Einen Monat nach dem Beginn der Invasion in der Ukraine haben die russischen Streitkräfte die wichtigsten Ziele, die sie sich für ihren Krieg gesetzt haben, noch nicht erreicht. Der Militärstratege Mick Ryan schreibt darum im «The Sydney Morning Herald»: «In vielerlei Hinsicht ist dies das Musterbeispiel für ein modernes militärisches Debakel.»
Eine Visualisierung dieses militärischen Debakels liefert zum Beispiel die US-Denkfabrik «Institute for the Study of War». Dieses hat militärische Gebietseroberungen der russischen Truppen seit Ausbruch des Krieges in einem Zeitraffer dokumentiert.
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Zu erkennen ist da: Die Russen sind von mehreren Seiten gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew vorgerückt – zwar nur langsam, aber dennoch stetig. In den letzten Tagen zeigt sich aber: Die ukrainischen Truppen sind fähig, durch Russen besetzte Gebiete zurückzuerobern.
Watch #Russia’s campaign in #Ukraine stall in this time-lapse of @TheStudyofWar and @criticalthreats mapping of the war in Ukraine. pic.twitter.com/teOD4EzY8L
— ISW (@TheStudyofWar) March 25, 2022
Eine Karte des auf Satellitendaten spezialisierte Forscher Nathan Ruser, der bei der Denkfabrik «Australian Strategic Policy Institute» (ASPI) arbeitet, zeigt das Vorrücken der russischen Truppen in Etappen sowie den Stand der eroberten und zurückeroberten Gebiete am 24. März 2022. Auch hier wird klar: Die russischen Truppen haben zwar stetig Boden gutgemacht, stecken aber an verschiedenen Fronten fest:
Putin's War - The Daily Briefing Map of Ukraine.
— Nathan Ruser (@Nrg8000) March 24, 2022
Today marks 1 month since Russian troops invaded Ukraine. So I'm going to share a thread with a variety of maps.
1st: A map showing the chronology of the Russian forward line every week of the invasion.
HD - https://t.co/pQV4ejVyji pic.twitter.com/rphDRCm5II
Die russische Offensive im Süden und Norden stockt. Seit Tagen sind die Streitkräfte in diesen Gebieten fast nicht mehr vorgerückt. Ryan schreibt, die russische Armee hätte in den letzten Tagen einige Fortschritte erzielt, aber auch diese seien «hart umkämpft und mit hohen Kosten verbunden» gewesen.
Und so würden die russischen Truppen aktuell vor allem Artillerie- und Raketenangriffen auf städtische Gebiete durchführen, um die Zivilbevölkerung zu terrorisieren.
In den letzten 48 Stunden gab es vermehrt Berichte, wonach die ukrainische Armee in offensiven Operationen die russischen Streitkräfte angegriffen hätten. Unter anderem meldete die ukrainische Armee, dass es gelungen sei, eine grosse Zahl russischer Soldaten westlich von Kiew einzukesseln oder den Kiewer Stadtteil Lukyanivka zurückzuerobern.
Auch Irpin soll (in Teilen) zurückerobert worden sein, diese Information ist aber noch nicht verifiziert.
Ryan ordnet dieses Vorgehen so ein:
Die Planung und Koordinierung solcher Offensivoperationen sei jedoch ein sehr komplexes Unterfangen. Zudem sei nicht bekannt, ob die ukrainische Armee genügend Kapazitäten habe, um die Stellung zu halten.
Überrascht hat am Donnerstag die Explosion eines russischen Landungsschiffes der Alligator-Klasse im Hafen in Berdyansk. Denn Berdyansk galt als von den Russen bereits eingenommen. Zudem sollen zwei weitere russische Landungsschiffe in Flammen gestanden haben. Ob die Schiffe von einer ukrainischen Toschka-U Boden-Boden-Rakete getroffen wurde oder sonstige Einflüsse zu dieser Explosion führte, ist nicht geklärt.
Der Twitter-Account «Jomini of the West» dokumentiert den russischen Einmarsch in der Ukraine mit detaillierten Karten. Im Norden werden seit dem 22. März vermehrt Gegenangriffen der ukrainischen Armee gemeldet.
Die Autorenschaft hinter dem Twitteraccount geht davon aus, dass die russischen Streitkräfte sich nun darauf konzentrieren würden, ukrainische Angriffe abzuwehren, um Butscha und Hostomel zu halten. Zudem würden sie wohl ihre Verteidigungslinien verstärken und Artillerie sowie Raketensystem so verlegen, dass die Bombardierung von Kiew intensiviert werden könne.
7/ Ukrainian officials claimed late on 23 March that Russian forces have been encircled in Irpin, Bucha, and Hostomel, satellite imagery & FIRMS data seem to suggest this is not yet the case; though it may become a reality if these counterattacks continue and make more progress. pic.twitter.com/AggkAX7inU
— Jomini of the West (@JominiW) March 25, 2022
Auch im Süden scheinen die Russen nicht wie geplant voranzukommen: Der russische Vorstoss auf die Stadt Mykolaiyw wurde zurückgeschlagen. Und auch der Vorstoss nach Odessa scheint erfolgreich gebrochen worden zu sein.
«Jomini of the West» vermutet, dass sich die russischen Streitkräfte in den nächsten Tagen darauf konzentrieren werden, Cherson zu verteidigen. Sowie vereinzelte Angriffe auf Kryvyi Rih durchzuführen.
15/ Southern Front. The Russian advance on Mykolaiyv has been defeated. Ukraine’s limited counterattacks seem to have successfully broken the Russian ability to advance beyond the Southern Bug River to threaten Odesa. Russia is now focused on retaining gains made in Kherson. pic.twitter.com/D4M7pIhcSx
— Jomini of the West (@JominiW) March 25, 2022
Die Frontlinie zu den Separatistengebieten im Osten ist die einzige Front, an der in den letzten Tage durch die russische Armee militärische Erfolge erzielt wurden.
«Jomini of the West» vermutet, dass die russischen Streitkräfte in den nächsten Tagen weiterhin versuchen würden, Sjewjerodonezk einzukreisen, Isjum einzunehmen und Mariupol anzugreifen.
11/ Donbas Front assessment. The Russian military appears to have made this front a priority for offensive operations, as it is the only area that any recent success has been sustained, although progress remains slow and difficult. #Kharkiv #Izium #Donbas #Mariupol pic.twitter.com/3uwCRiqQP8
— Jomini of the West (@JominiW) March 25, 2022
(yam)
Man soll die Russen ja nicht unterschätzen. Der Westen hat Putin 20 Jahre lang unterschätzt!
Auch über ein angebliches Debakel zu sprechen, ist nicht zielführend. Das Ziel muss sein, dass die russischen Truppen gefälligst auf ihr Territorium zurückgeprügelt werden. Da wo sie hergekommen sind und hingehören.