Stell dir vor, du trittst einen Flug an. Vorher verspürst du allerdings noch einen kleinen Hunger. Statt die Flugzeug-Mahlzeit einzunehmen, entscheidest du dich, am Flughafen noch rasch was zum Mitnehmen zu kaufen. Nach dem Flug kommt dann die dicke Überraschung: Eine Strafe von fast 2000 US-Dollar – weil du den Snack weder fertig gegessen noch deklariert hast.
Klingt absurd? So geschah es aber letzte Woche am Flughafen Darwin in der Nordküste Australiens. Der oder die Reisende wurde dabei zu einer Geldstrafe von 2664 australischen Dollar (1874 US-Dollar) verurteilt. Im Gepäck wurden zwei nicht deklarierte «McMuffins» mit Ei und Wurst sowie ein «Schinkengipfeli» gefunden.
Der Vorfall ereignete sich nur wenige Tage, nachdem die australischen Behörden strenge neue Biosicherheitsvorschriften eingeführt hatten. Der Grund: Ein Ausbruch der sogenannten Maul- und Klauenseuche (MKS) in Indonesien auf Bali, einem beliebten Ziel australischer Touristen.
Das australische Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft liess verlauten, dass ein «Biosicherheitsdetektor-Hund» namens Zinta im Rucksack der betroffenen Person eine «Reihe von nicht deklarierten Risikoprodukten» entdeckt habe, darunter auch die Fast-Food-Produkte.
A passenger traveling from Bali, Indonesia to Australia has found themselves paying a hefty price for a McDonald's breakfast.https://t.co/VcV0NPEIJy
— CNN (@CNN) August 2, 2022
«Dies wird die teuerste McDonald's-Mahlzeit sein, die diese Person je gegessen hat», lässt sich Murray Watt, Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft, in einer Erklärung zitieren. Und weiter: «Diese Geldstrafe ist doppelt so hoch wie die Kosten für einen Flug nach Bali. Aber ich habe kein Verständnis für Leute, die Australiens strenge Biosicherheitsmassnahmen missachten, und die jüngsten Entdeckungen zeigen, dass sie erwischt werden.»
Die beschlagnahmten Produkte wurden nach dem Fund auf Maul- und Klauenseuche getestet, bevor sie vernichtet wurden. «Australien ist frei von der Maul- und Klauenseuche, und wir wollen, dass das auch so bleibt», fügte Watt hinzu.
Letzten Monat kündigte die australische Bundesregierung ein 9,8 Millionen Dollar teures Paket zur Biosicherheit an, das neue Massnahmen an den Grenzen des Landes vorsieht. Dazu gehören laut CNN Fussmatten zur Hygiene an allen internationalen Flughäfen sowie Hunde, die sowohl am Flughafen von Darwin als auch am Flughafen von Cairns stationiert sind.
Die Massnahmen sind eine Reaktion auf die Nachricht, dass sich die hochansteckende Krankheit durch Rinder in Indonesien auszubreiten begann. Die Nichtangabe von Biosicherheitsrisiken stellt deshalb einen Verstoss gegen die australischen Biosicherheitsgesetze dar. Jede Person, die dagegen verstösst, kann mit einer Geldstrafe von bis zu 2664 australischen Dollar (etwa 1’760 Schweizer Franken) belegt werden. Reisenden, die mit einem befristeten Visum nach Australien einreisen, kann gar das Visum annulliert und deshalb die Einreise nach Australien verweigert werden.
Die Maul- und Klauenseuche ist weltweit eine der verheerendsten Viruserkrankungen landwirtschaftlicher Nutztiere. Während die Krankheit für den Menschen relativ harmlos ist, verursacht sie bei Paarhufern wie Rindern, Schafen, Schweinen, Ziegen und Kamelen schmerzhafte Blasen und Läsionen am Maul und an den Füssen, die sie an der Nahrungsaufnahme hindern und in einigen Fällen zu schwerer und akuter Lahmheit und teilweise gar zum Tod führen. Die MKS ist unter Tieren extrem ansteckend, weshalb meist gleich alle Tiere einer Herde erkranken.
Die Maul- und Klauenseuche kann von lebenden Tieren, aber auch in Fleisch und Milchprodukten sowie auf der Kleidung, dem Schuhwerk oder sogar dem Gepäck von Menschen übertragen werden, die mit infizierten Tieren in Kontakt gekommen sind.
In Australien schätzen Experten, dass ein Ausbruch auf dem Inselkontinent einen wirtschaftlichen Schaden von bis zu 80 Milliarden Dollar verursachen könnte.
«Die Auswirkungen der Maul- und Klauenseuche auf die Landwirte sind unvorstellbar», sagte Fiona Simson, Präsidentin der National Farmers' Federation, letzten Monat gegenüber CNN. Aber: «Es geht nicht nur um die Landwirte. Wenn das australische Bruttoinlandsprodukt um 80 Milliarden Dollar geschmälert würde, wäre das eine wirtschaftliche Katastrophe für alle», so Simpson.
Da die Bestimmung in Australien relativ neu ist, gehörte für den oder die bestrafte Reisende letzte Woche also auch eine gute Portion Pech dazu. Ihr Schicksal dürfte nun aber eine wirksame Warnung an weitere australische Bali-Reisende sein.
(lak)