Die Affäre um die österreichische Burschenschaft Germania, deren Liederbuch NS-verherrlichende Texte enthält, schlägt hohe Wellen. Nachdem die Staatsanwaltschaft vergangene Woche Ermittlungen gegen vier Personen wegen des Verdachts der NS-Wiederbetätigung eingeleitet hatte, will die Regierung nun den Verein auflösen, wie sie am Mittwoch bekannt gab.
Das Liederbuch der Verbindung, 1997 in dritter Auflage neu aufgelegt, beinhaltet auf circa 300 Seiten 500 bis 600 Lieder. Eines davon enthält in Anspielung auf die Vergasung von sechs Millionen Juden unter der Nazi-Diktatur während des Zweiten Weltkriegs folgende Zeilen: «Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million».
Diese und andere Zeilen sollen schon vor Jahren geschwärzt worden sein. Ob das stimmt, wird derzeit von den Behörden geprüft. Die Polizei hatte bei einer Hausdurchsuchung bei der Germania 19 Liederbücher und zwei Ordner mit Unterlagen sichergestellt. Gegen vier Personen, die für das Buch verantwortlich zeichnen, wird ermittelt.
Gegründet worden ist die Germania 1917 am Ende des Ersten Weltkrieges aus einem Stammtisch heraus. Das 100-jährige Bestehen wurde letztes Jahr im Rahmen eines Burschentreffens gross gefeiert. Der Leitspruch der Verbindung lautet «Deutsch und treu in Not und Tod». (whr/apa)