Autonome Wasserfahrzeuge im Krieg: Für ihre Entwicklung ist bisher vor allem die Ukraine bekannt. Jetzt gewährt auch die US-Marine einen Blick auf ihr modernstes Drohnenboot. «Triton» heisst das knapp 4.5 Meter lange Gefährt, das von Weitem aussieht wie das verwaiste Sportgerät eines Windsurfers. Doch die Drohne soll erstaunliche Fähigkeiten haben, wie das «Wall Street Journal» berichtet.
Demnach kann «Triton» nicht nur völlig eigenständig auf der Wasseroberfläche segeln, sondern sich auch in wenigen Augenblicken zum U-Boot transformieren. Dazu fährt es das Segel ein, füllt seine Ballasttanks mit Wasser und taucht ab. Mit fünf Kameras und verschiedenen Sensoren ist «Triton» in erster Linie als Spionagegerät gedacht. In seinem Rumpf sollen aber auch Waffen Platz haben, heisst es in der Reportage. Um welche Art Waffen es sich handelt, lässt die Entwicklerfirma Ocean Aero aber offen. «Ob unsere Ladeflächen langfristig mit Waffen ausgestattet werden, entscheiden die Kunden. Wir stellen lediglich die Möglichkeit dazu zur Verfügung», sagte Firmenchef Kevin Decker dem «Wall Street Journal».
Insgesamt 34 Kilo Last soll das Boot aufnehmen und dank seiner 740 Solarpanels drei Monate lang auf See bleiben können. Laut US-Marine lässt sich «Triton» sowohl defensiv einsetzen, zum Beispiel bei der Verteidigung eines Hafens, als auch für Angriffe auf gegnerische Ziele. Auf dem feindlichen Radar erscheint das Boot angeblich erst bei weniger als 400 Metern Abstand und soll mit blossem Auge wegen seiner Tarnbemalung frühestens aus 100 Metern Entfernung zu sehen sein. Auch die Tauchtiefe von 100 Metern soll dem Boot helfen, sich der Entdeckung zu entziehen. «Es kann dich beobachten, aber nicht gefunden werden, wenn es nicht gefunden will», so Firmenchef Decker. «Das sollte jedem Gegner Sorge bereiten.»
Dank seiner modernen Kommunikationsanlage soll Triton auch in abgelegenen Regionen schnell auf neue Befehle reagieren können. Das Ziel der US-Marine ist eine ganze Flotte von «Tritons», die mittels künstlicher Intelligenz als autonomer Schwarm handeln. Entwickelt wird die Drohne auf der US-Marinebasis in Bahrain am Persischen Golf, direkt gegenüber der iranischen Küste – und das nicht zufällig. Über das Wasser schmuggelt Iran grosse Mengen an Waffen an verbündete Terrormilizen wie die Huthi im Jemen, die Hisbollah im Libanon und die Hamas im Gazastreifen. Die US-Marine kämpft seit Jahren gegen den illegalen Waffentransfer und erhofft sich von den «Tritons», das Regime in Teheran effektiver eindämmen zu können. Mehr zu den Huthi lesen Sie hier.
Auch der Zeitpunkt für die Exklusivreportage des «Wall Street Journal» dürfte ein Signal an den Iran sein. Nach dem Massaker der palästinensischen Hamas in Israel ist die Kriegsgefahr in der Region gewachsen. Die US-Marine hat zwei Flugzeugträgerverbände ins östliche Mittelmeer verlegt, um die Hisbollah im Libanon von einem Angriff auf Israel abzuschrecken. Im Roten Meer fing ein US-Kriegsschiff Anfang des Monats eine Rakete ab, die Huthi-Terroristen in Richtung Israel abgefeuert hatten. Mit der Vorführung der «Triton» und ihrer Fähigkeiten sagt die US-Marine dem Iran jetzt wohl: Wir sehen genau, was ihr tut, also haltet euch zurück.
Deutlich offensiver arbeitet die ukrainische Armee mit ihren unbemannten Wasserfahrzeugen. Im Herbst vorigen Jahres wurde auf der Krim ein kanugrosses Boot angespült, das damals noch Rätsel aufgab. Nur wenige Monate später griff die Ukraine mit sprengstoffbeladenen Drohnenbooten Russlands Flottenstützpunkt in Sewastopol auf der Krim an, aber wohl nur mit mässigem Erfolg. Im Sommer versenkte der ukrainische Geheimdienst SBU dann erst den russischen Öltanker «SiG» und kurz darauf das Kriegsschiff «Olenegorsk Gornyak» mithilfe von Drohnenbooten – und das Hunderte Kilometer entfernt von ukrainisch gehaltenem Gebiet.
Nach Angaben des SBU erfolgte auch der Angriff auf die Kertsch-Brücke zwischen der Krim und dem russischen Festland im Oktober 2022 mit einem Drohnenboot. Es soll 850 Kilo Sprengstoff getragen haben und über eine Distanz von fast 1'000 Kilometern ins Ziel gelenkt worden sein. Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 steckt Kiew grosse Mühen in die Entwicklung von Drohnen, Dutzende Firmen, das Militär und die Geheimdienste sind daran beteiligt. Auch bei den Kämpfen auf dem ukrainischen Festland spielen Drohnen eine immer grössere Rolle: Sie überwachen jede Bewegung auf dem Schlachtfeld, klären Ziele auf für die eigene Artillerie oder stürzen sich in Kamikaze-Einsätzen direkt auf den Gegner.
Kennt jemand "Battlestar Galactica"? 😉...