Bei einem Angriff an der Prudjanka-Front in der Nähe von Charkiw wurden mehrere russische Waffen zerstört – darunter auch ein Panzer mit Modell BM-21 MLRS. Bei diesem stellte der deutsche Journalist Björn Stritzel ein überraschendes Detail fest: Auf den kaputten Reifen steht «Made in USSR» – also dass sie in der Sowjetunion hergestellt wurden. Diese existiert seit 31 Jahren nicht mehr.
Tires made in USSR. pic.twitter.com/yc1hynW5sI
— Björn Stritzel (@bjoernstritzel) May 1, 2022
Die Tatsache, dass in der russischen Armee womöglich Jahrzehnte alte Reifen zum Einsatz kommen, sorgte auch in den sozialen Medien für Aufruhr. So nahm Militär-Experte Trent Telenko die Bilder in einem Twitter-Thread unter die Lupe. Dieser arbeitete früher für das US-Verteidigungsministerium.
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Telenko weist darauf hin, dass die Beschriftung «Made in USSR» nicht zwingend bedeute, dass die Reifen schon 31 Jahre alt seien. Es sei gut möglich, dass die Drucke bei der Reifenherstellung nicht sofort nach dem Zerfall der Sowjetunion geändert worden seien, schreibt er dazu. Es sei also wahrscheinlicher, dass die Reifen etwas neuer seien und einst für den Export geplant waren, was die englische Beschriftung erahnen lasse.
Dennoch stimmt auch Telenko das Bild stutzig. So weist er darauf hin, dass der Reifen zahlreiche Schäden von der Sonne aufweise und damit schon bei der Montur in keinem guten Zustand gewesen sei. Für Telenko ein klarer Hinweis darauf, dass es bezüglich Reifen-Material nicht besonders gut um die russische Armee steht.
It is more likely younger, but it would require a technical marking table to decode the manufacturer mark in the circle above the "MADE IN THE USSR" script.
— Trent Telenko (@TrentTelenko) May 2, 2022
The sun rot on the tire & marking strongly suggests the Russians are suffering a serious truck tire shortage.
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«Jemand muss ganz tief in ein Lagerhaus irgendwo in Russland gegriffen haben und die Reifen aus dem Kalten Krieg geholt haben, da es nichts anderes mehr gab», schreibt er. Besonders bemerkenswert sei, dass man den beschädigten Reifen bei einem wichtigen Panzer gefunden habe. «So etwas tut man nur, wenn man verzweifelt ist», schreibt Telenko.
Es ist nicht das erste Mal, dass Telenko erstaunliche Mängel bei russischen Kriegsmaterial feststellt. Anfang April hatte er gegenüber «CNN» bereits überraschende Schäden bei einem Kriegswagen festgestellt und dies als schlechtes Zeichen für die Armee interpretiert. (dab)
Der TCS empfiehlt, Reifen, die älter als 10 Jahre sind zu ersetzen und zudem immer Reifen neuerem Produktionsdatum zu kaufen.