Den 14. September 2019 werden die Saudis so schnell nicht vergessen: Es war kurz vor Sonnenaufgang, als zwei Ölanlagen im Osten des Landes von Hunderten von Drohnen attackiert wurden. Wenige Minuten später brannte die grösste Ölverarbeitungsanlage der Welt lichterloh. Die Hälfte der saudischen Ölproduktion musste daraufhin für mehr als eine Woche eingestellt werden.
Für das Inferno übernahmen die jemenitischen Huthis die Verantwortung. Tatsächlich waren es wohl vor allem Iraner, die die Drohnenschwärme auf die Anlagen gelenkt hatten, ohne dabei von der amerikanischen Luftabwehr der Saudis getroffen zu werden. Auch im Libanon sowie im syrischen Bürgerkrieg werden Drohnen «made in Iran» «erfolgreich» eingesetzt. Gesteuert von Kämpfern der Hisbollah fliegen sie auch im Grenzgebiet mit Israel sowie in den Bergen um die besetzten Golanhöhen.
Begonnen hatte die iranische «Erfolgsstory» im Dezember 2011, als eine amerikanische Tarnkappendrohne vom Typ RQ-170 auf der Luftwaffenbasis Kandahar in Afghanistan gestartet war. Mehrere Stunden später landete sie weitgehend unbeschadet im Ost-Iran. Man habe die in 12?000 Meter Höhe fliegende Drohne mit elektronischer Kriegsführung gehackt und so zur Landung gezwungen, behaupten die Iraner. Beweise für das erfolgreiche Umleitungsmanöver gibt es nicht.
Fest steht jedoch, dass amerikanische «Sentinel» erfolgreich «ausgeschlachtet» werden konnten und seither als Vorlage für die Entwicklung iranischer Kampfdrohnen vom Typ Shahed-129 und Shahed-149 Gaza dienen. Letztere hat eine Reichweite von 2000 Kilometern und kann nach einer Flugzeit von 35 Stunden bis zu 13 kleinere Bomben ins Ziel bringen.
Das wissen auch die USA, die vor fast genau drei Jahren eine 220 Millionen Dollar teure Drohne von Typ RQ-4 A Global Hawk über dem Golf vom Oman verloren hatten, abgeschossen mit Flugabwehrraketen «made in Iran». Glaubt man Jake Sullivan, dem nationalen Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, dann bereiten sich die Iraner gegenwärtig darauf vor, «Hunderte von Drohnen» an die russische Armee zu liefern.
Unter den unbemannten Luftfahrzeugen seien auch Modelle, die Waffen transportieren könnten. Bereits in wenigen Tagen würden russische Soldaten im Iran für die Drohneneinsätze ausgebildet werden. Beweise für die amerikanischen Behauptungen gibt es nicht.
Aus Teheran wurde zwar eine «militärische Zusammenarbeit» mit Russland bestätigt, die Lieferung der Drohnen aber nicht. Experten halten diese allerdings für durchaus möglich. Es gebe verschiedene Anzeichen dafür, dass den russischen Streitkräften in der Ukraine die Präzisionswaffen ausgingen, was sich durch die Lieferung von iranischen Drohnen ändern könnte, sagte Frederik Kagan, ein Militärexperte vom American Enterprise Institute, der «Washington Post».
Die Auswirkungen seien gegenwärtig nur schwer abzuschätzen. Iranische Drohnen würden den Russen aber «mehr Möglichkeiten geben, tiefer in ukrainischen Gebieten anzugreifen». Der Kremlchef reist persönlich nach Teheran Die Intensivierung der militärischen Zusammenarbeit zwischen Moskau und Teheran dürfte eines der Themen des für kommenden Mittwoch geplanten Besuches von Wladimir Putin in Teheran sein.
Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten haben sich seit dem Amtsantritt des fundamentalistischen iranischen Präsidenten Ibrahim Raisi, dessen erster Auslandsbesuch nach Moskau ging, weiter verbessert.
Russland hat der Islamischen Republik die Lieferung von hochmodernen Sukhoi-5- Kampfflugzeugen sowie des Raketenabwehrsystems S-400 in Aussicht gestellt. EU-Diplomaten in Teheran gehen davon aus, dass Iran Russland bei der Umgehung von Sanktionen unterstützen könnte.
Für Russland nützlich ist die Eröffnung eines neuen Handelskorridors vom Kaspischen Meer zu den iranischen Häfen am Persischen Golf. Russische Exporte könnten so ihre Zieldestinationen fast doppelt so schnell wie durch den Suezkanal erreichen.
An dem russisch-iranischen Gipfeltreffen wird auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan teilnehmen. Dabei dürfte vor allem die angespannte Lage in Nord-Syrien zur Sprache kommen. Die Türkei plant dort eine neue Grossoffensive in den Kurdengebieten, was in Moskau und Teheran wenig Begeisterung auslöste. (lab/aargauerzeitung.ch)
Aber einmal mehr ist es Schade, dass auch der Iran seine Ressourcen für Waffen anstelle des Volkes verschwendet.