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Das dekadente Leben der Frau des russischen Vize-Verteidigungsministers

Das dekadente Leben der Svetlana – der Frau des russischen Vize-Verteidigungsministers

21.04.2023, 16:3223.04.2023, 18:15
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Das ist Svetlana. Svetlana verkörpert den Luxus, die High Society, den Reichtum. Juwelen hier, Champagner da, und dort drüben ein Rolls-Royce und eine Millionenvilla. Doch Svetlana ist nicht einfach irgendeine vermögende Lebefrau, sondern die Ehefrau des stellvertretenden Verteidigungsministers von Russland.

Dieses Jahr wurde sie dabei beobachtet, wie sie in einem französischen Luxus-Ski-Ort flanierte und Party machte – obwohl ihr Mann heftigst sanktioniert ist. Alles über sie, ihr dreistes Leben, ihren Mann und was du sonst noch wissen willst.

Wer ist Svetlana S./M./I.?

Über die jungen Jahre der C-Prominenten Svetlana Sacharowa ist nicht viel bekannt. Ein Bericht des russischen Klatschblatts «Tatler» erzählt uns, dass sie Volkswirtschaft studierte. Weil zur Zeit ihres Abschlusses in den 1990er-Jahren Russland arg von einem Fachpersonalmangel gebeutelt gewesen war, erhält sie sozusagen direkt ab dem Studium den Posten einer Finanzdirektorin. Mit rund 20 Jahren.

Bei der Firma, für die sie arbeitet (dem russischen Marktführer in der Druckerei-Branche), lernt sie ihren zukünftigen Ehemann kennen: Michail Maniovich. Die beiden verlieben sich, und es geht nicht lange, bis die Heiratsglocken läuten. Er ist 48, sie 22. Ab jetzt trägt sie den Namen Svetlana Maniovich.

Maniovich ist sehr vermögend – und muss das auch sein; sie benötigt, laut eigener Aussage, rund 50'000 Franken pro Monat für ihren Lifestyle. Doch wie so vieles im Leben ist auch ihre Ehe nicht von unendlicher Dauer. 2008 lassen sich die Maniovichs nach einem mehrjährigen Prozess scheiden. Das Klatschmagazin «Tatler» vermarktet die Trennung. In Moskau hätten sich gar zwei Fan-Lager dazu gebildet – das eine für Svetlana, das andere für Michail.

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Der Grund für die Trennung ist nicht wirklich bekannt. Michail habe sehr um sie gekämpft, sagt Svetlana: «Er hat sogar zum ersten Mal in seinem Leben Sport gemacht und 40 Kilogramm verloren.» Doch alles hilft nichts. Svetlana heisst wieder Sacharowa und hat schon lange einen Neuen: Timur Iwanow.

Timur Iwanow, Stellvertreter

Als die beiden sich kennenlernen, ist Iwanow «bloss» stellvertretender Vorsitzender eines grossen russischen Atomstrom-Unternehmens. Später wird er stellvertretender Vorsitzender der Regierung des Bezirks Moskau. Sein Chef: Sergei Schoigu, heute bekannt als Verteidigungsminister Putins.

Mit ihm kann Svetlana das Leben in vollsten Zügen geniessen. Im August 2013 postet sie auf Instagram ein Bild ihrer Tochter in Saint-Tropez. Dazu schreibt sie scherzhaft, dass die Kleine als Spielzeug Champagnerkorken hätte und darum eine schwere Kindheit erlebe.

Recherchen des Teams um Oppositionspolitiker Alexei Nawalny haben gezeigt, dass die Familie während dieser Ferien eine Villa gemietet hatte – 5 Schlafzimmer, 5 Bäder und 2 Zimmer fürs Personal. Die Kosten des Häusleins: rund 120'000 Franken pro Monat. Dazu kommt noch eine 37 Meter lange Yacht, zum schlappen Preis von 90'000 Franken.

Ein Jahr später geht es wieder nach Saint-Tropez. Diesmal eine neue Villa – mit 8 Schlafzimmern. Preis: 110'000 Franken pro Monat. 2015 sind es nur noch 7 Schlafzimmer, dafür aber auch nur noch 150'000 Franken für einen Monat Ferien. Im Jahr darauf geht es für Timur in der Karriereleiter weiter hoch: Er folgt seinem Chef Schoigu in die nationale Ebene und wird stellvertretender Verteidigungsminister.

Nun könnte man meinen, dass Timur als Staatsangestellter von Rang und Namen etwas Enthaltsamkeit zeigen sollte. Doch weit gefehlt – Saint-Tropez ist wieder angesagt. Timur feiert 2016 dort auch seinen Geburtstag, man mietet eine Villa mit Tennisplatz und Helikopterlandeplatz an. Und wieder eine Yacht. Die Verträge werden auf den Namen eines Kindermädchens der Tochter ausgestellt. Die Gesamtkosten für diese Ferien belaufen sich auf rund 260'000 Franken für einen Monat.

Doch ist die Familie nicht nur in den Ferien spendabel, nein, durchaus nicht.

Rolls-Royce(s) und Juwelen

Die E-Mail-Verläufe von Svetlana, die dem Rechercheteam von Nawalny vorliegen, zeigen die Abgründe der Ausgaben.

Im Zeitraum von 2013 bis 2018 gehen für den Kauf eines Rolls-Royce Corniche 200'000 Stutz drauf. Es ist der Zweite. Den anderen fährt sie in Russland. Das neuere Modell fährt in der Sonne der Côte d'Azur.

Dieses Kleid, das Svetlana trägt, kostet rund 60'000 Franken.

