International
Reisen

1800-Dollar-Strafe für Burger im Gepäck – doch es gibt einen guten Grund

Passagier bezahlt 2000-US-Dollar-Geldstrafe, weil er einen Burger «einschmuggelt»

Ein Passagier, der von Bali nach Australien reiste, musste einen hohen Preis für ein McDonald's-Frühstück bezahlen: über 1800 US-Dollar. Der Reisende hatte den Burger nicht deklariert.
02.08.2022, 16:53
Mehr «International»

Stell dir vor, du trittst einen Flug an. Vorher verspürst du allerdings noch einen kleinen Hunger. Statt die Flugzeug-Mahlzeit einzunehmen, entscheidest du dich, am Flughafen noch rasch was zum Mitnehmen zu kaufen. Nach dem Flug kommt dann die dicke Überraschung: Eine Strafe von fast 2000 US-Dollar – weil du den Snack weder fertig gegessen noch deklariert hast.

Klingt absurd? So geschah es aber letzte Woche am Flughafen Darwin in der Nordküste Australiens. Der oder die Reisende wurde dabei zu einer Geldstrafe von 2664 australischen Dollar (1874 US-Dollar) verurteilt. Im Gepäck wurden zwei nicht deklarierte «McMuffins» mit Ei und Wurst sowie ein «Schinkengipfeli» gefunden.

«Hohes Biosicherheitsrisiko»

Der Vorfall ereignete sich nur wenige Tage, nachdem die australischen Behörden strenge neue Biosicherheitsvorschriften eingeführt hatten. Der Grund: Ein Ausbruch der sogenannten Maul- und Klauenseuche (MKS) in Indonesien auf Bali, einem beliebten Ziel australischer Touristen.

Das australische Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft liess verlauten, dass ein «Biosicherheitsdetektor-Hund» namens Zinta im Rucksack der betroffenen Person eine «Reihe von nicht deklarierten Risikoprodukten» entdeckt habe, darunter auch die Fast-Food-Produkte.

«Dies wird die teuerste McDonald's-Mahlzeit sein, die diese Person je gegessen hat», lässt sich Murray Watt, Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft, in einer Erklärung zitieren. Und weiter: «Diese Geldstrafe ist doppelt so hoch wie die Kosten für einen Flug nach Bali. Aber ich habe kein Verständnis für Leute, die Australiens strenge Biosicherheitsmassnahmen missachten, und die jüngsten Entdeckungen zeigen, dass sie erwischt werden.»

Strenge Massnahmen gegen Maul- und Klauenseuche

Die beschlagnahmten Produkte wurden nach dem Fund auf Maul- und Klauenseuche getestet, bevor sie vernichtet wurden. «Australien ist frei von der Maul- und Klauenseuche, und wir wollen, dass das auch so bleibt», fügte Watt hinzu.

Letzten Monat kündigte die australische Bundesregierung ein 9,8 Millionen Dollar teures Paket zur Biosicherheit an, das neue Massnahmen an den Grenzen des Landes vorsieht. Dazu gehören laut CNN Fussmatten zur Hygiene an allen internationalen Flughäfen sowie Hunde, die sowohl am Flughafen von Darwin als auch am Flughafen von Cairns stationiert sind.

«Diese Geldstrafe ist doppelt so hoch wie die Kosten für einen Flug nach Bali.»

Die Massnahmen sind eine Reaktion auf die Nachricht, dass sich die hochansteckende Krankheit durch Rinder in Indonesien auszubreiten begann. Die Nichtangabe von Biosicherheitsrisiken stellt deshalb einen Verstoss gegen die australischen Biosicherheitsgesetze dar. Jede Person, die dagegen verstösst, kann mit einer Geldstrafe von bis zu 2664 australischen Dollar (etwa 1’760 Schweizer Franken) belegt werden. Reisenden, die mit einem befristeten Visum nach Australien einreisen, kann gar das Visum annulliert und deshalb die Einreise nach Australien verweigert werden.

Harmlos für den Menschen, verheerend für Tiere

Die Maul- und Klauenseuche ist weltweit eine der verheerendsten Viruserkrankungen landwirtschaftlicher Nutztiere. Während die Krankheit für den Menschen relativ harmlos ist, verursacht sie bei Paarhufern wie Rindern, Schafen, Schweinen, Ziegen und Kamelen schmerzhafte Blasen und Läsionen am Maul und an den Füssen, die sie an der Nahrungsaufnahme hindern und in einigen Fällen zu schwerer und akuter Lahmheit und teilweise gar zum Tod führen. Die MKS ist unter Tieren extrem ansteckend, weshalb meist gleich alle Tiere einer Herde erkranken.

Die Maul- und Klauenseuche kann von lebenden Tieren, aber auch in Fleisch und Milchprodukten sowie auf der Kleidung, dem Schuhwerk oder sogar dem Gepäck von Menschen übertragen werden, die mit infizierten Tieren in Kontakt gekommen sind.

Potenzieller Schaden von 80 Milliarden Dollar

In Australien schätzen Experten, dass ein Ausbruch auf dem Inselkontinent einen wirtschaftlichen Schaden von bis zu 80 Milliarden Dollar verursachen könnte.

«Die Auswirkungen der Maul- und Klauenseuche auf die Landwirte sind unvorstellbar», sagte Fiona Simson, Präsidentin der National Farmers' Federation, letzten Monat gegenüber CNN. Aber: «Es geht nicht nur um die Landwirte. Wenn das australische Bruttoinlandsprodukt um 80 Milliarden Dollar geschmälert würde, wäre das eine wirtschaftliche Katastrophe für alle», so Simpson.

Da die Bestimmung in Australien relativ neu ist, gehörte für den oder die bestrafte Reisende letzte Woche also auch eine gute Portion Pech dazu. Ihr Schicksal dürfte nun aber eine wirksame Warnung an weitere australische Bali-Reisende sein.

(lak)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«I got you, bro» – Heldenhafte Rettung nach Massenkarambolage in den USA
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
eldorak
02.08.2022 17:19registriert April 2019
Ich frag mich ja mehr, warum kauft man sich so was und isst es dann nicht? So einen Burger möchte ich nicht mal eine Stunde nach der Herstellung noch essen :/
493
Melden
Zum Kommentar
avatar
namib
02.08.2022 18:06registriert März 2018
Wenigstens musste er die Pampe nicht essen. Worth every penny😉
331
Melden
Zum Kommentar
18
Ukraine wehrt sich gegen russischen Grossangriff bei Charkiw – das Nachtupdate ohne Bilder
Die Ukraine versucht den russischen Grossangriff nahe der Stadt Charkiw abzuwehren. Derweil gibt es neuerliche Zusagen für Waffenlieferungen. Hier ist das Nachtupdate.

Die Ukraine versucht, den grossen neuen Angriff russischer Truppen im Grenzgebiet nahe der Millionenstadt Charkiw zurückzuschlagen. Russische Kräfte drangen am Montag bis zum Nordrand der Stadt Wowtschansk etwa 40 Kilometer nordöstlich von Charkiw vor. Der ukrainische Generalstab in Kiew stellte es so dar, dass die Gegend von Angreifern gesäubert werde. Der russische Militärblog Rybar berichtete, die russischen Einheiten hätten sich dort festgesetzt.

Zur Story