Russische Einheiten, allen voran Truppen der Söldnergruppe «Wagner» stehen im Nordwesten, Norden, Osten und Süden der Stadt. Im Osten versuchen die Russen weiterhin, direkt in die Stadt einzubrechen. Laut Meldungen ukrainischer Militärs konnten diese Einbrüche jedoch zurückgeschlagen werden.
Im Norden der Stadt haben russische Einheiten in den letzten Tagen den Bahnhof «Stupki» eingenommen und sind weiter nach Westen gestossen. Ziel dieser Aktion ist, die Ukrainer hinter der Stadt abzuschneiden und somit Bachmut einzukesseln.
Auch im Süden drücken die Russen weiter nach Westen und Norden. Die Siedlung Opitne, circa vier Kilometer südlich Bachmuts, wurde im Verlauf des letzten Monats eingenommen. Von dort aus starten die russischen Kräfte immer wieder Versuche, vom Süden her in die Stadt zu gelangen. Mittlerweile stehen die Truppen Putins bereits an den Vororten, wo hart gekämpft wird.
Ein Soldat der Wagner-Truppe erklärte dem russischen Staatssender «RIA Novosti», dass seine Gruppe nur 1740 Meter vor dem Zentrum Bachmuts stehe. Die ukrainischen Truppen hielten ihre Stellungen, seien aber erschöpft und würden sich «gelegentlich» zurückziehen.
Die ukrainischen Truppen halten weiter die Stellung, doch die Lage ist zunehmend düster. Präsident Selenskij sagte, dass Bachmut im Moment wohl die schwierigste Situation sei. Auch Generaloberst Oleksander Sirskij, Kommandant der Verteidigung Bachmuts, teilte dem Nachrichtenportal «Suspilnij» mit, dass die Lage in der Stadt sehr angespannt sei:
Im Moment besteht noch eine einzige Strasse aus Bachmut in Richtung Westen. Die andere Hauptstrasse in diese Richtung führt über eine Brücke, die Mitte Februar von russischer Artillerie zerstört wurde. Wegen des Tauwetters und des damit verbundenen Schlammes sind Motorfahrzeuge ohne Raupen an diese eine Strasse gebunden.
Doch damit ist noch nicht genug: Gemäss Berichten von russischen und prowestlichen Milbloggern, stehen die russischen Einheiten nur rund 700 Meter vor der «Strasse der Freiheit». Wird diese eingenommen, haben die Ukrainer keine möglichkeit mehr, die Stadt zu verlassen. Dies ist nicht nur für die Soldaten verheerend, aber auch für die verbleibenden Zivilisten, die noch in der Stadt sind.
Defenders of Ukraine traveling on the 'Road Of Life' in Bakhmut. Glory to the heroes 🇺🇦 #Ukraine #SlavaUkrainii #UkraineRussiaWar #WeWillWin #blmediaukraine #blukraine pic.twitter.com/3Rg62Mo9r5
— BL Ukraine 🇺🇦🇺🇦 (@blukraine) March 1, 2023
Doch auch diese Strasse steht bereits unter Artilleriefeuer. In einem Video sind brennende Autos und Leichen am Strassenrand zu sehen. Wie lange sie noch befahrbar ist, ist unklar.
Von den ehemals 71'000 Einwohnern leben noch etwa zwei- bis fünftausend Menschen in Bachmut. Darunter sind etwa 80 bis 100 Kinder, wie «Suspilnij» berichtet. Oleksandr Martschenko, stellvertretender Bürgermeister von Bachmut, sagte, dass derzeit eine Evakuation aller Familien mit Kindern im Gang sei. In der russischen Infosphäre gehen Videos von Zivilisten aus dem Raum Bachmut um, die angeblich auf die «Befreiung von den ukrainischen Nazis» gewartet haben.
Nach Angaben von Pavlo Kyrylenko, dem Leiter der regionalen Militärverwaltung von Donezk, ist Bakhmut zu 80 Prozent zerstört. Tatsächlich, die Bilder aus der Stadt erinnern an Grosny während des ersten Tschetschenienkriegs. Durch tagelangen Artilleriebeschuss war die Hauptstadt Tschetscheniens damals in Schutt und Asche gelegt worden.
Bachmut steht kurz vor dem selben Schicksal. Häuser sind eingestürzt, Mauern kollabiert, Strassen von Granaten verlöchert. Die Zerstörung ist aber nicht nur dem Artilleriebeschuss zuzuschreiben, sondern auch dem «Normalen» Kampfverhalten. In einem Twitter-Video ist beispielsweise zu sehen, wie ein ukrainischer «BMP-2»-Schützenpanzer Salven in ein Haus schiesst, weil sich darin ein russischer Soldat versteckt.
Southern Bakhmut, a Ukrainian BMP-2 from the 93rd Mechanized Brigade fires into a Russian-held building. pic.twitter.com/LQzwO5ilZ6
— OSINTtechnical (@Osinttechnical) February 20, 2023
Ein Video, welches im russischen Sender «RIA Novosti» ausgestrahlt wurde, zeigt, wofür Putin in Bachmut kämpft: Ruinen und Trümmer.
Drone footage published by the Russian state media showing the current state of Bakhmut. There's nothing left to fight over but ruins. pic.twitter.com/zm2IU3lCzW
— Kevin Rothrock (@KevinRothrock) February 26, 2023