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Mexiko

Mexiko: Mexikos erste Bürgermeisterin Figueroa wurde erschossen

Die Wahlen in Mexiko sind vorbei – das Morden geht weiter

05.06.2024, 19:55
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Soeben sprach er noch an einer Wahlkampfveranstaltung angeregt mit Anhängern, und nun liegt er tot unter einem Basketballkorb. Erschossen, aus nächster Nähe. Mehrere Kugeln trafen ihn in den Rücken. Auch der mutmassliche Täter verliert noch vor Ort sein Leben.

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Erschossen am 29. Mai auf einem Basketballplatz in Acapulco: Bürgermeisterkandidat Alfredo Cabrera.Bild: keystone

Alfredo Cabrera, Bürgermeisterkandidat in der Stadt Coyuca de Benítez, wird das 23. Opfer im Wahlkampf zu den grössten Wahlen, die Mexiko je durchführte. Coyuca de Benítez ist ein Vorort von Acapulco und liegt im Bundesstaat Guerrero. Hier ist die Bandengewalt besonders hoch.

Fast 100 Millionen StimmbürgerInnen stimmten letzten Sonntag über das Präsidentenamt, das Parlament, über verschiedene Gouverneurssitze und andere Ämter ab. Die Wahl endete historisch.

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Die unterlegene Präsidentschaftskandidatin Xoxhitl Galvez ist eine scharfe Kritikerin von Präsident Obradors Umgang mit Mexikos Drogenkartellen. Bild: keystone

Zum ersten Mal in der Geschichte Mexikos wird eine Frau, Claudia Sheinbaum, das Land regieren. Zuvor war sie Bürgermeisterin von Mexiko-City gewesen. Jetzt beabsichtigt sie, die Reformen ihres Vorgängers umzusetzen. «Umarmungen statt Kugeln», nannte López Obrador seine Taktik gegenüber den brutalen Kartellen. In Tat und Wahrheit seien es Umarmungen für Kriminelle – und Kugeln für Bürger, spotteten seine Kritiker. Sie hatten damit keinen Erfolg. Sheinbaum gewann die Wahlen mit gewaltigem Vorsprung.

epa11386739 Mexico's presidential candidate Claudia Sheinbaum reacts during a press conference after the general elections in Mexico City, Mexico, 03 June 2024. Sheinbaum, a climate scientist and ...
Claudia Sheinbaum feiert ihren Sieg.Bild: keystone

Die Wahlen in Mexiko sind zu Ende, das Morden nicht. Keine 24 Stunden nach Sheinbaums Wahl wurde die erste Bürgermeisterin Mexikos, Yolanda Sánchez Figueroa, in der Stadt Cotija auf offener Strasse erschossen. Sie wurde von 19 Kugeln aus einem vorbeifahrenden Fahrzeug getroffen. Auch Figueroas Bodyguard starb im Kugelhagel.

Yolanda Sánchez Figueroa war Mexikos erste Bürgermeisterin. Tatverdächtige wurden bisher keine gefasst.
Yolanda Sánchez Figueroa war Mexikos erste Bürgermeisterin. Tatverdächtige wurden bisher keine gefasst.bild:facebook/yolanda figueroa

Bereits im letzten September hatte Figueroa eine Entführung überlebt. Seither erhielt sie Morddrohungen. Die Probleme der Bürgermeisterin begannen, als sie sich weigerte, die Polizeigewalt in Cotija in die Hände von korrupten Mitgliedern der Staatspolizei zu geben. Diese werden in der Regel von Kartellen bezahlt.

Laut offiziellen Berichten hat die Wahl in Mexiko mindestens 25 PolitikerInnen das Leben gekostet. Wie viele es genau sind, ist nicht bekannt. Laut Angaben lokaler NGOs liegt die Opferzahl deutlich höher – im Bereich von 40.

(tog)

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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ius_Aeterna_93
05.06.2024 20:27registriert April 2024
Zustände schlimmer als in Schaffhausen. Nein jetzt im Ernst, die Situation in Mexiko ist katstrophal. Faktisch und politisch herrschen die Drogenkartelle, die Macht wird exzessiv und mit äusserster Brutalität verfolgt. Die Anarchie ist real und das ist nicht übertrieben. Ein Staat ohne Gewaltmonopol, der nicht die Sicherheit der Bürger garantieren kann ist ein failed state. Leider hatte Trump (ausnahmsweise) recht. Sehr traurig für das schöne Land und die vielen unschuldigen Bürger, die täglich um ihr Leben fürchten müssen.
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Nix sagen
05.06.2024 20:28registriert August 2020
Ein failed state. Traurig und krass. Momente in denen ich dankbar bin hier zu leben.
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Thomas Meister
05.06.2024 20:13registriert April 2019
Wir haben Amerika mit einem Camper bereist. Uns war bewusst dass wir durch Mexico müssen und haben unsere Route sorgfältig geplant. Keine längeren Aufenthalte, wenn immer möglich Highway, keine unnötigen Pausen, nicht auffallen. Unfassbar wie in gewissen Regionen die Drogenbarone das sagen haben. Als wir den Highway verlassen mussten sahen wir Tote an einer Brücke baumeln, interessiert hat das aber niemanden. An Tankstellen wurden wir sofort ins Visier genommen, ah Gringos. Wirklich beängstigend weil es sehr offen so gelebt wird. Schade um das wirklich schöne Land.
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