International
Russland

Das Symbol des ukrainischen Widerstands – Russland greift Awdijiwka an

epa10825900 A damaged residential building stands on a shelled street in Avdiivka settlement near a frontline in Donetsk region, Ukraine, 28 August 2023, amid Russia's ongoing invasion. About 1,6 ...
Ein beschädigtes Wohnhaus in Awdijiwka.Bild: keystone

Das Symbol des ukrainischen Widerstands – Russland intensiviert Angriffe auf Awdijiwka

Seit der Militärintervention Russlands im Jahr 2014 gilt Awdijiwka in der Ostukraine als Symbol des ukrainischen Widerstands. Strategisch ist die Stadt für beide Seiten von grösster Wichtigkeit, in den vergangenen Tagen haben sich die russischen Angriffe intensiviert.
12.10.2023, 15:30
Mehr «International»

Es ist ein vorwärts und zurück, ohne substanzielle Geländegewinne, zermürbend für die verteidigende und auch die angreifende Partei. Seit neun Jahren kann die Ukraine die Stadt Awdijiwka im Gebiet Donbass halten, in den vergangenen Tagen hat Russland jedoch seine Angriffe intensiviert.

Wieso ist Awdijiwka so wichtig?

Einerseits wegen der Nähe zur Stadt Donezk. Die ukrainische Armee kann von Awdijiwka aus Artillerie nach Donezk transportieren und zusätzlich wichtige logistische Linien erreichen, die durch Donezk führen. Mehrere in der Nähe liegende Städte sind auf die Verteidigungsanlagen in Awdijiwka angewiesen.

Ausserdem liegt Awdijiwka in der Nähe des Flughafens von Donezk. Der ist zwar seit 2015 zerstört, Russland hätte jedoch nichts dagegen, ihn wieder aufzubauen, wie «ZDF» schreibt.

Awdijiwka und Donezk befinden sich nur rund 20 Kilometer voneinander entfernt.

Von Awdijiwka selber ist kaum mehr etwas übrig. Während vor dem Krieg im Donbass rund 30'000 Menschen in der Stadt wohnten, ist sie inzwischen fast komplett zerstört. Noch leben rund 1600 Menschen in Awdijiwka, einige Geschäfte sind noch geöffnet, Freiwillige und die örtliche Verwaltung helfen der Bevölkerung beim Überleben.

epa10825890 A local woman reacts as she tell the police about how her house was recently shelled in Avdiivka settlement near a front line in Donetsk region, Ukraine, 28 August 2023. The White Angel te ...
Eine verzweifelte Frau, nachdem ihr Haus in Awdijiwka beschossen wurde. Bild: keystone

Wie lange dauern die Gefechte an?

Seit der russischen Militärintervention in der Ostukraine 2014 befinden sich Awdijiwka und weitere Städte auf der Frontlinie.

Die Stellungen der Ukraine haben einerseits die seit damals andauernden Angriffe mit geringer Intensität, als auch den nun seit eineinhalb Jahre andauernden Krieg überstanden. Dies macht die Stadt zu einem Symbol des ukrainischen Widerstands.

Nun haben gemäss dem ukrainischen Militärkommando aber bis zu drei russische Bataillone inklusive Panzer und weiteren Fahrzeugen einen Bodenangriff auf Awdijiwka gestartet. Gemäss nicht unabhängig überprüfbaren Meldungen auf Telegram seien die russischen Streitkräfte drauf und dran, die Stadt einzukesseln. Wie «ZDF» schreibt, werden die derzeitigen Vorstösse auch von Artilleriebeschuss und Luftangriffen begleitet.

Russischer Vorstoss nach Awdijiwka

Eine russische Panzerkolonne versucht nach Awdijiwka vorzudringen. Video: twitter/Gerashchenko_en

Geht es nach dem Institute for the Study of War, eine in Washington ansässige Denkfabrik, erfordere eine Einkreisung «sehr wahrscheinlich mehr Kräfte, als Russland derzeit für seine Offensivbemühungen in Awdijiwka bereitstellt».

