Maria Moskaljowa, deren Geschichte wegen einer Anti-Kriegs-Zeichnung um die Welt ging, hat offenbar das Waisenhaus verlassen können. Dies berichtet die Kinderbeauftragte des Kremls, Marija Lwowa-Belowa. Moskaljowa, deren Vater Alexei wegen «wiederholter Diskreditierung der russischen Armee» verurteilt wurde, soll nun bei ihrer Mutter leben.
Wie es zur Wiedervereinigung von Mutter und Tochter kam, ist unklar. Die Nachrichtenagentur Reuters weiss anhand von juristischen Dokumenten, dass die beiden seit langer Zeit nicht mehr miteinander in Kontakt standen. Maria lebte mit ihrem alleinerziehenden Vater.
Lwowa-Belowa sagt, sie habe Moskaljowa vorgeschlagen, zu ihrer Mutter zu ziehen. Dann dürfe sie das Waisenhaus verlasen. Dabei stiess sie zunächst aber auf Widerstand: «Maria wollte zunächst nicht zu ihrer Mutter», so die Politikerin. Das Problem: Das Einverständnis des Mädchens ist, auch wenn sie minderjährig ist, eine zwingende Voraussetzung.
Schliesslich kam es offenbar doch zur Wende. «Marias Ansicht dazu hat sich verändert, sie hat es mir selber am Telefon gesagt», so Lwowa-Belowa. Kurz darauf sei sie von ihrer Mutter Olga aus dem Heim abgeholt worden. Als Beweis dafür veröffentlichte Lwowa-Belowa ein Foto der beiden. Auf diesem sitzen sie gemeinsam auf einem Bett, schauen sich in die Augen und lächeln. Warum Moskaljowa ihre anfängliche Meinung änderte, bleibt unklar. Lwowa-Belowa sagt lediglich: «Ich bin glücklich über den Start der Wiedervereinigung von Mutter und Tochter.»
Marija Lwowa-Belowa gilt als umstrittene Politikerin. Im Kreml bekleidet sie derzeit das Amt der Präsidialkommissarin für Kinderrechte. Dabei soll sie auch im Ukraine-Krieg eine wichtige Rolle spielen: Sie wird verdächtigt, Deportationen ukrainischer Kinder in die Ukraine organisiert zu haben. Sie selbst lässt sich gerne dabei fotografieren, wie sie ukrainische Kinder Richtung Russland begleitet. Der Internationale Strafgerichtshof hat gegen Lwowa-Belowa einen Haftbefehl erlassen.
Während Maria Moskaljowa nun bei ihrer Mutter zu leben scheint, ist das Schicksal ihres Vaters Alexei weiter unklar. Der 54-Jährige war vor der Verkündung des Gerichtsurteils – zwei Jahre Straflager – geflüchtet, wurde vor einigen Tagen aber in der belarussischen Hauptstadt Minsk gefasst. Sein momentaner Aufenthaltsort ist unklar.
Am Donnerstag hätte in seiner Heimatstadt Jefremow ein weiteres Gerichtsverfahren eröffnet werden sollen, bei dem Moskaljow das Sorgerecht für seine Tochter aufgrund seiner vermeintlichen Kritik am Krieg endgültig hätte verlieren können. Wie die BBC berichtet, versammelten sich diverse Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude, um Moskaljow zu unterstützen. Eine Frau soll dabei ein Schild mit dem Schriftzug «Putin isst Kinder» hochgehalten haben. Die Anhörung wurde schliesslich auf den 20. April vertagt. (dab)