Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, ist berühmt-berüchtigt für seine Wutausbrüche vor laufender Kamera. Seine Wut richtete sich jeweils gegen das russische Regime und Putin. Anfangs Mai tobte er, dass kein richtiges Material zur Verfügung gestellt würde, weshalb «russische Söhne und Väter» in der Schlacht um Bachmut gestorben seien.
Um seine Worte zu verdeutlichen, scheut er sich auch nicht davor, die Leichen der russischen Söhne und Väter im Hintergrund in Reih und Glied als makabere Kulisse auf dem Boden zu drapieren.
Am Vorabend des 9. Mais – in Russland der «Tag des Sieges» über Nazi-Deutschland – forderte der Gründer der Wagner-Gruppe noch einmal mehr Granaten und drohte sogar damit, seine Leute aus Bachmut abzuziehen. Zeitgleich mit der Ansprache Putins zum «Tag des Sieges» veröffentlichte er dann erneut ein 27-minütiges Video, in dem er die militärische Führung der Russischen Föderation kritisierte.
Die Stadt Bachmut ist mittlerweile grösstenteils von den Russen eingenommen. Und Prigoschin begann am Donnerstag mit dem Abzug seiner Söldner aus Bachmut – dort soll jetzt die offizielle russische Armee übernehmen. Auch dies verkündete er in einem Video auf seinem Telegram-Kanal.
Im Video stakst Prigoschin durch das zerstörte Bachmut und spricht mit Gruppen seiner Männer. Er kündet ihnen an, dass der Rückzug bis zum 1. Juni abgeschlossen sein soll. Drei jungen Männern auf einem Panzer sagt er: «In 10 bis 15 Minuten geht es los» – die Soldaten nicken bereitwillig.
Prigozhin, the leader of Russia's Wagner troops, announced that his units have started "relocating" from Bakhmut to rear positions.
— Euromaidan Press (@EuromaidanPress) May 25, 2023
The handover of their positions to regular Russian troops is in the process: https://t.co/JbgDPSfY4b" pic.twitter.com/bhVtmHyAZa
Nach dem Verlassen von Bachmut, so geht aus dem Video hervor, werden die Wagner eine Pause einlegen, Ausrüstung reparieren und neue Söldner rekrutieren – um dann «eine neue Aufgabe zu beginnen».
Doch vor dem Abzug hat der Wagner-Chef noch einmal gegen das russische Regime nachgetreten. In einem Video-Interview, das er am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichte, bezifferte er die Wagner-Verluste in Bachmut in Zahlen: 20'000 russische Kämpfer seien allein in dieser Schlacht gefallen. Sein Fazit: Die Söhne der Armen werden «in Zinksärgen von der Front nach Hause geschickt», während die Kinder der Elite «ihre Hintern sonnen».
20'000 ist eine hohe Zahl, wenn man die offiziellen russischen Zahlen zum Vergleich herbeizieht. Im vergangenen Oktober sprach das russische Verteidigungsministerium von 5937 gefallenen Soldaten. Das war die letzte offiziell kommunizierte Zahl.
SRF schlüsselte kürzlich auf, dass anhand der geheimen Dokumente des US-Militärs, die geleakt wurden, von rund 40'000 gefallenen Russen auszugehen ist. Die 20'000 Wagner-Söldner würden somit rund die Hälfte aller Toter auf russischer Seite ausmachen. Wobei dies auch nicht überrascht, denn «vor allem die Söldnergruppe Wagner hat zum Teil ihre Kämpfer – Welle um Welle – in den sicheren Tod geschickt», erklärt der SRF-Experte David Nauer die hohe Zahl von 40'000 russischen Toten.
Im Interview prophezeit Prigoschin aufgrund der vielen Toten eine nächste Revolution in Russland. Er sagt:
Vielleicht wird die nächste Aufgabe Prigoschins und der Söldner nach der Einnahme von Bachmut dann das Niederschlagen dieser Revolution sein.
(yam)
Wenn man bedenkt, wie klein Bachmut ja ist, wie geht das genau mit den Toten? Hier gab es während sagen wir 9 Monaten jeden Tag über 100 Tote. Wo sind die? Es hiess, die Wagners griffen in Wellen an, eine nach der anderen. Das heisst doch, da müssen auf kleinem Raum 100erte Tote liegen. Wer macht die weg? Gab es da eine Abkommen, nicht zu schiessen, um Tote auf beiden Seiten zu bergen?