Gestern gingen in über 25 russischen Städten Menschen auf die Strasse, um gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren. Auch in St.Petersburg wurde zum siebten Tag in Folge protestiert.
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Die Polizei geht allerdings rigoros gegen die Protestierenden vor – bereits 7586 Menschen sollen seit Beginn der Anti-Kriegs-Demonstrationen festgenommen worden sein. Dies berichtet das Bürgerrechtsportal Owd-Info.
The main street in St Petersburg, Russia tonight.
— A𝔥𝔪𝔢𝔡 E𝔩 𝔰𝔢𝔣ý (@ahmedelsefy17) March 3, 2022
The crowd is chanting "No to War!" "Shame!" & "Ukraine is not our enemy!" #Ukriane #UkraineRussiaWar #Kyiv #Kherson #Kharkov #Kiev #Moscow #Russia pic.twitter.com/aTQONiooBO
Auf Twitter wurde ein Video verbreitet, welches die Verhaftung einer kleinen, alten Frau zeigt. Die Menschen sind ob dem Mut der Russin beeindruckt, die sich trotz ihres hohen Alters auf die Strasse wagt, wo sie mit einer Festnahme rechnen muss. Wer ist sie?
Es handelt sich um die in St.Petersburg wohnhafte Künstlerin Yelena Osipova. In ihrer Stadt ist sie keine Unbekannte: Sie ist eine der wenigen Überlebenden der Belagerung von Leningrad im Zweiten Weltkrieg. In der wohl schrecklichsten Schlacht dieses Krieges starben rund 1,5 Millionen Menschen im Kugelhagel, durch die Kälte oder Hunger und Durst.
Seit 20 Jahren geht sie regelmässig mit selbstgemalten Plakaten an Proteste, wobei sie gemäss eigenen Angaben schon mehr als einmal festgenommen worden sei.
Im Rahmen ihrer ersten Ausstellung im Jahr 2015 publizierte das Magazin «The Russian Reader» ein Interview mit ihr. Sie habe Kunst studiert, 30 Jahre unterrichtet und vorwiegend Portraits und Landschaften gemalt.
Die Kehrtwende kam 2002 mit der Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater. Damals brachten tschetschenische Terroristen 850 Menschen in ihre Gewalt und forderten den Rückzug russischer Truppen aus Tschetschenien. Sie sei die Einzige gewesen, die danach auf die Strasse gegangen sei. Ihr erstes Plakat bestand aus simplen Buchstaben: «Wir sind alles Geiseln von gewaltsamer, provokativer, imperialistischer Politik.»
I love this woman, artist, activist. I am in awe of her bravery. Yelena Osipova... I did not know about her until just now seeing this march 2nd post (source unknown) and did an online search. 💙 here is more about her: https://t.co/VtkczI7skA pic.twitter.com/RB3tqEfcg9
— #shethetired (@maker_of_quilts) March 2, 2022
Seither hat sie viele weitere Plakate gemalt und an Protesten teilgenommen. So protestierte sie im März 2014 unter anderem gegen den Krieg im Irak. «Glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Krieges», heisst es auf dem Plakat, welches sie gemalt hat. Darauf abgebildet sind Frauen mit Babys und Frauen, die um tote Männer trauern.
That seems to be her protest outfit...
— jules bâbord amure (@leVentJules) March 2, 2022
"Artist Yelena Osipova holds a poster that reads, “Don’t believe in the justice of war,” during an unauthorized anti-war protest outside Kazan Cathedral in Petersburg on March 15, 2014. Photo by Sergey Chernov" pic.twitter.com/AHSVvE5Fyz
Auch als der Krieg mit der Ukraine 2014 begann, ging sie mit Plakaten protestieren. Es seien nicht viele Menschen anwesend gewesen, erzählt sie. Dennoch empfindet sie die Einigkeit mit den Protestierenden als etwas Tröstliches: «Die Menschen, die an solchen Ereignissen teilnehmen, denken wie du und das ist ziemlich wichtig. Du spürst, dass du mit deinen Gedanken nicht alleine bist, dass andere Menschen genauso denken.»
Auch gestern war sie nicht alleine. Das zeigt auch die überwältigende Reaktion im Netz. Menschen aus aller Welt loben sie für ihren Mut und ihren Aktivismus.
Gemäss ersten Berichten war Osipova abgeführt und verhaftet worden. Der Pressedienst der russischen Polizei von St.Petersburg und Lenoblast teilte später jedoch mit, dass Osipova mit einem Streifenwagen nach Hause gefahren worden sei. (saw)
Absolut gerechtfertigt, dass hier die voll ausgerüstete Polizei sie abführt.
Die Personen dort sind bereits völlig verwirrt und verhalten sich unnatürlich. Gerade noch rechtzeitig konnte die Bevölkerung vor einer Ausbreitung abstruser Gedanken nach Freiheit und Demokratie, die sich schlagartig weiter verbreiten könnte, geschützt werden.