischen. Ecuador ist ein wichtiges Transitland für Kokain aus Südamerika, das in die USA und nach Europa geschmuggelt wird. (sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gallo Nero
09.01.2024 22:48registriert Oktober 2021
Ich war mehrere Male in Ecuador, einem der schönsten und freundlichsten Länder Lateinamerikas. Es ist verflucht traurig was diese bescheuerte Zürcher Banker Droge Kokain alles anrichtet… 😟
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Heinz666
10.01.2024 01:24registriert Dezember 2020
Hauptsache War on Drugs um jeden Preis 🤡

Gibt eine gute deutschsprachige Doku dazu, die Gewalt eskaliert erst seit etwa 5 Jahren dank den Kartellen, die sich wie Krebs ausbreiten bis in die Schulen. Katastrophal!
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Snowy
10.01.2024 08:13registriert April 2016
Ecuador.
Mein Herz blutet… 💔

Was für ein grossartiges Land mit liebenswürdigen Menschen.

Ein wichtiger (der wichtigste) Grund für Drogenentkrimininalsierung / staatliche Abgabe!
60 Jahre „war on drugs“ und noch immer kein Einsehen:
Millionen von Toten und Milliarden von falsch allokierten Staatsausgaben in Justiz und Polizei, statt in Bildung, Gemeinwesen und (Drogen)Aufklärung.

Damit muss endlich Schluss sein!
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