Am Dienstagabend hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mitgeteilt, dass der Oligarch Viktor Medwedtschuk festgenommen worden ist. Selenskyj veröffentlichte auf den sozialen Medien ein Foto des 67-Jährigen, das ihn mit Handschellen gefesselt in ukrainischer Uniform zeigt. Zudem lobte er den Erfolg der Agenten bei einer Spezialoperation.
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Medwedtschuk gilt als engste Bezugsperson der Ukraine zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die beiden kennen sich seit fast 20 Jahren und sollen enge Freunde sein. Putin ist gar der Pate von Medwedtschuks jüngster Tochter.
Aufgrund seiner engen Beziehung zum Kreml-Chef gilt Medwedtschuk seit langer Zeit als Schlüsselfigur im Konflikt zwischen Moskau und Kiew. Sein Draht zu Putin erlaubte ihm, als Vermittler aufzutreten. Seine politischen Projekte und die von ihm beherrschten Fernsehsender vertraten aber prorussische Positionen. Selenskyj liess diese deshalb schliessen.
Vor allem zu Beginn des Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine im Jahr 2014 spielte Medwedtschuk eine wichtige Rolle. Er kritisierte die Ukraine für ihren schlechten Umgang mit der Krim, weshalb sie de facto nun zu Russland gehöre.
2014 nahm er zudem eine Vermittlungsrolle zwischen den Separatisten der Regionen Donezk und Luhansk sowie der ukrainischen Regierung ein. Der ehemalige Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, warf ihm vor, dabei die Interessen Russlands zu vertreten. So lobte Medwedtschuk etwa, dass Putin Menschen in Donezk und Luhansk schneller russische Pässe ausstellen wollte. Und auch 2019, fünf Jahre nach dem Beginn des Konflikts der beiden Länder, sagte Medwedtschuk gegenüber dem «Spiegel» noch: «Russland ist kein Angreifer.»
2021 wurde Medwedtschuk von der Regierung vorgeworfen, ukrainische Militärgeheimnisse an Moskau weitergegeben zu haben. Er wurde deshalb des Hochverrats angeklagt und unter Hausarrest gestellt. Am 27. Februar, kurz nach Beginn der russischen Invasion, tauchte Medwedtschuk unter und verschwand bis zu seiner Festnahme am Dienstag. Die USA spekulierten, Russland hätte ihn bei einem Sieg im Krieg als neuen, Kreml-nahen Präsidenten der Ukraine installieren wollen.
Medwedtschuk kam in Sibirien zur Welt, zog aber als Kind in die Ukraine und spielte dort viele Jahre eine wichtige Rolle in der Politik. Von 1997 bis 2002 war er Abgeordneter des ukrainischen Parlaments. Zeitweise amtete er in diesem als stellvertretender Vorsitzer. Ab 1998 war er zudem Präsident der Vereinte Sozialdemokratische Partei der Ukraine.
Im Jahr 2002 wurde Medwedtschuk zum Leiter der Verwaltung von Präsident Leonid Kutschma ernannt, womit er in dieser Zeit als einer der mächtigsten Männer der Ukraine galt. 2005 zog er sich beim Wahlsieg von Wiktor Juschtschenko weitgehend aus der Politik zurück, ehe er 2012 seine eigene politische Bewegung «Ukrainische Wahl» gründete. Mit dieser setzte sich Medwedtschuk für eine intensive wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland sowie gegen eine Annäherung der Ukraine zur EU ein.
2018 schloss er sich der «Oppositionsplattform – Für das Leben» an. Diese holte bei den Parlamentswahlen 2019 die zweitmeisten Stimmen, womit sie die stärkste Oppositionskraft im Parlament wurde.
Medwedtschuk machte zudem nie ein Geheimnis daraus, dass er ziemlich wenig von Präsident Wolodymyr Selenskyj hält. So kritisierte er nach dessen Wahl vor allem dessen fehlende Erfahrung in der Politik. «Warum soll ich als Bürger der Ukraine Teil von Selenskyjs Experiment sein, wenn der noch lernt, Präsident zu werden? Ich bin damit absolut nicht einverstanden», sagte er gegenüber dem «Spiegel».
Wie es mit Medwedtschuk jetzt weitergeht, ist unklar. Auch in der Ukraine scheint man sich noch nicht einig zu sein. Geheimdienst-Chef Iwan Bakanow meinte nach der Verhaftung, kein Verräter solle einer Bestrafung entgehen: «Er wird nach dem Gesetz der Ukraine zur Rechenschaft gezogen werden.»
Präsident Wolodymyr Selenskyj schlug hingegen vor, ihn Russland zu übergeben, falls stattdessen ukrainische Gefangene freigelassen werden. «Ich schlage der Russischen Föderation vor, ihren Jungen gegen unsere Jungen und Mädchen in russischer Gefangenschaft auszutauschen», so Selenskyj in einer Videobotschaft. (dab)
Mal schauen, wieviel Wert dieser Verräter für Putin hat. Dieser Wert wird sich daran bemessen, wieviele ukrainische Kriegsgefangene im Austausch gegen Medwedtschuk frei kommen.
Die sehen jetzt alle sehr alt und sehr weiss aus, weil sie offenbar jahrzehnte lang nicht geschnallt haben, dass sie einen neuen Hitler, bzw. einen neuen Stalin hofiert und für gut befunden haben.
So färbt das Blut, das an "Putin dem Schrecklichen" klebt, auch auf seine früheren Fans ab, die sich noch im allerletzten Moment von ihm zu distanzieren versuchen, bevor er sie mit sich ins Verderben reisst...