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Russland

Putins wichtigster Mann: Apti Alaudinow, Kommandeur der Tschetschenen

13.02.2024. Russia. Moscow. Assistant to the head of the Chechen Republic, commander of the Akhmat special forces Apti Alaudinov during a meeting with students of the Russian Academy of National Econo ...
Der hochrangige russische Militär Apti Alaudinow: Mit ihm hat Kreml-Chef Putin grosse Pläne.Bild: www.imago-images.de

Er foltert auf Befehl: Dieser Kommandant ist Putins wichtigster Mann in der Armee

Apti Alaudinow, Kommandeur des «Achmat»-Bataillons, gewinnt in den Medien rasch an Popularität: Er kommentiert die Kämpfe in der Region Kursk und erzählt seinen Soldaten vom Paradies auf dem Weg zum Allmächtigen. Wer ist der Mann?
12.09.2024, 14:39
Ivan Ruslyannikov / ch media
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«Wenn du bei der Verteidigung deines Vaterlandes und deines Glaubens an Gott stirbst, kommst du ins Paradies. Und was könnte für einen Menschen besser sein als das Paradies auf dem Weg zum Allmächtigen?» Mit diesen Worten wendet sich der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheiten «Achmat» Apti Alaudinow, 50, in seinem Telegram-Kanal an junge russische Soldaten.

Seit dem Einmarsch ukrainischer Truppen in die russische Region Kursk ist Alaudinow zum wichtigsten Sprachrohr des Kremls geworden. Sein Telegram-Kanal hat mehr als eine Viertelmillion Abonnenten, und jeden Tag veröffentlicht der Kommandant dort Videos über die Lage in der Region Kursk.

In den ersten Tagen der ukrainischen Offensive in Kursk sagte Alaudinow, dass die «Achmat»-Einheit den Sturm nicht abwehren konnte, weil die Tschetschenen das ukrainische Militär nicht habe kommen sehen. Der Kreml suspendierte Alaudinow nach einem derartigen Versagen in der Verteidigung jedoch nicht. Im Gegenteil, der «Achmat»-Kommandant erhielt stillschweigend die Vollmacht, als offizieller Sprecher über die Lage in der Region Kursk zu berichten.

Raus aus Kadyrows Ungnade

Während die ukrainischen Truppen immer weiter ins Innere Russlands vordrangen, informierte Alaudinow seine Abonnenten über eine andere Realität. So schlug er am 8. August vor, dass «jeder Popcorn mitnehmen und zusehen solle, wie Achmat den Feind vernichtet». Am 10. August sagte er: «Die Lage ist kontrollierbar», und am 11. September: «Die Aufräumarbeiten und die Verstärkung der Stellungen gehen weiter.»

Obwohl Alaudinow sein Versprechen, «den Feind zu besiegen», vor seinem Publikum nicht einlöste, erhöhte er in den letzten zwei Monaten sein Mediengewicht. Vergleichbar mit dem Jahr 2023, als Jewgeni Prigoschin als einer der Hauptkommentatoren auf einem anderen für Russland problematischen Abschnitt der Bachmutfront grosse Popularität erlangte.

Der frühere Leiter der Wagner-Gruppe kannte Alaudinow und schenkte ihm sogar sein Markenzeichen, einen Vorschlaghammer. Während Prigoschins Meuterei im Juni 2023 soll die Achmat-Einheit auch Wagners Kämpfer verfehlt und die Stadt Rostow am Don, von der aus der berühmte Marsch nach Moskau begann, nicht erreicht haben.

Der nächste Staatschef von Tschetschenien?

Alaudinow steht auf der Sanktionsliste des US-Kongresses gegen Russen, die Menschenrechte grob verletzt haben. Er wurde wegen seiner Beteiligung an der Entführung, Folterung und Ermordung von LGBT-Personen in Tschetschenien sowie wegen der Gewalt gegen den Menschenrechtsverteidiger Ruslan Kutajew auf die Liste gesetzt.

Seit diesem Jahr wird vermehrt spekuliert, dass Alaudinow künftig sogar den tschetschenischen Staatschef Ramsan Kadyrow ersetzen könnte. Die beiden gerieten zuletzt in Streit: Alaudinow war lange Zeit stellvertretender Innenminister in Tschetschenien, fiel dann aber wegen des Verdachts einer Verschwörung gegen Kadyrow im Jahr 2019 in Ungnade. Erst im Frühjahr 2022 kehrte er ins Rampenlicht zurück.

Unter seinem Kommando übertraf «Ahmat» das Ziel bei der Rekrutierung neuer Soldaten. Dies wiederum erlaubte Kadyrow, seine Erfolge vor Putin zu zeigen. Und Alaudinow wurde zum Helden Russlands ernannt. Seither haben sich die Wogen geglättet: Alaudinow bezeichnet Kadyrow als «Herrscher» und hilft dem tschetschenischen Staatschef durch seine derzeitige Rolle als Vermittler, sich als «Putins Bluthund» zu etablieren.

Wladimir Putin besuchte am 20. August zum ersten Mal seit 13 Jahren Tschetschenien. Das letzte Mal war er 2011 in der muslimisch geprägten Region. Dort besuchte er zusammen mit Kadyrow die Universität der Spezialeinheiten, an der die «Achmat»-Kämpfer ausgebildet werden, und küsste den Koran. Das deutet kaum darauf hin, dass Putin heimlich zum Islam konvertiert ist, sondern zeigt die besondere Haltung Putins gegenüber Ramsan Kadyrow und dem «Achmat»-Bataillon, auf das sich der russische Präsident offensichtlich sehr stützt.

Wladimir Putin küsst den Koran.Video: YouTube/TRT на русском

Jetzt ist Alaudinow also als «Mediengeneral» für den Kreml sehr günstig. Genau wie Prigoschin zu Beginn ist er mit der Zwangsrekrutierung von Soldaten für den Krieg beschäftigt, und seine Einheit kann potenziellen Deserteuren Angst einjagen. Gleichzeitig wird ein solcher Kommandeur, der von Kadyrow und Putin abhängig ist, keinen Verrat wagen: Viele haben aus dem Schicksal von Jewgeni Prigoschin eine Lehre gezogen.

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Silberstreif
12.09.2024 14:58registriert August 2022
Ok, also ist für das Vaterland zu sterben die beste Option.
Momol klingt logisch...
Wieviel Jungfrauen warten denn?
Euch ist Euer Volk ein Dreck wert Russland, und die der anderen sowieso
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H.P. Liebling
12.09.2024 15:05registriert September 2018
Mögen sie alle schnell im Paradis landen, scheint das doch ein erstrebenswertes Ziel zu sein. Mir solls recht sein.
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Schlaf
12.09.2024 15:02registriert Oktober 2019
«Wenn du bei der Verteidigung deines Vaterlandes und deines Glaubens an Gott stirbst, kommst du ins Paradies. Und was könnte für einen Menschen besser sein als das Paradies auf dem Weg zum Allmächtigen?»

Religionen haben wohl die Macht, eine aufgeklärte, moderne Menschheit, wieder in das Mittelalter zu befördern.

Und das Putins wichtigster Mann im Militär ein Folterer ist, erstaunt spätestens nach dem Koch und seiner Nähe zu Putin wohl niemanden mehr.
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