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Schweizer bei Seilbahnunglück in Lissabon getötet

Bilder der Verwüstung nach der Entgleisung der Standseilbahn in Lissabon.Video: twitter/pisklauren

Schweizer bei Seilbahnunglück in Lissabon getötet

In Lissabon ist eine Standseilbahn, eine beliebte Touristenattraktion, entgleist. Mindestens 16 Menschen kamen ums Leben, darunter ein Schweizer. Das wissen wir über das Unglück.
04.09.2025, 07:4104.09.2025, 19:36
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Das ist über die Opfer bekannt

Ein Schweizer Staatsbürger ist am Donnerstag als Opfer des Seilbahnunglücks vom Mittwoch in Lissabon identifiziert worden. Fünf weitere Tote stammten aus Portugal und zwei aus Südkorea. Acht Leichen waren noch nicht identifiziert, wie die Behörden mitteilten.

Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Abend in der portugiesischen Hauptstadt mit. Die Arbeiten zur Identifizierung der weiteren Opfer liefen. Nähere Angaben zum Schweizer Opfer lagen zunächst nicht vor.

Mindestens 16 Menschen starben aufgrund des Unfalls. 21 wurden verletzt, neun davon schwer. Die portugiesischen Behörden befürchten, dass die Anzahl Todesopfer noch steigen könnte.

Unter den Verletzten sollen mindestens 11 Ausländer sein, unter ihnen zwei Deutsche, zwei Spanier, eine Französin, ein Italiener, ein Kanadier, ein Südkoreaner, ein Marokkaner und ein Kapverdianer – und, wie wir seit Donnerstag wissen, auch eine Schweizerin. Dies hat das Eidgenössische Departement des Äusseren (EDA) während des Tages mitgeteilt.

Die Botschaft in Lissabon stehe in Kontakt zu ihr und betreue sie im Rahmen des konsularischen Schutzes. Aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes machte das EDA keine weiteren Angaben.

Laut der portugiesischen Zeitung Correio da Manhã befindet sich der Bremser der Bahn unter den Opfern. Zudem berichtet die Zeitung von der Rettung eines Dreijährigen aus Deutschland, dessen Vater beim Unfall gestorben sei. Die Mutter befinde sich in kritischem Zustand. Auch zwei spanische Staatsbürger befinden sich laut unbestätigten Meldungen unter den Verletzten.

Schweizerinnen und Schweizer vor Ort wurden gebeten, sich an die Anweisungen der lokalen Behörden zu halten.

Das ist passiert

Eine gelbe Standseilbahn, ein beliebtes Fortbewegungsmittel für Touristen in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, ist am Mittwochabend entgleist. Nachdem in der Nacht auf Donnerstag zwei Verletzte ums Leben gekommen waren, erhöhte sich die Zahl der Toten auf 16, wie die Leiterin des städtischen Zivilschutzes der portugiesischen Hauptstadt, Margarida Castro, bekannt gab.

FILE - The Gloria funicular makes its way uphill in Lisbon, on April 12, 2023. (AP Photo/Armando Franca, File)
Portugal Streetcar Derailed
Die gelbe Standseilbahn in Lissabon ist eine beliebte Touristenattraktion.Bild: keystone

Was man über den Hergang des Unglücks weiss

Am frühen Mittwochabend um kurz nach 18 Uhr (19 Uhr Schweizer Zeit) war der eine Wagen der Standseilbahn auf dem Weg nach unten. Die beliebte Touristenattraktion mit dem Namen «Elevador da Glória» befördert Passagiere auf der steilen Rua de Glória mit zwei Wagen in beide Richtungen.

Hier kam es zum Unglück:

Die gut besetzte Bahn, die maximal 42 Menschen transportieren kann, kam plötzlich von den Schienen ab und rutschte die Strasse mit lautem Getöse hinunter, wie Augenzeugen beschrieben. Dann krachte sie seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores.

Laut der Zeitung Publico riss das Sicherheitsseil, das die beiden Kabinen der Bahn verbindet. Die untere Kabine sei nur wenig abgestürzt und nicht entgleist, da sie sich noch in der Nähe des Praça dos Restauradores befand. Beim Aufprall zogen sich aber mehrere Insassen leichte Verletzungen zu. Die obere Kabine jedoch soll mit hohem Tempo abwärts gerast und schliesslich entgleist und in eine Wand gekracht sein.

A police officer walks at the site of a derailed electric streetcar in Lisbon, Portugal, Wednesday, Sept. 3, 2025. (AP Photo/Armando Franca)
Portugal Streetcar Derailed
Die beiden Wagen der Standseilbahn nach dem Unfall – der untere entgleiste nicht. Bild: keystone

TV-Bilder zeigten den Wagen auf der Seite liegend und total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten.

Das weiss man über die Ursache

Noch nicht viel. Experten vermuteten, dass ein Seil gerissen sein könnte und vielleicht auch noch die Bremsen versagt haben.

Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht gut genug gewesen, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. «Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt», hiess es in einem Bericht.

Trotzdem liess die Stadtverwaltung von Lissabon den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamten vor Ort gewesen, berichtete der Sender «SIC Notícias».

Das sind die Reaktionen

Die Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter äusserte sich am Donnerstag auf X zum Unglück. Die Schweiz sei in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen. «Wir bekunden dem portugiesischen Volk unsere volle Solidarität», schrieb sie weiter.

Firefighters carrying the body of a person on a stretcher at the site of a derailed electric streetcar in Lisbon, Portugal, Wednesday, Sept. 3, 2025. (AP Photo/Armando Franca)
Portugal Funicular Derai ...
Helfer am Unfallort am Mittwochabend.Bild: keystone

Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall «zutiefst» und forderte, dass der Vorfall «rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt» werde. Für Donnerstag wurde Staatstrauer ausgerufen.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

con/lyn/rbu mit Material der Nachrichtenagenturen sda und dpa.

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65 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lünetteli
04.09.2025 09:14registriert Dezember 2023
Das Stahlseil reisst nicht einfach so. Es ist der mechanischen Abnützung ausgesetzt und muss nach Intervall des Herstellers kontrolliert werden. Zuerst brechen die einzelnen Drahtseile der Litze. Wenn ein Litzenbruch vorliegt, muss die Maschine (Standseilbahn oder Aufzug) sofort stillgelegt werden. Wenn ein Litzenbruch vorliegt kann das Stahlseil reissen. Zweiter Punkt, warum hat die zwangsläufige Fangbremse nicht funktioniert? Das muss auch während der Inspektion kontrolliert werden. In meinen Augen ein Totalversagen des Betreibers.
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Jorge de los alpes
04.09.2025 08:43registriert April 2014
Tragisch dieser Unfall mit so vielen Opfern. Ich bin viel mit dieser und anderen nostalgischen Standseilbahnen Lissabons hochgefahren. Ich hätte mir nie von solch einer Katstrophe träumen lassen. Dachte immer, wenn die Wartung schlecht wäre, hätten diese Standseilbahnen nicht über hunder Jahre her gehalten.
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Snowy
04.09.2025 09:26registriert April 2016
Damn.
Wie schrecklich!

Stand da grad vor ein paar Wochen noch drinn....:-/
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