Die Mutter des in Haft gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny hat sich per Videobotschaft an Kremlchef Wladimir Putin gewandt. Sie verlangt, dass ihr der tote Körper ihres Sohnes endlich übergeben wird.
Sie stehe vor dem Straflager «Polarwolf» und warte schon den fünften Tag darauf, dass sie ihren Sohn sehen dürfe, sagte Ljudmila Nawalnaja in der am Dienstag veröffentlichen Videobotschaft. Gemäss Angaben des Kremls ist Nawalny dort am 16. Februar gestorben.
Nawalnaja wendet sich dabei direkt an den russischen Präsidenten:
Sie erhalte bisher weder den Leichnam noch werde ihr gesagt, wo der Körper aufbewahrt werde. Darum fordert sie:
Zuvor hatten Ermittler nach Angaben von Nawalnys Team gesagt, dass die Leiche wegen Untersuchungen noch 14 Tage unter Verschluss gehalten werde. Dagegen fordern Angehörige und Mitarbeiter des Oppositionellen die Herausgabe des Leichnams.
Gleichzeitig hat der Kreml eine von der Europäischen Union geforderte Untersuchung zum Tod von Nawalny abgelehnt: «Solche Forderungen akzeptieren wir überhaupt nicht», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Russland sieht darin eine Einmischung in seine inneren Angelegenheiten. Peskow wies auch Anschuldigungen von Julia Nawalnaja, dass Kremlchef Wladimir Putin ihren Mann getötet habe, als «unbegründet und unverschämt» zurück. Die 47-Jährige hatte am Montag in einer Videobotschaft Putin für den Tod Nawalnys im Straflager nördlich des Polarkreises verantwortlich gemacht und angekündigt, den Kampf ihres Manns gegen das System des Kremlchefs fortzusetzen.
Der nach vielen Tagen in immer wieder angesetzter Einzelhaft körperlich geschwächte Nawalny war nach russischen Behördenangaben am Freitag bei einem Hofgang im Straflager in der Polarregion bei eisigen Temperaturen zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche waren nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos. Nawalny war zum Zeitpunkt des Todes 47 Jahre alt. Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat Mord vor. In Russland wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Kritiker Putins ermordet.
(yam/sda/dpa)