Drei Tage sind vergangen, seit Kreml-Kritiker Alexei Nawalny laut offiziellen, russischen Angaben in einem Straflager verstorben ist. Todeszeit: Freitag, 14.17 Uhr, hiess es von der russischen Regierung. Immer noch haben seine Angehörigen die Leiche nicht gesehen. Auch seine Mutter Lyudmila Nawalnaja wird von den russischen Behörden über den Verbleib ihres toten Sohnes weiterhin im Unklaren gelassen.
Die Kreml-kritische Nachrichtenseite «Mediazona» hat jetzt Überwachungsvideos veröffentlicht, die in der Nähe des Straflagers «Polarwolf» in Sibirien entstanden sind – dort, wo Nawalny zuletzt inhaftiert war. Sie sollen möglicherweise den Transport seiner Leiche ins Leichenschauhaus zeigen:
Die Überwachungsvideos, die in der Nacht von Freitag auf Samstag auf einer Strasse zwischen Labytnangi und Salechard aufgenommen wurden, zeigen einen Konvoi bestehend aus zwei Polizeiautos, einem Transporter der Strafkolonie sowie einer grauen, unidentifizierbaren Limousine. Es wird spekuliert, dass im Transporter die Leiche von Nawalny nach Salechard ins Leichenschauhaus befördert wurde. Dort wird Nawalnys Mutter und Anwalt aber weiterhin der Zutritt verweigert.
Eine Recherche der russischen Zeitung «Nowaja Gaseta Europa» entfacht nun aber Zweifel daran, dass Nawalny erst am Freitag gestorben ist. Ein Häftling berichtet, dass es bereits am Donnerstagabend seltsame Abläufe und Merkwürdigkeiten gegeben habe. Er schliesst daraus, dass Nawalny bereits am Donnerstagabend gestorben sei. Sollte das stimmen, stellt sich die Frage, warum der Konvoi erst rund 24 Stunden später aufbrach. Oder ob er überhaupt wirklich die Leiche transportierte. (lzo)