«Kein Asyl auf dem Schulgelände», «Sicherheit geht vor», «Wir wollen unsere Turnhalle zurück!» - diese Sprüche schrieben Schulkinder, Jugendliche und Eltern in den vergangenen Tagen auf Plakate und Schilder. Vor verschiedenen Schulen in New York protestierten sie gegen den Plan der Stadt, Hunderte von Migrantinnen und Migranten vorübergehend in Sporthallen unterzubringen.
Gemäss Behörden handelt es sich zwar nur um eine Übergangslösung, bis eine bessere Unterkunft gefunden ist. Dennoch brauche New York dringend Unterstützung. «Unser Mitgefühl ist unendlich, unser Raum ist es nicht», sagte Theodore Long von «NYC Health and Hospitals», dem grössten kommunalen Gesundheitssystem der USA, Mitte Mai.
Laut dem demokratischen Bürgermeister Eric Adams ist fast die Hälfte aller Hotels der Stadt von Asylsuchenden belegt. Zusätzlich wurden acht Hilfszentren und im Roosevelt Hotel ein Ankunftszentrum für Asylsuchende eingerichtet. In diesem erhalten die Personen Essen, Informationen über ihre Weiterreise und, wenn nötig, auch eine Übernachtungsmöglichkeit. Wie die Stadtbehörden betonen, soll niemand auf der Strasse schlafen müssen.
Im vergangenen Herbst rief Adams den Notstand für New York aus, weil seit dem Frühjahr 2022 Tausende von Schutzsuchenden in die als tolerant und weltoffen geltende Metropole gekommen waren. Ein Teil von ihnen wurde von republikanischen Gouverneuren und lokalen Beamten aus den Südstaaten nach New York gebracht. Insgesamt hat New York im Verlauf des letzten Jahres über 65'000 Menschen aufgenommen und mehr als 140 Notunterkünfte eröffnet.
Seit einer Woche steigt die Zahl der Asylsuchenden, die in New York ankommen, stark. Mit rund 700 Personen pro Tag hat sie sich mehr als verdoppelt. Grund dafür ist das Ende einer Abschieberegelung, die während der Coronapandemie eingeführt wurde. Sie ermöglichte es den Grenzbehörden, einige Migrantinnen und Migranten schneller abzuschieben. Allein an diesem Wochenende werden wieder 15 Busse mit Schutzsuchenden aus Mittel- und Südamerika erwartet.
«Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt. Wir brauchen Hilfe», hiess es kürzlich an einer Pressekonferenz der Stadt New York. Die Hilfe werde vom Staat New York und von der Landesregierung erwartet. «Das ist ein nationales Problem und es bedarf einer nationalen Lösung», so die Haltung der Stadt. Bürgermeister Adams, der die Regierung seines Parteikollegen Biden für den Umgang mit der Situation schon mehrmals kritisiert hat, verkündete Anfang Mai, dass die Stadt wegen fehlender Führung gezwungen sei, eine eigene Entlastungsstrategie zu entwickeln.
Die besteht unter anderem darin, Migranten in benachbarte New Yorker Gemeinden weiterzuleiten. Eine Massnahme, die bisher auf reichlich Gegenwehr stiess. Auch wegen Vorfällen wie im Bezirk Orange County. Gemäss Medienberichten wurde beispielsweise einem Paar die Hochzeitsreservierung in dem Hotel kurzfristig storniert.