Kremlchef Wladimir Putin hat den indischen Premier Narendra Modi in seiner Residenz in Nowo-Ogarjewo bei Moskau zum Tee empfangen. Der russische Präsident und der indische Regierungschef einigten sich dabei nach Angaben der Staatsagentur Tass, verschiedene Themen zunächst inoffiziell zu erörtern. Offiziell wollten sie erst am Dienstag sprechen.
Die Begrüssung der beiden soll recht herzlich ausgefallen sein, wie der «Spiegel» berichtet. Mit «mein lieber Freund», soll Putin Modi begrüsst haben. Woraufhin der sich für «die Einladung nach Hause» bedankt habe. Anschliessend umarmen sie sich und spazieren durch den Garten. Während Putin redete, hörte der indische Premier zu, so der «Spiegel».
Die Botschaft der Bilder ist klar: Auch nach knapp zweieinhalb Jahren Angriffskrieg in der Ukraine ist Russland alles andere als isoliert oder soll zumindest so aussehen. Dazu dienen auch weitere Treffen der vergangenen Tage und Wochen. Der Premier Ungarns, Viktor Orban – zugleich auch EU-Ratspräsident – hatte Putin zuvor am Freitag in Moskau besucht.
Die Besuche Orbans und Modis waren nicht die einzigen aussenpolitischen Erfolge des Kremlchefs. Im Mai und Juni war Putin erst zu Gast in China, Nordkorea, Vietnam und dann vergangene Woche in Kasachstan. Laut «Spiegel» hebe sich das Treffen mit Modi dennoch von den anderen ab. Denn anders als die zuletzt genannten Staaten, ist Indien kein Gegner des Westens, sondern ein demokratischer Partner.
Bei der offiziellen Visite Modis soll nach Kremlangaben auch über Russlands Invasion in der Ukraine gesprochen werden. «Wir streben danach, eine unterstützende Rolle für eine friedliche und stabile Region zu spielen», sagte Modi dem Fernsehsender ntv zufolge.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigt sich zu dem Treffen zwischen Putin und Modi enttäuscht. Auf der Kurznachrichtenplattform X schrieb er:
In Ukraine today, 37 people were killed, three of whom were children, and 170 were injured, including 13 children, as a result of Russia’s brutal missile strike.
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) July 8, 2024
A Russian missile struck the largest children's hospital in Ukraine, targeting young cancer patients. Many were… pic.twitter.com/V1k7PEz2rJ
Es werde für westliche Beobachter interessant, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow vorab mit Blick darauf, dass Modi zum Ärger Kiews im Juni dem von der Ukraine initiierten Friedensgipfel in der Schweiz fernblieb.
Bislang gibt sich Indien im Ukraine-Krieg neutral. Sowohl die Beziehungen zum Westen als auch zu Russland werden weiterhin gepflegt. Zu dem Treffen der sogenannten BRICS-Staaten – bei dem Russland im Herbst Gastgeber sein wird – ist Modi ebenfalls eingeladen. Zu den BRICS-Staaten gehören unter anderem Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an.
Indien treibt immer intensiver Handel mit der Rohstoffgrossmacht und ist inzwischen ein Grossabnehmer russischen Erdöls. Moskaus Medien hatten bereits in den vergangenen Tagen berichtet, dass diese Reise Modis nach dessen Wiederwahl ein besonderes Zeichen der Wertschätzung sei für die Beziehungen Indiens zu Russland. Russland ist für Indien ein wichtiger Energielieferant.
Nach dem Treffen mit Putin will Modi weiter nach Österreich reisen. Es ist der erste Besuch eines indischen Premiers in dem europäischen Land seit mehr als 40 Jahren.