Ein halbes Jahr nach dem Attentat auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia hat die britische Polizei vergangenen Mittwoch zwei Verdächtige benannt: Es handelt sich demnach um Russen, die Pässe auf die Namen Alexander Petrow und Ruslan Boschirow nutzten.
Gut eine Woche nachdem die beiden Verdächtigen öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben wurden, meldete sich nun der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch zu Wort. Er hoffe, dass sich die beiden bald melden würden.
Mit einem Lächeln im Gesicht sagte Putin, die beiden seien natürlich Zivilisten und man hoffe, dass sie ihre Geschichte erzählen könnten. Und siehe da:
Kaum einen Tag später meldeten sich Petrow und Boschirow angeblich von sich aus beim staatlichen russischen TV-Sender RT, um das Missverständnis aus dem Weg zu räumen.
BREAKING: Russian channel RT has aired an interview with two men they say are suspects in the #SalisburyPoisoning.
— Sky News (@SkyNews) 13. September 2018
Alexander Petrov and Ruslan Boshirov said they were only in Salisbury as tourists to visit Stonehenge.
Read the full story here: https://t.co/pIhn4s7UtT pic.twitter.com/Gn1Ryx7MjE
Die beiden wirken ziemlich gestresst und nervös. Die Moderatorin spricht sie darauf an. Petrow fragt zurück:
Auf die Frage, was die beiden denn in Salisbury gemacht hätten, antworten sie, dass ihnen Salisbury von Freunden empfohlen wurde. Simonjan fragt ungläubig nach: «Salisbury?» Nach einer Pause antwortet dann Boschirow wie auswendig gelernt:
Doch die beiden Russen verstricken sich in Widersprüchen. Sie seien nur eine halbe Stunde in Salisbury gewesen, gaben sie zu Protokoll.
Das Wetter sei schlecht gewesen – zu viel Schnee – und darum nahmen sie stattdessen wieder den Zug zurück nach London. Vielleicht sei man auch am Haus von Sergej Skripal vorbeigekommen.
Dumm nur, dass an jenem Tag gar kein Schnee auf den Strassen von Salisbury lag – jedenfalls nicht auf den publizierten Aufnahmen. Dumm ebenfalls, dass das Haus Skripals in der entgegengesetzten Richtung von der Kathedrale lag.
The statement by the #skripal suspects is glorious. The city was so 'covered in snow' that they couldn't walk 0.7 miles to Salisbury Cathedral, but they could walk over a mile to Christie Miller road, in completely the opposite direction. Poor lambs, they clearly got really lost! pic.twitter.com/Qd7XzGAiC9
— Guy Walters (@guywalters) 13. September 2018
In 25 minutes, RT didn't manage to ask Boshirov and Petrov why traces of Novichok were found in their hotel room, why there's no evidence of their backstory & why they went toward Skripal's house on the day of the poisoning, rather than the Cathedral they'd supposedly come to see pic.twitter.com/vnrEcIumJw
— Alec Luhn (@ASLuhn) 13. September 2018
Nach dieser PR-Offensive der Russen ist man sich nun in England im Klaren darüber, dass die russische Regierung nicht an einer transparenten Aufklärung des Attentats interessiert ist. (jaw)