Einem aktuellen Bericht zufolge sind bei den Bauarbeiten im Zuge des futuristischen Projekts «Saudi Vision 2030» bereits 21'000 Arbeiter aus Nepal, Bangladesch und Indien ums Leben gekommen. Diese Zahl nennt eine Dokumentation des britischen Fernsehsenders ITV – und sie passt zu bereits zuvor erhobenen Daten. Wie der «Guardian» im Frühjahr berichtet hatte, zählte die Regierung von Bangladesch 1'502 Arbeiter, die allein im Jahr 2022 den Tod in Saudi-Arabien fanden.
Die saudische «Vision 2030» war 2016 von Prinz Mohammed bin Salman verkündet worden, zu ihr gehören zahlreiche Grossprojekte. Die Schlauchstadt «The Line» zum Beispiel soll 170 Kilometer lang, aber nur 200 Meter breit werden. Neun Millionen Menschen sollen einmal in der sich durch die Wüste ziehenden Metropole leben, allesamt in einem riesigen, 500 Meter hohen Gebäude. Unter der Erde braucht den Plänen zufolge eine Überschall-U-Bahn dann bloss 20 Minuten, um von dem einen Ende der Kunststadt zum anderen zu gelangen.
«The Line» gehört zum gigantischen Siedlungsprojekt «Neom», das insgesamt eine Fläche von 26'500 Quadratkilometern einnehmen soll, was fast der Grösse Belgiens entspricht. Im Internet preist Saudi-Arabien das Vorhaben in den höchsten Tönen an. Ultramodern soll alles werden, eine CO2-freie Kreislaufwirtschaft ermöglichen und eine «bessere Zukunft» schaffen.
Doch für den Weg dorthin wählt das Königreich Menschenrechtsorganisationen zufolge Mittelalter-Methoden. Saudische Behörden hätten es erlaubt, Beduinen zu töten, die für das Projekt zwangsumgesiedelt werden sollen, berichtete im Mai die BBC.
Arbeiter sagen, ihnen würden keine Löhne gezahlt, sie würden behandelt wie Sklaven. In der ITV-Doku erzählt etwa ein Arbeiter, Arbeitstage mit 16-Stunden-Schichten seien normal – und dies 14 Tage am Stück.
«Wir arbeiten ununterbrochen», berichtete ein anderer Arbeiter in der verdeckt gefilmten Reportage. Der Schlafmangel verursache zahlreiche Arbeitsunfälle. Ein weiterer Arbeiter richtete sich an Freunde und Familie. «Bitte rettet mich», flehte er.
Wenig später wurde dieser Mann tot aufgefunden. Man habe ihm zuvor gesagt, er dürfe Saudi-Arabien nur verlassen, wenn er eine Summe zahle, die fünf Monatslöhnen entspreche, hiess es. Am Grossprojekt «Neom» verdienen auch zahlreiche deutsche Firmen mit. Die Verantwortlichen in Saudi-Arabien versprachen, die Vorwürfe zu prüfen.
Verwendete Quellen:
Ich als Politiker würde es meinen Leuten verbieten, dass sie in ein solches Land arbeiten gehen.
Empathie und "Sozial" gehört wohl nicht mehr zum Wortschatz solcher "Herren".
Würde mich schon sehr wundern, wenn das Projekt in Realität auch nur ein einziges der Nachhaltigkeitskriterien erfüllt. Von der Sinnlosigkeit des Projekts ganz zu schweigen, wieso bitte sollen an diesem Ort unter diesen klimatischen Bedingungen Menschen auch nur annähernd nachhaltig leben können?