Welche weiteren Ziele verfolgt Russland?

Je intensiver die Angriffe auf Awdijiwka, desto mehr muss die Armee der Ukraine Truppen von den Fronten in Bachmut und Saporischschja nach Awdijiwka verlegen. Damit werden die ukrainischen Angriffe in den vom Truppenabzug betroffenen Orten geschwächt.

Fällt Awdijiwka ganz in die Hände Russlands, hilft dies gemäss «ZDF», Donezk und weitere militärische Ziele gegen Artillerieangriffe der ukrainischen Armee zu verteidigen.

Bislang waren die Vorstösse Russlands ohne grössere Erfolge geblieben, seit Kriegsausbruch im Februar 2022 ist Awdijiwka einer der einzigen Orte an der Frontlinie, den die Ukrainer fast vollständig verteidigen konnten. Geholfen hat, dass Awdijiwka bereits seit 2014 Teil der Front ist, die ukrainischen Streitkräfte konnten sich daher lange auf Angriffe Russlands vorbereiten. (rst)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Der Wagner-Aufstand in 25 Bildern
1 / 27
Der Wagner-Aufstand in 25 Bildern
Sicherheitskräfte und gepanzerte Fahrzeuge besetzen das Hauptquartier der russischen Armee des südlichen Militärbezirks, 24. Juni 2023.
quelle: epa / stringer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Gefangennahme per Drohne: Russischer Soldat flieht durch Niemandsland
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Chalbsbratwurst
12.10.2023 18:14registriert Juli 2020
Die Ukrainer bestätigen den Grossangriff der Russsen.
Aber sie sagen auch, dass die Russen wegen den grossen Truppenansammlungen gewaltige Verluste erleiden. Gerade solche Panzerkolonnen wie im Video oder auch grössere Truppenansammlungen können aus grösserer Distanz mit Artillerie oder Himars-Raketen relativ einfach angegriffen werden. Deshalb sei den Russen auch noch kein Durchbruch gelungen.

Was wirklich stimmt weiss ich aber natürlich auch nicht...
342
Melden
Zum Kommentar
avatar
Vitai Lampada
12.10.2023 21:45registriert Dezember 2022
Die Lage der Russen an der Südfront muss sehr schlecht sein, dass sie eine derart veruweifelte Entlastungsaktion an der logistisch besser erschlossenen Ostfront starten müssen.
Fast 2000 Mann Verluste und über 100 zerstörte Panzerfahrzeuge in 2 Tagen sind Beispiellos.
323
Melden
Zum Kommentar
avatar
The man who shot liberty valance
12.10.2023 21:05registriert September 2020
Insgesamt scheint aber die Artillerie-Feuerkraft Russlands enorm abgenommen zu haben. Das meiste alte Zeug wird direkt kaputt geschossen, weil sie eigentlich vor ihren schützenden Gräben und Minenfeldern kämpfen. Macht militärisch gesehen keinen Sinn, ausser man denkt nicht an Ressourcen bzw. Logistik und stattdessen an stolz.
Schoigu ist ein echter Glücksfall für die Ukraine, ich glaube nicht das Russland nach dem Winter noch eine Gefahr darstellt, wenn sie ihr Arsenal weiter so einsetzen.
266
Melden
Zum Kommentar
14
Tote und schwere Schäden nach Tornados in den USA
Mehrere Tornados haben im Mittleren Westen der USA mehrere Menschen in den Tod gerissen und grosse Schäden angerichtet.

Mindestens vier Menschen starben in Oklahoma, wie der Gouverneur des Bundesstaats, Kevin Stitt, am Sonntag mitteilte. Örtliche Medien hatten zuvor bereits unter Berufung auf den zuständigen Rettungsdienst berichtet, dass sich unter den Toten ein vier Monate altes Kind befindet.

Zur Story