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Ukraine-Krieg: Diese Sanktionen gegen Russland hat die EU beschlossen

Öl-Embargo, aber mit Ausnahmen – diese Sanktionen hat die EU gegen Russland beschlossen

31.05.2022, 01:4331.05.2022, 15:59
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Was ist neu?

Die EU-Staaten haben sich im Streit um das geplante Öl-Embargo gegen Russland auf einen Kompromiss verständigt, wie EU-Ratspräsident Charles Michel in der Nacht zum Dienstag während eines Gipfeltreffens in Brüssel mitteilte. Der Belgier schrieb auf Twitter von «maximalem Druck auf Russland», um den Krieg gegen die Ukraine zu beenden.

Was sieht der Kompromiss vor?

Nach Angaben von Diplomaten sieht der Kompromiss konkret vor, vorerst nur russische Öl-Lieferungen über den Seeweg zu unterbinden. Mehr als zwei Drittel der russischen Öl-Lieferungen in die EU sollen auf diese Art von dem Einfuhrverbot betroffen sein. Per Pipeline erfolgende Transporte sollen zunächst weiter möglich sein.

epa09986475 European Council President Charles Michel arrives at the first day of a Special European Summit on Ukraine at the European Council, in Brussels, Belgium, 30 May 2022. EPA/STEPHANIE LECOCQ
EU-Ratspräsident Charles Michel gab am Montagabend neue Massnahmen bekannt.Bild: keystone

Warum nur gut zwei Drittel?

Nicht alle Staaten waren für ein vollständiges Embargo. So sprach sich Ungarn gegen ein solches aus und wollte stattdessen vorerst nur russische Öl-Lieferungen über den Seeweg unterbinden. Per Pipeline erfolgende Transporte sollen zunächst weiter möglich sein.

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Ungarn wird sich so erst einmal weiter auf dem Landweg über die riesige Druschba-Leitung mit russischem Öl versorgen können. An ihr sind auch Raffinerien in Ostdeutschland und Polen sowie in der Slowakei und Tschechien angeschlossen. Deutschland und Polen haben allerdings bereits deutlich gemacht, dass sie nicht von der Ausnahme für Pipeline-Öl profitieren wollen.

epa09986445 Hungary's Prime Minister Viktor Orban at the first day of a Special European Summit on Ukraine at the European Council, in Brussels, Belgium, 30 May 2022. EPA/OLIVIER HOSLET
Viktor Orbans Ungarn sprach sich gegen ein vollständiges Öl-Embargo aus.Bild: keystone

Ungarn hatte vor dem Durchbruch beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs in Brüssel wochenlang auf seine grosse Abhängigkeit von russischem Öl verwiesen und eine Einigung auf ein Embargo blockiert.

Was bedeutet das für Russland?

Durch den zusätzlichen Verzicht Deutschlands und Polens könnte Russland im kommenden Jahr nur noch ein Zehntel der bisherigen Ölmenge in die EU verkaufen. Damit soll das Land für seinen mittlerweile seit mehr als drei Monaten andauernden Krieg gegen die Ukraine bestraft werden. Nach Schätzungen der EU-Denkfabrik Bruegel gaben EU-Staaten bis vor kurzem noch etwa 450 Millionen Euro pro Tag für Öl aus Russland aus.

Welche Sanktionen wurden sonst noch beschlossen?

Das Öl-Embargo war nur einer von mehreren Schritten gegen Russland – so ist es Teil eines Sanktionspaketes. Dieses sieht zudem vor, die grösste russische Bank, die Sberbank, aus dem Finanzkommunikationsnetzwerk Swift auszuschliessen. Zudem sollen Russlands staatlicher Fernseh-Nachrichtensender Russia 24 (Rossija 24) sowie die ebenfalls staatlichen Sender RTR Planeta und TV Centre in der EU verboten werden.

Wie soll der Ukraine geholfen werden?

Neben den Sanktionen gegen Russland hat die EU auch beschlossen, wie man die Ukraine weiter unterstützen will. So sollen ihr im Laufe des Jahres weitere Finanzhilfen von bis zu neun Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. Das geht aus einer Erklärung der Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten hervor, die in der Nacht zum Dienstag veröffentlicht wurde. Mit dem Geld soll die Ukraine laufende Kosten etwa für Rentenzahlungen und den Betrieb von Krankenhäusern decken können. Unklar ist, wie viel Geld als Zuschuss und wie viel als Kredit ausgezahlt werden soll.

Die EU-Kommission hatte jüngst angekündigt, eine entsprechende Massnahme vorzuschlagen. Damals sagte EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis, dass die Hilfe vor allem aus Krediten und teilweise auch aus Zuschüssen bestehen solle. Ukrainischen Angaben zufolge erhält das Land vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und von der Weltbank monatlich umgerechnet knapp 4,7 Milliarden Euro. Das seien die Kosten, welche der ukrainische Haushalt für Sozialausgaben infolge des Krieges benötige.

Der IWF geht davon aus, dass die Ukraine Hilfen von rund fünf Milliarden Dollar pro Monat braucht, um das Funktionieren der Regierung und wichtiger staatlicher Institutionen zu gewährleisten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beziffert die Summe, um die wirtschaftlichen Verluste der Ukraine auszugleichen, auf rund 6,5 Milliarden Euro monatlich. Hinzu kämen Hunderte Milliarden für den Wiederaufbau.

Die internationale Gemeinschaft hat die Ukraine bereits mehrfach mit Geld unterstützt. EU-Angaben von Mitte Mai zufolge hat die Europäische Union seit Beginn des russischen Kriegs bereits 4,1 Milliarden Euro zur Unterstützung mobilisiert. Dazu zählen 1,5 Milliarden Euro für die Finanzierung von Waffen und militärischer Ausrüstung. Auf weitere 500 Millionen für diesen Zweck hatten sich die EU-Staaten vergangene Woche final geeinigt.

(dab/sda/dpa)

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56 Kommentare
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Rethinking
31.05.2022 07:03registriert Oktober 2018
Echt mühsam Typen wie Orban und Erdogan…
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Grenat
31.05.2022 07:25registriert Februar 2022
Einstimmikeit ist ja ganz ok, aber es lämt solche Orginisationen auch ein Staat kann so 26 blockieren. Das gleiche bei Nato oder das Veto bei der UN man sollte beschlüsse auch auf 2/3 oder 3/4 Mehrheiten durchsetzen können. Jedem Staat der beitrit sollte dies dann bewusst sein. Osteuropa war auch grösster nutznisser der EU. Dies jetzt zu reformieren wird aber wohl so gut wie unmöglich da sich immer einer querstellt sei es in der EU,Nato,UNO.
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HappyUster
31.05.2022 06:41registriert August 2020
"...könnte Russland im kommenden Jahr nur noch ein Zehntel der bisherigen Ölmenge..."

Ihr wisst aber schon, der Krieg ist JETZT im 2022!
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