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Drohnen-Angriffe auf Russland – so verwundbar ist Putins Reich

Drohnen-Angriffe auf Russland – so verwundbar ist Putins Reich

Während Russland Drohnen-Attacken auf Moskau bisher abwehren konnte, scheint die Provinz praktisch ungeschützt. Am Mittwoch wurden erneut zwei Raffinerien an der Schwarzmeerküste angegriffen.
01.06.2023, 11:44
Tomasz Sikora / ch media
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Nachdem am vergangenen Dienstagmorgen der Südwesten der russischen Hauptstadt Moskau Ziel von Drohnen-Attacken geworden war, verzeichnete Russland am Deinstag erneut zwei Angriffe.

Ziel waren dabei zwei Öl-Raffinerien, die beide weniger als 100 Kilometer östlich von Russlands grösstem Öl-Exporthafen am Schwarzen Meer liegen. Gemäss der Nachrichtenagentur Reuters hat eine der Raffinerien Feuer gefangen, die andere sei unbeschädigt geblieben.

Es war der vorerst letzte einer Reihe von Angriffen auf russisches Territorium, für welche die russische Führung die Ukraine verantwortlich macht. Vor wenigen Wochen hatten kurz vor dem wichtigen russischen «Tag des Sieges» am 9. Mai Drohnen den Moskauer Kreml angegriffen und konnten erst unmittelbar über dem Regierungssitz abgewehrt werden.

Mehr zum Drohnenangriff auf den Kreml:

Regierung spielt Drohnen-Angriffe auf Moskau herunter

Verteidigungsminister Sergej Schoigu betonte nach den Drohnen-Angriffen auf Moskau vor wenigen Tagen, bei denen zwei Personen verletzt wurden, dass die russische Flugabwehr die Drohnen «erfolgreich» abgewehrt habe. Laut russischen Angaben sei es gelungen, sämtliche Drohnen abzuwehren.

Die russischen Staatsmedien versuchten, die Angriffe kleinzureden – und räumten ihnen dafür in den Nachrichtensendungen viel Platz ein, wie das unabhängige russische Exil-Medium Meduza berichtete. Immer wieder sei betont worden, dass für die Bevölkerung «keine Gefahr» bestehe.

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Dieses Bild hat der Gouverneur von Belgorod veröffentlicht. Es soll alte Menschen zeigen, die sich in Luftschutzkellern vor mutmasslichen ukrainischen Drohnen verstecken, 31. Mai 2023.Bild: keystone
epa10664802 A handout photo made available by the Governor of Russia's Belgorod region Vyacheslav Gladkov on his Telegram channel shows the aftermath of Ukrainian shelling in the border town of S ...
Schäden nach einer mutmasslichen Drohnenattacke in der russischen Region Belgorod.Bild: keystone

Auch Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin betonte, dass sich die Moskauerinnen und Moskauer keine Sorgen machen müssten. Die Schäden an Gebäuden seien «unbedeutend» und niemand sei «ernsthaft» zu Schaden gekommen.

Die russische Führung ist bemüht, den Krieg von der Metropole Moskau fernzuhalten, damit die Stimmung nicht gegen den Krieg kippt. Laut Umfragen ist eine Mehrheit der russischen Bevölkerung entweder für die «Militärische Spezialoperation» in der Ukraine oder opponiert zumindest nicht aktiv dagegen.

Grenzgebiet zur Ukraine ungeschützt

Russische Öl-Raffinerien und russische Infrastruktur in Grenznähe zur Ukraine waren in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder das Ziel von Angriffen. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um Angriffe von ukrainischer Seite handelt, doch offiziell dazu bekannt hat sich Kiew nie.

Darüber, wie es möglich ist, dass feindliche Drohnen überhaupt ins Landesinnere gelangen, sagte Verteidigungsminister Schoigu nichts. Auch zu den wiederholten Angriffen auf das südrussische Grenzgebiet zur Ukraine, welche die eklatante Schwäche der Flugabwehr in diesen Gebieten offenlegen, äusserte sich der Verteidigungsminister nicht.

Viel lieber spricht er über die Erfolge der russischen Streitkräfte, die die ukrainische Flugabwehr in Kiew beschädigt haben sollen. «In den vergangenen Tagen», so Schoigu, hätten die russischen Streitkräfte amerikanische Luftabwehrsysteme des Typs Patriot beschädigt, so die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

epa10664957 Russian President Vladimir Putin chairs a meeting with members of the government, via a video conference at the Kremlin in Moscow, Russia, 31 May 2023. The main topic of the meeting was is ...
Will die Flugabwehr verdichten. Der russische Präsident Wladimir PutinBild: keystone

Anders als Schoigu ordnet Präsident Wladimir Putin die Situation ein. Bei einem Auftritt im Staatsfernsehen betonte er kürzlich, dass die russische Flugabwehr dringend ausgebaut werden müsse. Das System habe zwar ordentlich funktioniert. Dennoch gebe es Handlungsbedarf, so Putin und kündigte an:

«Wir werden die Flugabwehr verdichten.»
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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Noblesse
01.06.2023 13:02registriert April 2018
Alles Kafisatzleserei. Ich warte auf die Offensiven und drücke Kiev den Daumen! Auf dass sie Erfolg haben. Sie wurden brutal angegriffen!!!!!!
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Luna Merlin
01.06.2023 14:50registriert Dezember 2021
Das System Putin kann auf diese Weise längerfristig gar nicht überleben. Ich hoffe bloss, dass die Ukraine lange genug durchhält und offensiver agieren kann - und dass die westlichen Verbündeten die nötigen Waffen und Munition liefern! Ein Aufstocken der ukrainischen Marine wäre in diesem Zusammenhang jetzt sicher ebenfalls hilfreich!
Nebenbei: Die CH dürfte sich jetzt auch mal klarer ausdrücken und ihren zumindest kleinen Beitrag leisten! 😡
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