Der Tod von geliebten Angehörigen oder Menschen aus dem Freundeskreis ist wohl eine der emotionalsten Erfahrungen, die Menschen in ihrem Leben machen müssen. Trauer und Wut mischen sich mit einem absoluten Gefühl der Ohnmacht, das für viele Wochen und Monate an den Verlust erinnert.
Um auch in der Öffentlichkeit ein letztes Mal die Bedeutung der verstorbenen Person hervorzuheben, schalten viele eine Todesanzeige in der lokalen oder überregionalen Zeitung. Mit einer ganz speziellen Anzeige hat ein US-Amerikaner seinem Bruder ebenfalls ein Denkmal gesetzt – allerdings mit einem sehr traurigen Hintergrund.
«Niemand kannte ihn wirklich», stellt Steve Eldridge in der Anzeige fest, die er für seinen Bruder in der «Pioneer Press» geschaltet hatte. Brian Eldridge starb im Alter von 76 Jahren einsam in seiner Wohnung im US-Bundesstaat Minnesota und wurde dort erst vier Tage nach seinem Tod gefunden.
Grund für die traurige Entdeckung war lediglich ein spontan geplanter Besuch von Steve auf der Durchreise. Weil sein Bruder tagelang nicht auf Anrufe reagierte, schickte er die Polizei in die Wohnung. «Ich hadere damit, ob ich besser auf ihn hätte aufpassen müssen», gesteht der Bruder des Verstorbenen.
In den sozialen Netzwerken hat die emotionale Todesanzeige von Anfang August eine regelrechte Welle an Mitleidsbekundungen ausgelöst. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer teilten die Anzeige auf Twitter und sprachen der Familie von Brian ihr Beileid aus.
Einige kritisierten jedoch auch, dass die Anzeige lediglich für die Generierung von Klicks geteilt würde. Steve Eldridge hingegen zeigte sich bewegt von der Anteilnahme für seinen Bruder. Trotzdem sei er enttäuscht von der fehlenden Freundlichkeit gegenüber Brian zu Lebzeiten.
The heartbreaking obituary that went viral narrates the life of a man named Brian Eldridge.
— Mrs. SpaceX ™️ (@anuibi) August 12, 2023
Bullied at school for his shyness, Brian faced loneliness throughout his life, eventually working tirelessly as a cleaner for $10 an hour, 364 days a year.
The obituary was written by… pic.twitter.com/7y0HNFq4jl
«Als Kind wurde er wegen seiner Schüchternheit schikaniert. Als Erwachsener passte er nicht ins Bild», beschreibt Steve das Leben seines Bruders in der Anzeige. Medienberichten zufolge litt er unter Asthma, einer Nierenerkrankung sowie schwerer Akne, wegen der er sogar von der Grundausbildung beim Militär wieder zurückgeschickt wurde.
Sein äusseres Erscheinungsbild wurde über die Jahre hinweg noch auffälliger, 45 Jahre lang liess er seine Haare wachsen, bis sie zu seinen Waden reichten. «Vielleicht wollte er Leute davon abschrecken, mit ihm zu sprechen. Ich weiss es nicht», spekuliert sein Bruder Steve.
Sein ganzes Leben lang soll Brian Eldridge sich mit kleinen Jobs über Wasser gehalten haben. Dadurch, dass er kein Handy bedienen und sich nicht an das Internet-Zeitalter anpassen konnte, war seine Jobsuche zu Lebzeiten stark eingeschränkt. Vergangenes Weihnachten wurde er dann ohne Grund von seinem letzten Arbeitgeber gefeuert – er putzte sieben Tage die Woche eine Bingo-Halle. Sein Bruder Steve hatte ihn das letzte Mal im Oktober vergangenen Jahres gesehen.
Die Todesursache des 76-Jährigen bleibt bisher unbekannt. Da sein Bruder jedoch seit 50 Jahren nicht mehr bei einem Arzt gewesen sein soll, vermutet Steve eine Folgeerkrankung von Brians Bluthochdruck.
Mit den «brutal ehrlichen» Erzählungen habe er Empathie für das Leben seines Bruders regen wollen, erklärt Steve Eldridge nach Veröffentlichung der Todesanzeige. «Es ist eine traurige Geschichte», merkt er an. In Erinnerung bleiben sollen aber die letzten Worte aus der Anzeige: «Ich werde ihn vermissen.»
Menschen mit intaktem Sozialleben vergessen oft, dass es auch weniger privilegierte Menschen gibt. Ich kann und will mir deren Einsamkeit gar nicht vorstellen.
Was denkt jemand über sein Leben, wenn der ganze (!)Lebensinhalt ausschliesslich aus dem Putzen einer Bingohalle besteht?
Seid nett zu einander.
Ich weiss wie es ist viele "Freunde" zu haben, aber genauso wie es ist, sozial isoliert zu leben weil man aus der Spur fällt. Wer rund läuft kann sich kaum vorstellen, wie schnell man in die soziale Isolation abrutschen kann. Ein Schicksalsschlag und schon bist du "der Komische", der gemieden wird.
Bezeichnend ist das Mitleid nach dem Tod. Zu Lebzeiten gilt die volle Aufmerksamkeit den Beliebten. "Die Komischen" werden weggedrängt, bis sie nicht mehr sind.