International
Migration

Zurück aufs Meer geschickt: Drama um Rohingya-Flüchtlinge in Indonesien

Zurück aufs Meer geschickt: Drama um Rohingya-Flüchtlinge in Indonesien

21.11.2023, 07:25
Mehr «International»

In Indonesien spielt sich seit Tagen ein Drama um verzweifelte Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar ab. Allein in der vergangenen Woche seien fünf Boote mit fast 900 Menschen an Bord in der Provinz Aceh im Norden der Insel Sumatra gelandet, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit.

epa10984384 A wooden boat of Rohingya refugees is stranded after landing on a beach at Kulee Village, Pidie, Indonesia, 19 November 2023. According to local police, another group of 240 Rohingya refug ...
Mit diesem Boot waren Rohingya aus Bangladesh nach Indonesien geflüchtet (Aufnahme vom 19. November 2023).Bild: keystone

Rund 250 von ihnen befanden sich demnach seit Donnerstag auf einer Odyssee im Meer, nachdem die örtliche Bevölkerung gleich an zwei Orten ein Anlanden verhindert und die erschöpften Menschen zurück auf den Ozean geschickt hatte. Erst nach einem Appell der Vereinten Nationen und mehrerer Menschenrechtsgruppen konnten sie am Sonntag schliesslich an Land gehen.

Laut Mitra Salima Suryono, einer Sprecherin des UNHCR in Indonesien, haben die Flüchtlinge zwischen einem und zwei Monaten auf offener See verbracht, nachdem sie in Cox's Bazar in Bangladesch in See gestochen waren. Das dortige Flüchtlingslager aus vielen einzelnen Camps mit 600 000 bis einer Million Flüchtlingen aus dem früheren Birma gilt als das grösste der Welt. Die meisten Menschen leben dort seit Jahren in provisorischen Notunterkünften.

Seit 2017 vertrieben

Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit, die 2017 brutal aus ihrer überwiegend buddhistischen Heimat Myanmar vertrieben wurde. Hunderttausende Menschen flohen damals vor der Militäroffensive im Bundesstaat Rakhine, der im Westen an Bangladesch grenzt. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der Rohingya als Völkermord. Die Angehörigen der Minderheit hatten durch ein 1983 erlassenes Gesetz der Militärjunta Myanmars ihre Staatsbürgerschaft verloren.

«Auf der Suche nach Lösungen gehen die Rohingya-Flüchtlinge erneut lebensgefährliche Risiken ein», schilderte Ann Maymann, Leiterin des UNHCR in Indonesien. «Es handelt sich um Reisen von Menschen, die keine Chancen haben und die Hoffnung verloren haben.» Viele Fischer und Anwohner in Aceh hatten die ersten Boote in der vergangenen Woche zunächst willkommen geheissen und die Flüchtlinge mit Essen und Unterkünften versorgt. Aber eines der Boote wurde gleich an zwei Küstenorten abgelehnt.

Der indonesischen Regierung, die die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterschrieben hat, wird häufig Tatenlosigkeit im Umgang mit Flüchtlingen vorgeworfen. Aktivisten forderten, den Rohingya humanitäre Hilfe, Sicherheit und Schutz zu gewähren und den Grundsatz der Nichtzurückweisung zu respektieren. «Indonesien ist verpflichtet, ihnen zu helfen», sagte Usman Hamid, Geschäftsführer von Amnesty International in Indonesien, der Deutschen Presse-Agentur. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Taylor Swift ausser Atem
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Weinstein in New Yorker Krankenhaus: «Vielzahl» von Problemen
Der wegen Sexualdelikten in Haft befindliche frühere Filmmogul Harvey Weinstein (72) wird nach Angaben seines Sprecher- und Anwaltsteams in einem New Yorker Krankenhaus behandelt.

Weinstein habe Bluthochdruck, Herzleiden und «eine Vielzahl» von anderen Gesundheitsproblemen, hiess es am Samstag (Ortszeit) in einer Mitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Seine Verlegung aus einer Haftanstalt im Norden des US-Bundesstaates New York in die New Yorker Metropole habe zu Problemen geführt, die nun ärztlich überwacht werden müssten.

Zur Story