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bild: twitter

Ein Satz antiker Möbel, den sich Svetlana leistet, kostet 85'000.

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Und dann, im Februar 2022, greift Russland die Ukraine an. Svetlanas Mann in der Rolle als stellvertretender Verteidigungsminister ist mitverantwortlich für das Geschehen. Doch das hindert Svetlana nicht, ihren dekadenten Lebensstil weiter zu pflegen: Im März 2022 lässt sie auf einen Schlag mehrere Hunderttausende Franken liegen. Und zwar nicht irgendwo, sondern bei einem Pariser Juwelier, der von vielen als «Fabergé unserer Zeit» bezeichnet wird (und zu dem man eine private Einladung braucht). Sie bezahlt dabei nicht selbst, sondern ein Freund. Der Name des stellvertretenden Verteidigungsministers soll ja nicht in Verbindung mit solchen Luxus-Läden kommen.

Doch woher hat Svetlana (oder besser gesagt Timur) das Geld für solch kostspieligen Schnickschnack? Der russische Staat bezahlt jemanden in seiner Position wohl nicht schlecht, aber solche Käufe sind nun wirklich ausserhalb einer offiziellen Entlöhnung. Werfen wir einen Blick auf die Tätigkeiten von Timur.

Korruption? Eh nöd.

Als stellvertretender Verteidigungsminister fallen mehrere Aufgaben in seinen Bereich. Nebst, nun ja, der Vertretung für Schoigu ist Timur Iwanow auch für die Infrastruktur und Bauvorhaben der Armee zuständig. Munitionslager? Timur Iwanow. Neue Kasernen für Kadettenkorps? Timur Iwanow. Diese «Hauptkirche der Streitkräfte Russlands», die kein verspäteter Aprilscherz der watson-Redaktion, sondern Realität ist?

Diese Kirche hat den russischen Steuerzahler rund 90 Millionen Franken gekostet.
Diese Kirche hat den russischen Steuerzahler rund 90 Millionen Franken gekostet. bild: wikimedia

Timur Iwanow.

Das neue Prestigeprojekt des stellvertretenden Stellvertreters der Stellvertreter: Der Wiederaufbau von Mariupol. Hier wird die Geschichte interessant.

Das okkupierte Mariupol war unlängst wegen des Besuchs von Kreml-Chef Wladimir Putin höchstpersönlich in die Schlagzeilen gekommen. Das Ziel seiner Visite: Er wollte die Bauarbeiten in der (von Russland zerbombten) Stadt besichtigen.

Die Arbeiten werden von mehreren Firmen verrichtet, aber eine hat einen besonders dicken Auftrag angeln können: Olympsistroi. In den letzten Jahren hat Olympsistroi Aufträge im Wert von über 700 Millionen Franken erhalten. Vergeben wurden diese Aufträge, logischerweise, von Timur Iwanow.

Iwanow bei einer Inspektion.
Iwanow bei einer Inspektion.bild: twitter

Zwei hohe Tiere von Olympsistroi besitzen nebenbei eine andere Firma, Oboronpeststroi. Der Name taucht in den Archiven von Svetlanas Mail-Verlauf mehrfach auf – und zwar in Rechnungen. So hat Oboronpeststroi mehrfach Rechnungen für Privatprojekte der Familie bezahlt. Marmor für die Winterdatscha. Sanitärinstallationen für die Moskauer Wohnung. Schränke, Baumaterialien und was das Herz sonst noch begehrt – bezahlt von anderen.

Auch das Land, auf dem die Familie zurzeit ihr zweites Landhaus baut, gehört einer Firma, welche wiederum Oboronpeststroi gehört. Zufall?

Sanktionen umgehen für Dummies

Timur Iwanow wurde im Oktober 2022 (reichlich spät) auf die Sanktionsliste der EU gesetzt. Normalerweise gelten solche Einschränkungen auch für Familienmitglieder und Angehörige.

Svetlanas Name findet sich jedoch auf keiner Liste. Warum? Sie hat sich ein paar Monate zuvor scheiden lassen. Dabei hatte sie erst kürzlich ihren Namen zu Iwanow ändern lassen. Interessanterweise bleibt jedoch dieses Mal die Berichterstattung des «Tatler» aus.

Keine Fan-Lager in der Moskauer Elite, kein öffentlicher Streit um die Kinder, rein gar nichts lässt darauf schliessen, dass die beiden kein Paar mehr sind. Aber offiziell hat Svetlana nichts mehr mit Timur zu tun.

Svetlana Sacharowa macht Party

Video: watson

Und so wurde Svetlana Anfang Jahres im französischen Luxus-Ski-Ort Courchevel beim Flanieren, Shoppen und Party machen gesichtet. Wie es sich für die russische Oberschicht gehört, in Fell gekleidet. Und trotzdem irgendwie stillos.

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96 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Helvetiavia Philipp
21.04.2023 17:03registriert Februar 2018
Wir sollten ihr und ihrem Mann dankbar sein. Jeden Rubel, den sie vom Verteidigungsetat entziehen (sei es durch Scheinrechnungen, oder indem sie sich bei der Auftragsvergabe schmieren lassen, und den Waffenherstellern dann überteuerte Aufträge zuschanzen), ist ein Rubel weniger, der effektiv in die Kampfkraft Russlands investiert werden kann.

Russische Korruption hilft der Ukraine.
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Bluecat1965
21.04.2023 17:08registriert Dezember 2020
Und plötzlich ist der böse Westen gut genug!!
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Lowend
21.04.2023 16:51registriert Februar 2014
Dieser grässliche Protz neureicher Russ:innen hat jedenfalls rein gar nichts mit Kultur oder gutem Geschmack zu tun.
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