Millionen-Betrüger Marsalek in Russland aufgespürt
Der ehemalige Spitzenmanager von Wirecard, Jan Marsalek, soll nach seiner Flucht aus Österreich in Moskau leben und weiter enge Kontakte zum russischen Geheimdienst FSB pflegen. Das geht aus einer gemeinsamen Recherche der Medien Spiegel, ZDF, Standard, PBS Frontline und The Insider hervor. Demnach soll Marsalek nach seiner Flucht aus Österreich unter mehreren falschen Identitäten in der russischen Hauptstadt leben.
Marsalek soll laut den Recherchen nach seiner Flucht mindestens sechs falsche Identitäten besessen haben. Hauptsächlich soll er den Namen Alexander Nelidow tragen. Offiziell soll es sich bei Nelidow um einen ukrainischen Staatsbürger handeln, der im Zuge der völkerrechtswidrigen Annexion des Donbass einen russischen Pass erhalten haben soll. Die Recherchen sollen jedoch zeigen, dass es in der Ukraine noch nie eine Person mit diesem Namen gegeben hat.
In Moskau soll Marsalek weitere Kontakte zum Inlandsgeheimdienst FSB geknüpft haben. Laut dem Bericht soll der Geheimdienst 2020 den ehemaligen Wirecardmanager von Österreich über Belarus nach Russland geschleust haben. Seitdem soll der 45-Jährige weiter in Kontakt mit dem Geheimdienst stehen. In Moskau wurde zwischen Januar und November 2024 etwa eine Handynummer mehr als 300 Mal in der Nähe der FSB-Zentrale geortet, die Marsalek zugeordnet werden kann. Zudem legen die Recherchen nahe, dass der Österreicher mit einer russischen Agentin liiert ist.
Aktuelle Fotos, Pass- und Handydaten belegen, wie Jan Marsalek unter falscher Identität in Moskau lebt - und dort offenbar für den russischen Geheimdienst arbeitet.
— ZDFheute (@ZDFheute) September 16, 2025
Gemeinsam Recherche von ZDFfrontal, Spiegel und internationalen Partnern: https://t.co/hXGsOAk4xl pic.twitter.com/Ed7kTXC9u5
Seit 2020 verschwunden
Laut dem Bericht ist der 45-Jährige auch mehrfach in die annektierten russischen Gebiete in der Ukraine gereist. Unter anderem soll Marsalek mindestens fünfmal auf der ukrainischen Halbinsel Krim gewesen sein, die Russland seit 2014 besetzt hält. Fotos des Ex-Unternehmers in Kampfmontur deuten zudem darauf hin, dass Marsalek auch für Russland im Krieg gegen die Ukraine gekämpft hat.
Marsalek war 2020 untergetaucht und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Der Österreicher soll in seiner Zeit bei Wirecard Bilanzen in Millionenhöhe gefälscht haben. Bereits während seiner Zeit bei dem Finanzdienstleister soll er Kontakte zu russischen Geheimdiensten geknüpft haben.