Ein halbes Jahr lang narrte der Chef des Sinaloa-Kartells Militär und Polizei. Jetzt ist «El Chapo», der mächtigste Drogenhändler der Welt, den Sicherheitskräften erneut ins Netz gegangen. Ihm droht nun die Auslieferung in die USA.
Misión cumplida: lo tenemos. Quiero informar a los mexicanos que Joaquín Guzmán Loera ha sido detenido.
— Enrique Peña Nieto (@EPN) 8. Januar 2016
«Mission erfüllt. Wir haben ihn. Ich möchte den Mexikanern mitteilen, dass Joaquín Guzmán Loera festgenommen wurde», schrieb Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto am Freitag auf Twitter. «Meine Anerkennung gilt dem Sicherheitskabinett der Regierung für diesen wichtigen Erfolg für den mexikanischen Rechtsstaat.»
Der Gefängnisausbruch des Drogenbosses Joaquín «El Chapo» Guzmán im Juli vergangenen Jahres war die wohl bislang peinlichste Episode in der Amtszeit des Staatschef.
Zu Fall hat El Chapo schliesslich sein eigener Hochmut gebracht. Der Drogenboss wollte einen Film über sein Leben drehen. Für das Projekt habe er bereits Kontakt zu Schauspielern und Produzenten aufgenommen, sagte Generalstaatsanwältin Arely Gómez am Freitag. Das sei einer der Ermittlungsstränge gewesen, die schliesslich zur Lokalisierung geführt haben.
Video of #chapoguzman put on plane, presumably D.F. bound, via El Debate. https://t.co/PV0EKFgEOT via @YouTube
— Richard Marosi (@ricardin24) 8. Januar 2016
Primeras fotos tras la recaptura de 'El Chapo' Guzmán en #Sinaloa pic.twitter.com/n1tIqKOzAe
— Diario El Fortín (@diarioelfortin) 8. Januar 2016
Joaquín «El Chapo» Guzmán Loera gilt als der mächtigste Drogenhändler der Welt. Seit seiner Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis hatten Polizisten, Soldaten und Geheimdienstagenten Joaquín «El Chapo» Guzmán im ganzen Land gejagt. Jetzt bringen sie den Chef des Sinaloa-Kartells ausgerechnet in seinem Heimatstaat zur Strecke.
Die USA begrüssten die Festnahme. «Die DEA ist sehr erfreut über die Festnahme von Chapo Guzmán. Wir gratulieren der mexikanischen Regierung und verneigen uns vor dem Mut, der zu seiner Festnahme beigetragen hat», schrieb die US-Antidrogenbehörde DEA auf Twitter.
DEA is extremely pleased at the capture of Chapo Guzman. We congratulate the MX Government and salute the bravery involved in his capture
— DEA News (@DEANEWS) 8. Januar 2016
Guzmán war vor einem halben Jahr durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel, der bis in die Dusche seiner Zelle führte, einfach aus der Haftanstalt heraus spaziert. Der unterirdische Gang war professionell gebaut und verfügte über elektrisches Licht, Luftzufuhr und ein Schienensystem. Für seinen Ausbruch musste er Helfer innerhalb und ausserhalb des Gefängnisses gehabt haben.
«El Chapo» verbrachte vor dem Gefängnisausbruch lediglich 17 Monate hinter Gittern, erst im Februar 2014 hatten Fahnder ihn nach 13 Jahren auf der Flucht gefasst.
«El Chapo» ist der mächtigste Drogenhändler der Welt und hat sein Sinaloa-Kartell zu einem multinationalen Grosskonzern des organisierten Verbrechens ausgebaut. Das Verbrechersyndikat schmuggelt Kokain von Südamerika in die USA, produziert im grossen Stil Marihuana und ist in illegalen Bergbau, Produktpiraterie, Menschenhandel und Schutzgelderpressung verwickelt. Die satten Gewinne brachten Guzmán einen Platz auf der «Forbes»-Liste der reichsten Menschen der Welt ein.
Mitte Oktober war das Militär dem Drogenbaron schon einmal dicht auf den Fersen. Im so genannten Goldenen Dreieck zwischen den Bundesstaaten Sinaloa, Durango und Chihuahua feuerten Marineinfanteristen von Helikoptern aus auf sein Versteck in einer Ranch.
Doch die Leibwächter des Kartellbosses konnten den Angriff zunächst zurückschlagen. Zwar verletzte sich Guzmán bei der Flucht, doch die Sicherheitskräfte verloren offenbar seine Spur.
«El Chapo» könnte jetzt zügig an die USA ausgeliefert werden, wo mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen. Ein mexikanischer Bundesrichter hat die Überstellung des Kartellchefs an die Vereinigten Staaten bereits genehmigt.
Guzmán war bereits 1993 in Guatemala festgenommen worden. 2001 gelang ihm aber die Flucht aus einem Gefängnis im Westen Mexikos. 2014 ging er den mexikanischen Behörden nach 13-jähriger Fahndung erneut ins Netz. Nach der Flucht im Juli nahmen die Behörden bereits mehr als ein Dutzend Verdächtige fest, die ihm beim Ausbruch geholfen haben sollen. (sda/dpa/afp)