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Brutal ehrliche Todesanzeige eines Bruders geht viral

«Niemand kannte ihn wirklich»: Brutal ehrliche Todesanzeige eines Bruders geht viral

14.08.2023, 14:0614.08.2023, 16:00
Nathalie Trappe / watson.de
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Der Tod von geliebten Angehörigen oder Menschen aus dem Freundeskreis ist wohl eine der emotionalsten Erfahrungen, die Menschen in ihrem Leben machen müssen. Trauer und Wut mischen sich mit einem absoluten Gefühl der Ohnmacht, das für viele Wochen und Monate an den Verlust erinnert.

Um auch in der Öffentlichkeit ein letztes Mal die Bedeutung der verstorbenen Person hervorzuheben, schalten viele eine Todesanzeige in der lokalen oder überregionalen Zeitung. Mit einer ganz speziellen Anzeige hat ein US-Amerikaner seinem Bruder ebenfalls ein Denkmal gesetzt – allerdings mit einem sehr traurigen Hintergrund.

Verstorbener Bruder starb einsam

«Niemand kannte ihn wirklich», stellt Steve Eldridge in der Anzeige fest, die er für seinen Bruder in der «Pioneer Press» geschaltet hatte. Brian Eldridge starb im Alter von 76 Jahren einsam in seiner Wohnung im US-Bundesstaat Minnesota und wurde dort erst vier Tage nach seinem Tod gefunden.

Grund für die traurige Entdeckung war lediglich ein spontan geplanter Besuch von Steve auf der Durchreise. Weil sein Bruder tagelang nicht auf Anrufe reagierte, schickte er die Polizei in die Wohnung. «Ich hadere damit, ob ich besser auf ihn hätte aufpassen müssen», gesteht der Bruder des Verstorbenen.

In den sozialen Netzwerken hat die emotionale Todesanzeige von Anfang August eine regelrechte Welle an Mitleidsbekundungen ausgelöst. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer teilten die Anzeige auf Twitter und sprachen der Familie von Brian ihr Beileid aus.

Einige kritisierten jedoch auch, dass die Anzeige lediglich für die Generierung von Klicks geteilt würde. Steve Eldridge hingegen zeigte sich bewegt von der Anteilnahme für seinen Bruder. Trotzdem sei er enttäuscht von der fehlenden Freundlichkeit gegenüber Brian zu Lebzeiten.

«Als Kind wurde er wegen seiner Schüchternheit schikaniert. Als Erwachsener passte er nicht ins Bild», beschreibt Steve das Leben seines Bruders in der Anzeige. Medienberichten zufolge litt er unter Asthma, einer Nierenerkrankung sowie schwerer Akne, wegen der er sogar von der Grundausbildung beim Militär wieder zurückgeschickt wurde.

Brian Eldridge ging nicht zum Arzt oder Friseur

Sein äusseres Erscheinungsbild wurde über die Jahre hinweg noch auffälliger, 45 Jahre lang liess er seine Haare wachsen, bis sie zu seinen Waden reichten. «Vielleicht wollte er Leute davon abschrecken, mit ihm zu sprechen. Ich weiss es nicht», spekuliert sein Bruder Steve.

Sein ganzes Leben lang soll Brian Eldridge sich mit kleinen Jobs über Wasser gehalten haben. Dadurch, dass er kein Handy bedienen und sich nicht an das Internet-Zeitalter anpassen konnte, war seine Jobsuche zu Lebzeiten stark eingeschränkt. Vergangenes Weihnachten wurde er dann ohne Grund von seinem letzten Arbeitgeber gefeuert – er putzte sieben Tage die Woche eine Bingo-Halle. Sein Bruder Steve hatte ihn das letzte Mal im Oktober vergangenen Jahres gesehen.

Die Todesursache des 76-Jährigen bleibt bisher unbekannt. Da sein Bruder jedoch seit 50 Jahren nicht mehr bei einem Arzt gewesen sein soll, vermutet Steve eine Folgeerkrankung von Brians Bluthochdruck.

Mit den «brutal ehrlichen» Erzählungen habe er Empathie für das Leben seines Bruders regen wollen, erklärt Steve Eldridge nach Veröffentlichung der Todesanzeige. «Es ist eine traurige Geschichte», merkt er an. In Erinnerung bleiben sollen aber die letzten Worte aus der Anzeige: «Ich werde ihn vermissen.»

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
14.08.2023 14:26registriert März 2021
Das ist in der Tat eine sehr traurige Vorstellung.

Menschen mit intaktem Sozialleben vergessen oft, dass es auch weniger privilegierte Menschen gibt. Ich kann und will mir deren Einsamkeit gar nicht vorstellen.

Was denkt jemand über sein Leben, wenn der ganze (!)Lebensinhalt ausschliesslich aus dem Putzen einer Bingohalle besteht?

Seid nett zu einander.
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Fight4urRight2beHighasaKite
14.08.2023 17:17registriert Oktober 2022
Wer anders ist wird sozial geächtet, das dürfte jedem schon aufgefallen sein. Ob in der Schule, auf der Arbeit oder im sonstigen Umfeld.

Ich weiss wie es ist viele "Freunde" zu haben, aber genauso wie es ist, sozial isoliert zu leben weil man aus der Spur fällt. Wer rund läuft kann sich kaum vorstellen, wie schnell man in die soziale Isolation abrutschen kann. Ein Schicksalsschlag und schon bist du "der Komische", der gemieden wird.

Bezeichnend ist das Mitleid nach dem Tod. Zu Lebzeiten gilt die volle Aufmerksamkeit den Beliebten. "Die Komischen" werden weggedrängt, bis sie nicht mehr sind.
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Tschowanni
14.08.2023 15:16registriert Oktober 2015
Endlich mal ein ehrliches Statement zu einem Toten. Die ganze Lobhudelei, mit Worten in den Himmel heben und Geschleime in jedem Nachruf, kann ich schon lange nicht mehr ernst nehmen. Entweder man nimmt den Menschen so wie er ist/war, oder man lässt es besser gleich ganz. Das Vorgesetzte schönreden nach dem Tod ist in meinen Augen weder die Realität, noch nötig. Jeder hat seine Eigenheiten, negativen Seiten, von denen hört man bei der Rede nie was. Für mich absolut unnötiges Geschichten erzählen, nicht der Realität entsprechend.
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Nicht Pimmel. Polyamorie!
Ich dachte immer, ich sei gefeit vor Gesprächen über unkonventionelle Beziehungsformen. Falsch. Sie sind aktuell der Kern jeder Diskussion.

Es ist ja nicht so, dass das Miteinander immer nur einfach ist, wenn man gegen ein offizielles Miteinander ist.

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