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Bericht enthüllt: So luxuriös (und teuer) ist Putins Superjacht

Putins Superjacht
Eines der beiden Schlafzimmer auf Putins Superjacht.Bild: twitter/maria pevchikh

Nawalnys Recherche-Team enthüllt: So luxuriös (und teuer) ist Putins Superjacht

Ein Wert vom 92 Millionen Euro: Eine Recherche hat Details über Putins Superjacht «Graceful» öffentlich gemacht.
26.08.2023, 10:5727.08.2023, 12:07
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Ein Artikel von
t-online

Sie ist 82 Meter lang und soll 100 Millionen Dollar wert sein: Wladimir Putins Jacht «Graceful». Jetzt sind Details ans Licht gekommen, in welchem Luxus der Kremlchef lebt, wenn er aufs Wasser geht. Im vergangenen Jahr sei das Boot für 32 Millionen Dollar generalüberholt worden, berichtet das Recherche-Team des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny. Es sei im Besitz von 145 Seiten Dokumenten, die Details des Schiffs preisgeben.

Die Luxusjacht war vor Ausbruch des Ukraine-Krieges demnach zur Reparatur in Deutschland, wurde aber im Januar 2022 plötzlich nach Kaliningrad verlegt, so die Recherchen. Der Besitzer sei nicht zufrieden gewesen, wird aus einer E-Mail zitiert. Das Boot sei eigentlich nicht seetüchtig gewesen und sei eilig aus der Werft in Hamburg in die russische Enklave abgeschleppt werden müssen. Dort seien die Arbeiten fortgesetzt worden.

Putin sparte nicht bei Renovierung

Bei der Renovierung liess es der russische Präsident an nichts fehlen. Nachdem er seine Jacht «Scheherazade» wegen Sanktionen des Westens verloren hatte, sollte es offenbar auch auf der «Graceful» an nichts mangeln.

Unterlagen, die dem Nawalny-Team vorliegen, zeigen, dass der Schiffsrumpf komplett neu lackiert wurde, Helikopter-Landeplätze wurden ausgetauscht, und auch die Möblierung in weiten Teilen erneuert. «Das halbe Land ist gezwungen, Geld für Unterwäsche und Socken für mobilisierte Soldaten zu sammeln und Schützengrabenkerzen herzustellen», kritisiert Nawalnys Team die Ausgaben.

Aufnahmen vom Inneren der Superjacht zeigen, wie gut es sich der russische Machthaber gehen lässt. Es gibt ein grosses Schlafzimmer (Kosten für den Teppich: angeblich 48'000 Euro) und ein kleineres, angeblich für weibliche Begleitung. Säulen ragen neben dem Bett zur Decke, nebendran gepolsterte Sessel und eine Tür, die direkt aufs Aussendeck führt. Knapp 40'000 Euro soll allein das Zweisitzersofa kosten, so Maria Pevchikh, die an der Recherche beteiligt war.

Die Spiegel im Bad schlügen mit knapp 10'000 Euro zu Buche, die Marmorwände und der Boden hätten rund eine halbe Million Euro gekostet. Die Kosten für das Kopfteil des Gästebetts werden mit 22'571 Euro angegeben.

Für kleine Porzelanornamente auf den Tischen des Schiffes sollen insgesamt 8'000 Euro ausgegeben worden sein. Im Bücherregal stehen die ledergebundene Encyclopædia Britannica und ein deutsch-russisches Wörterbuch.

Vom Tanzboden zum Schwimmbad

Besonders abgefahren ist der Kinosaal. Denn hier können den Unterlangen nach nicht nur Filme in Liegestühlen sitzend geschaut werden. Er hat auch einen Tanzboden, und der kann – per Knopfdruck – in ein Schwimmbad umgewandelt werden. «Der Boden wird dabei nach unten abgesenkt, der Zwischenraum füllt sich mit Wasser», beschreibt Pevchikh das Innere des Schiffes.

Wer lieber draussen schwimmen will, dem wird rund um die Jacht eine Sicherheits-Barriere gelegt.

Das Büro von Putin ist eher spärlich eingerichtet, im Regal ist auf den Fotos ein Modell seiner beschlagnahmten Jacht «Scheherazade» zu sehen. Auf dem Schreibtisch steht ein Telefon ohne Wählscheibe oder Tastatur, offenbar abhörsicher. Gleiche Modelle sind auch auf anderen Schreibtischen Putins zu sehen.

Dass die Jacht tatsächlich für den Kremlherrscher umgebaut wurde, würden nach Angaben des Nawalny-Teams mehrere Dokumente zeigen. So sei das Schiff zunächst unter einer Offshore-Firma registriert gewesen, die einem Schulfreund von Putin zugerechnet wird. Dieser würde sich auch um Putins Weingebiete kümmern. Es sei 2020 an eine russische Firma verkauft worden – der Name der Besitzer sei aber Geheimsache.

Mitarbeiter des FSO – zuständig für die Sicherheit des Präsidenten – seien von der «Scheherazade»-Jacht auf die «Graceful» versetzt worden. Aufnahmen nahe Estland hätten gezeigt, dass die Jacht von einem Boot der russischen Küstenwache begleitet wird. Und schliesslich haben die USA die «Graceful» auf eine Sanktionsliste gesetzt. Der Grund: «Mit Putin verbunden», heisst es in einem Dokument des «Office of Foreign Assets Control».

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lafayet johnson
26.08.2023 11:19registriert Juli 2020
«Der Boden wird dabei nach unten abgesenkt, der Zwischenraum füllt sich mit Wasser», beschreibt Pevchikh das Innere des Schiffes.

Ah, gleiches Prinzip wie bei der Moskva. Ausser das da das komplette Schiff auf Knopfdruck mit Wasser gefüllt wurde. Clever, diese Russen ..
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Blaugrana
26.08.2023 11:09registriert Januar 2017
Bringt doch mal ein paar ukrainische Seedrohnen in die Nähe von Kalliningrad, der Hafen braucht ein neues künstliches Riff.
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manuel0263
26.08.2023 11:38registriert Februar 2017
Es fällt einem wirklich schwer, in Putins Verhalten und Charakter irgendeinen Sinn zu erkennen. Der Westen ist ja so dekadent und so böse und will sein Gebiet ständig erweitern und ihn und sein russisches Zarenreich dauernd angreifen. Und daher haben er und seine (Ex-)Oligarchenfreunde viele Jahre lang das Öl und Gas des russischen Volkes an diesen bösen Westen verkauft und damit zig Milliarden eingenommen ('verdient" ist wohl das falsche Wort). Und man lebt ja auch gern in diesem "Westen", bringt den Nachwuchs auf dessen Schulen und lässt sich dort superteure extrem luxuriöse Yachten bauen.
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