Gross war der Zuspruch und das Lob für den Techmilliardär in der westlichen Welt, als Elon Musk zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine erklärte, dass das angegriffene Land beim Abwehrkampf auf die Technologie seiner Starlink-Satelliten zurückgreifen dürfe.
Unsere Berichterstattung damals:
Doch das ist unterdessen rund zwei Jahre her und Elon Musk bewegt sich in der Gegenwart in Sphären, die mitunter als durchaus fragwürdig bezeichnet werden können. So spricht sich der SpaceX-Chef ironischerweise mittlerweile gegen weitere US-Unterstützung für Kiew aus, und das mit eher schwer nachvollziehbaren Argumenten. Und seine Bestrebungen, auf seinem Kurznachrichtendienst X im Rahmen der Meinungsfreiheit auch Botschaften zuzulassen, die ohne Weiteres als russische Propaganda bezeichnet werden können, werfen ebenfalls Fragen auf.
Nicht zuletzt deswegen dürfte die aktuelle US-Regierung, die eng mit Musks SpaceX zusammenarbeitet, die jüngsten Entwicklungen an der russisch-ukrainischen Frontlinie durchwegs kritisch beäugen. Der ukrainische Militärgeheimdienst meldete vor kurzem, dass die Russen immer häufiger ebenfalls die Starlink-Satelliten anzapfen und zu ihrem Vorteil verwenden, wie die NZZ schreibt.
Obwohl Musk und SpaceX versicherten, dass der Zugang Russlands zu den Satelliten so gut wie möglich eingeschränkt werde, scheint Putins Armee immer öfter Wege zu finden, auf die Technologie zurückzugreifen. Für die Russen ein äusserst wichtiger Schritt – sie hatten ausgerechnet in Frontnähe bisher Mühe, eine verlässliche Internetverbindung für die Truppen herzustellen. Die Ukraine besass hier durch angeblich 42'000 Starlink-Terminals einen massiven Vorteil.
Die Russen sollen mittlerweile aber auch im Besitz von zahlreichen Terminals sein. Die Angaben variieren je nach Quelle deutlich, die Rede ist von einigen Dutzend Geräten bis hin zu Tausenden.
Unabhängig davon, wie viele es sind, stellt sich die Frage, wie die Geräte nach Russland gelangten. Und auch, wieso sie dort funktionieren, obwohl sie eigentlich gesperrt sein sollten.
Laut Starlink ist das Satellitennetzwerk in der Ukraine zwar verfügbar. Allerdings nicht in allen Regionen. So soll es beispielsweise in den besetzten oder umkämpften östlichen Gebieten wie dem Donbass gesperrt sein.
Laut der NZZ stimmt dies allerdings wohl nicht. Denn die Ukrainer nutzen Starlink selbst auch an der Front in jenen Gebieten. Demzufolge ist es theoretisch auch möglich, dass die Russen ebenfalls eine Verbindung von dort aufbauen können.
Weil teilweise unklar ist, welches Gebiet von wem kontrolliert wird, sich die Fronten verschieben und Starlink beim Sperren und Freischalten des Empfangsgebiets mit 250 Quadratkilometer grossen Zellen arbeitet, ist eine derart präzise Aktivierung, dass nur eine Konfliktpartei die Satelliten nutzen kann, derzeit fast nicht möglich.
Grundsätzlich bliebe die Möglichkeit, einzelne Terminals abzuschalten. Doch auch das ist nicht ganz einfach, weil: bürokratisch. Die Ukrainer müssten permanent an Starlink übermitteln, welche Geräte, die mit einer individuellen Nummer gekennzeichnet sind, sie nutzen. Da die Russen auch schon Terminals von den Ukrainern erbeutet haben, wäre der Aufwand entsprechend gross. Hinzu kommt, dass die Ukrainer selbst nicht genau wissen, welche Terminals sie besitzen, da diese teilweise von Freiwilligen zur Verfügung gestellt wurden.
Dass beide Seiten mittlerweile Starlink verwenden, zeigt sich unter anderem daran, dass ein regelrechter Kampf ums Datenvolumen an der Front entbrannt ist. Da die Übertragungsrate limitiert ist, kann es zu Einschränkungen kommen, wenn zahlreiche Geräte gleichzeitig verbunden werden. Wer sich mit vielen Menschen schon einmal ein WLAN geteilt hat, kann das gut nachempfinden. Statt HD-Streaming auf Netflix gibt es dann beispielsweise nur noch WhatsApp.
An der Front ist das Problem im Grunde das gleiche, nur die Konsequenzen sind natürlich um ein Vielfaches schwerwiegender: Statt hochauflösender Drohnenbilder von den feindlichen Linien können beispielsweise nur noch Textnachrichten übermittelt werden. Unter Umständen ein tödlicher Nachteil.
Bleibt zu guter Letzt noch die Frage zu klären, wie die Terminals – ausser als Kriegsbeute – sonst noch nach Russland kommen. Starlink ist in Russland weder erwerb- noch empfangbar. Doch dieser Umstand dürfte relativ leicht zu umgehen sein. In einigen Nachbarländern Russlands kann man das System problemlos kaufen, beispielsweise in Georgien oder der Mongolei. Auch gab es bereits Gerüchte, wonach Händler aus dem arabischen Raum Starlink-Satelliten für die Russen einkaufen.
Die Ukraine und SpaceX arbeiten wegen der aktuellen Probleme zusammen, um wieder sicherzustellen, dass nur die Ukraine Elon Musks Satellitennetzwerk nutzen kann, wie der ukrainische Digitalminister Mychajlo Fedorow jüngst erklärte. Für die Ukraine wäre dies äusserst wichtig – denn der Zugriff auf die Satelliten war einer der grössten Vorteile gegenüber den Invasoren.
Die quellen 😂
Sollte sich das bestätigen, dann umgehend seine Werke in Europa durchsanktionieren.