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Was Russland in diesem Jahr von der Ukraine eingenommen hat

epa11484353 A handout photo made available by the Special Forces Battalion Donbas of the 18th Slavic Brigade of the National Guard of Ukraine shows Ukrainian servicemen firing a homemade rocket launch ...
Ukrainische Einheit im Donbas: Russland rückt vor.Bild: keystone

Was Russland in diesem Jahr von der Ukraine eingenommen hat

31.07.2024, 04:5631.07.2024, 16:01
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Russland nimmt seit Beginn des Jahres langsam, aber stetig weitere Gebiete der Ukraine ein. Am stärksten unter Druck stehen die ukrainischen Verteidiger aktuell in der Oblast Donezk. Vor Pokrowsk nahmen am Wochenende russische Einheiten die beiden Dörfer Prohres und Jewheniwka ein. Präsident Selenskyj musste zugeben: «In Richtung Pokrowsk erfolgten in dieser Woche die zahlreichsten Angriffe. In Donezk gibt es extreme Herausforderungen.»

Auch wenn Forbes vor vier Tagen meldete, dass die Ukraine einen massierten russischen Vorstoss mit 11 Panzern, 45 Infanteriegefährten und mehreren Hundert Soldaten erfolgreich abwehrte und dabei den Grossteil der feindlichen Truppen vernichten konnte: Das Momentum im Krieg in der Ukraine gehört aktuell den Invasoren. Doch wo liegt das Gebiet, in dem Russland neue Gebiete erobern kann – und wie schnell geht der Vorstoss?

Die Stadt Pokrowsk (60’000 Einwohner) befindet sich 70 Kilometer südwestlich von Bachmut. Wenige Kilometer östlich davon stossen russische Truppen seit Jahresbeginn am schnellsten vor. Fast 20 Kilometer konnten Russlands Einheiten dort vorrücken. Den Löwenanteil davon im Monat Juli.

Rot: russische Gebietsgewinne im Jahr 2024.
Rot: russische Gebietsgewinne im Jahr 2024. bild: deep state/watson
Rot: russische Gebietsgewinne im Juli 2024.
Rot: russische Gebietsgewinne im Juli 2024. bild: deep state/watson

Im Juli verschob sich die Front auf einer Breite von ein paar hundert Metern acht Kilometer zuungunsten der Ukraine. Dabei gelang es den Invasoren, bei Prohres zwei Bataillone der Ukraine einzukreisen. Laut verschiedenen Quellen eine Folge eines massiven Fehlverhaltens des Kommandos der ukrainischen Einheiten. Nachdem sich die Truppen gegen ihre Führung aufgelehnt hatten, gelang es ihnen, sich aus der misslichen Lage herauszukämpfen.

Weiter nördlich fallen die Gebietsverluste (rot) der Ukraine (im Juli) wesentlich geringer aus.
Weiter nördlich fallen die Gebietsverluste (rot) der Ukraine (im Juli) wesentlich geringer aus.

Wie gross sind die neu eroberten Gebiete? Seit Beginn des Jahres hat Russland entlang der Front knapp 920 Quadratkilometer ukrainischen Boden eingenommen. Das entspricht der Fläche des Kantons Glarus.

Pro Monat waren es im Schnitt 131 Quadratkilometer – etwas mehr als die Fläche des Vierwaldstättersees. Die Vergleiche mit Schweizer Kennzahlen helfen, absolute Grössen einzuschätzen.

Für einen Vergleich mit der Ukraine sind sie aber nur bedingt hilfreich. In der Ukraine, das Land ist über vierzehnmal so gross wie die Schweiz, herrschen andere Dimensionen. Alleine die beiden Oblaste Luhansk und Donezk sind zusammen (53’201 km²) wesentlich grösser als die Schweiz (41'285 km²). Ein Grossteil davon fiel nach dem Einmarsch 2022 in russische Gewalt. Die Ukraine kontrolliert in den beiden Oblasten noch Gebiete mit einer Fläche von 10’720 km². Behält Russland sein aktuelles Eroberungstempo bei, dauert der Abnützungskampf um Luhansk und Donezk weitere sieben Jahre.

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135 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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felixJongleur
31.07.2024 06:32registriert Dezember 2014
So viel Land wie möglich besetzen, egal was es an Soldatenleben kostet, bis dann Trump gewählt wird, das ist wohl der Plan des Zaren.
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Cpt. Jeppesen
31.07.2024 07:45registriert Juni 2018
In einem Jahr knapp 20 KM Geländegewinn, Preis dafür täglich 1000 - 1300 Tote und Verwundete auf russischer Seite. Um mit diesen Verlusten die Ukraine zu besetzen müsste Russland ein Staat mit über 600 Millionen Einwohnern sein. Putin weiss, dass er bald verhandeln muss, deshalb probiert er nun, ungeachtet der Verluste, noch jeden QM Land mitzunehmen, um später eine vermeintlich bessere Ausgangsposition zu haben. Dazu aber müsste auch noch Trump der neue Präsident werden.
Putin pokert sehr hoch, inzwischen geht seine Wirtschaft hopps. Bin gespannt wie lange er noch Frieden in RU halten kann.
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FACTS
31.07.2024 07:32registriert April 2020
Es geht bei einem Abnützungskrieg wie derzeit in der UKR nicht primär um schnelle Eroberung, sondern um die Auslaugung der gegnerischen Ressourcen. Und da hat RUS derzeit klar die Nase vorn.

Einerseits weil RUS aufgrund seiner Grösse den Krieg selbst bei grösseren absoluten Verlusten viel länger durchhalten kann - erst recht, falls UKR bei einem Sieg Trumps im November ihren wichtigsten Verbündeten verlieren könnte.

Andererseits weil die UKR den Krieg auf eigenen Boden führen muss und die gesamte Infrastruktur des Landes unter Beschuss steht, während das russ. Hinterland kaum betroffen ist.
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