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Seine letzten Worte: «Slawa Ukrajini» – Netz feiert Soldaten als Held

In wenigen Sekunden wird dieser Mann tot sein – erschossen von russischen Soldaten.
In wenigen Sekunden wird dieser Mann tot sein – erschossen von russischen Soldaten.bild: telegram

Seine letzten Worte: «Slawa Ukrajini» – Netz feiert ermordeten Soldaten als Held

07.03.2023, 16:0807.03.2023, 16:32
Joana Rettig / watson.de
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Es sind die letzten Worte des Mannes, die ihn in der Ukraine und auch weltweit zu einem Helden machten: «Slawa Ukrajini», «Ruhm der Ukraine», sagt der unbewaffnete Soldat in Richtung desjenigen, der ihn mit dem Handy filmt. Der Soldat zieht an seiner Zigarette, dann fallen dutzende Schüsse und er sackt zu Boden.

Ihm werden russische Schimpfwörter entgegengerufen und selbst, als er schon tot am Boden liegt, werden weitere Schüsse auf seinen Kopf und Körper abgegeben.

Das Video war am Montag im Internet aufgetaucht, seine Echtheit lässt sich nicht unabhängig prüfen, jedoch ist sowohl die Söldnergruppe Wagner als auch das russische Militär bereits dafür bekannt, dass deren Mitglieder ihre Kriegsverbrechen filmen und ins Netz stellen. Die Echtheit ist also zumindest anzunehmen.

Am Dienstag hat die ukrainische Armee nach eigenen Angaben den Soldaten identifiziert. Bei dem Ermordeten handelt es sich demnach um einen Soldaten von der 30. mechanisierten Brigade, erklärte das ukrainische Heer im Onlinedienst Telegram. Er habe zuletzt nahe Bachmut in der Ostukraine gekämpft und gelte seit dem 3. Februar als vermisst. Auch die Familie des Soldaten gab an, ihn eindeutig erkannt zu haben.

Einen Kriegsgefangenen, was der Soldat in dem Moment ist, wenn er unbewaffnet von der Gegenseite umzingelt ist, zu erschiessen, ist ein Kriegsverbrechen.

Im Internet wird der Mann seit Montag als Held gefeiert. Journalistinnen, Politiker und Privatleute aus der ganzen Welt teilten das Video und drückten ihren Respekt für den ermordeten Mann aus. Es existieren bereits Zeichnungen von ihm, Abbilder davon, wie er, teils wie ein gebrochener Mann, wehrlos mit seiner Zigarette dasteht: die letzten Sekunden seines Lebens.

Ukraine: Verteidigungsministerium ruft zu Spenden auf

Der Instagram-Kanal des ukrainischen Verteidigungsministeriums hat einen Screenshot aus dem Video veröffentlicht und in diesem Zusammenhang zum Spenden aufgerufen. «Wandelt eure Wut in Spenden an die Menschen und Stiftungen eures Vertrauens um», schreibt das Ministerium.

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Selbst der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat auf das Video reagiert. In seine tägliche Videoansprache stieg der Präsident zunächst ein, indem er über die Situation in der heftig umkämpften Stadt Bachmut sprach.

Es werde viel Falschinformation verbreitet, die ukrainischen Truppen zögen sich nicht zurück, denn kein ukrainisches Territorium dürfe den Besatzern überlassen werden.

Weiter sagte er:

«Wir verteidigen jeden Teil der Ukraine und werden dies auch weiterhin tun. Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir jede Stadt und jedes Dorf in unserem Land befreien. Und wir werden die Besatzer für jeden Schuss gegen die Ukraine, für jede Gemeinheit gegen Ukrainer zur Rechenschaft ziehen. Wenn wir es legal tun können, dann werden wir es legal tun. Wenn wir es mit Waffen tun können, dann werden wir es auch mit Waffen tun. (...) In der Ukraine werden wir immer hören: ‹Ruhm für die Ukraine!› Und Millionen werden immer antworten: ‹Ruhm für die Helden!› So wird es immer sein.»

In diesem Zusammenhang ging Selenskyj dann auf die Ermordung des Soldaten ein. Er sagte: «Heute ist ein Video aufgetaucht, in dem die Besatzer brutal einen Krieger töten, der ihnen tapfer ins Gesicht sagte: ‹Ehre der Ukraine!›. Ich möchte, dass wir alle gemeinsam auf seine Worte antworten, in Einheit: ‹Ehre dem Helden! Ehre den Helden! Ruhm der Ukraine!›»

Man werde die Mörder finden und zur Rechenschaft ziehen.

(Mit Material der AFP/cpf)

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Träcker Tömmel
07.03.2023 16:33registriert Mai 2022
Er wird nicht als Held „gefeiert“, er wird als Held anerkannt. Er ist ein Held. Einer von sehr vielen ukrainischen Helden. Von unfreiwilligen Helden.
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Master_Blaster
07.03.2023 16:28registriert März 2021
Habe heute am die Stiftung des Komiker Serhiy Prytula (der mit den Panzern) CHF 300.- bezahlt. Ich hoffe, es werden mir noch viele folgen und im Namen der Ukraine spenden!! Slava Ukraini! Achtung: Leider kommen Bankzahlungen zurück. Zahlung mit z.B. Revolut gehen aber durch. Auch hier ist uns das Ausland voraus.
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Minotauro
07.03.2023 17:23registriert August 2022
Ich habe das Video angesehen, selten in meinem Leben war ich so fassungslos.

Was für abscheuliche Barbaren
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