In der israelischen Küstenstadt Tel Aviv gibt es am jüdischen Ruhetag Sabbat neu ein städtisches Bus-Angebot. Die Stadt schert damit aus, denn das jüdische Religionsgesetz verbietet das Benutzen von Autos und Bussen am Sabbat.
Seit Freitagabend verbinden sechs Buslinien während des Sabbats Tel Aviv und drei Vororte, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Die Stadt stellt sich damit gegen Teile der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Nach jüdischem Religionsgesetz ist am Sabbat, der von Freitagabend bis Samstagabend dauert, unter anderem das Benutzen von Autos und Bussen verboten. In den meisten Gegenden in Israel gibt es daher an jenem Tag keinen öffentlichen Verkehr.
In der 430'000-Einwohner-Stadt Tel Aviv fuhren bisher nur privat betriebene Kleinbusse als Sammeltaxis auf mehreren Linien, allerdings ohne feste Haltestellen.
Die Benutzung der städtisch finanzierten Busse soll zunächst kostenlos sein. Tel Aviv geht davon aus, dass der Betrieb der Sabbat-Busse pro Jahr rund 3.2 Millionen Euro kosten wird.
Tel Avivs Bürgermeister Ron Chuldai sagte hingegen jüngst: «Die Möglichkeit, sich am Wochenende von einem Punkt zum anderen zu bewegen, ist ein grundlegendes Recht.» Das Angebot sei für die Bedürfnisse grosser Teile der Bevölkerung am Wochenende geschaffen worden.
Der Streit um die Einhaltung des Sabbat hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu massiven Krisen in der Regierung geführt. So reichte Ende 2017 der damalige Gesundheitsminister Jaakov Litzman (Vereinigtes Tora-Judentum) seinen Rücktritt ein als Protest gegen Bahnarbeiten am Sabbat. Die Bahn hatte die Wartungsarbeiten damals auf den Sabbat verlegt, um den Passagierverkehr nicht zu stören.
Anfang 2018 verabschiedete die Regierung ein umstrittenes Gesetz zum Verkaufsverbot für kleine Läden am Sabbat. Städte dürfen seither nur noch neue Öffnungsgenehmigungen erteilen, wenn das Innenministerium zustimmt. 58 Abgeordnete stimmten damals für das Gesetz, 57 dagegen. (cbe/sda/dpa)