International
Schweden

Gewalt in Schweden - 15-Jähriger bei Schüssen in Stockholm getötet

Gewalt in Schweden – 15-Jähriger bei Schüssen in Stockholm getötet

11.06.2023, 11:5111.06.2023, 17:51
Mehr «International»

Die um sich greifende Schusswaffengewalt in Schweden hat ein nächstes junges Todesopfer gefordert. Bei neuerlichen Schüssen in einem südlichen Vorort von Stockholm wurde am Samstagabend ein 15-Jähriger getötet, ein weiterer Junge im selben Alter sowie ein Mann im Alter von etwa 45 Jahren und eine etwa 65-jährige Frau wurden verletzt. Wie die Polizei der schwedischen Hauptstadt mitteilte, wurden zwei junge Männer nach einer Verfolgungsjagd auf einer Schnellstrasse festgenommen. Sie stehen unter Mordverdacht.

Schweden hat seit einigen Jahren ein grosses Problem mit der Bandenkriminalität, die sich immer wieder in Schüssen und vorsätzlich herbeigeführten Explosionen äussert. Dabei geht es häufig um Einfluss im Drogengeschäft, um den gleich mehrere rivalisierende Gangs ringen. Seit Jahresbeginn hat es bis Ende Mai in dem skandinavischen Land bereits 144 Schusswaffenvorfälle gegeben, darunter 52 im Grossraum Stockholm. 18 Menschen wurden dabei getötet, davon allein 10 in der Hauptstadt. Immer wieder sind Teenager unter Tätern und Opfern.

Die Vororte von Stockholm sind von der Gewalt besonders stark betroffen, gerade im Süden, aber auch im Norden der Stadt. Diesmal ereignete sich die Tat in der Nähe des Zentrums des südlichen Randbezirks Farsta. Die drei Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht, während der 15-Jährige noch an einem der insgesamt drei Tatorte starb, an denen die Schüsse nach Polizeiangaben gefallen waren. Hintergründe der Tat blieben bislang unklar.

Die tödlichen Schüsse in Farsta blieben landesweit nicht die einzigen am Wochenende. Bereits am Freitagabend wurden insgesamt drei junge Männer bei Schüssen in Solna im Norden Stockholms sowie in Jordbro im Stadtsüden verletzt. In Eskilstuna gut 100 Kilometer westlich von Stockholm meldete die Polizei am Samstag ebenfalls einen Vorfall, bei dem Schüsse abgegeben wurden. Verletzt wurde dabei niemand. Ein Junge im Teenageralter wurde festgenommen.

Schwedens Justizminister Gunnar Strömmer bezeichnete die Vorfälle in einem Kommentar an die Nachrichtenagentur TT am Samstagabend als «einen schrecklich dunklen Tag mit neuen brutalen Schiessereien». Die Polizei arbeite intensiv daran, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. «Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um diese Entwicklung umzukehren.»

Swedish Justice Minister Gunnar Strommer speaks with the media as he arrives for a meeting of EU interior ministers at the European Council Brussels on Thursday, March 9, 2023. European Union interior ...
Gunnar Strömmer.Bild: keystone

Ein Ende setzte dieses Versprechen der Gewalt vorerst nicht: In Malmö ganz im Süden von Schweden wurden in der Nacht zum Sonntag mehrere Schüsse auf ein Haus abgegeben. Darüber hinaus kam es in der Nacht in Sundbyberg nordwestlich von Stockholm zu einer Explosion im Eingangsbereich zum Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses.

«Das ist zu noch einem düsteren Wochenende geworden», stellte der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson angesichts der erneuten Gewalt am Sonntag auf Facebook fest. Die Vorfälle seien eine weitere Bestätigung dafür, wie extrem gross das Problem in Schweden geworden sei. Die Lage sei äusserst ernst, laut Polizei seien nun etwa 30'000 Menschen Teil von kriminellen Gangs oder hätten Verbindungen zu ihnen. Es werde Zeit brauchen, bis man das Problem gelöst habe, aber so weiterzumachen wie bisher, das sei keine Alternative. «Wir dürfen nicht abstumpfen und resignieren», schrieb der konservative Politiker. «Wir müssen noch mehr tun, beharrlich und entschlossen.» (saw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
68 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Antaios
11.06.2023 12:29registriert Mai 2022
Es ist bezeichnend, dass im Artikel mit keinem Wort auf die eigentliche Ursache dieser Entwicklung, nämlich die gefühlige, unkontrollierte Zuwanderung aus nicht europäisch sozialisierten Gesellschaften und deren Ghettobildung, eingegangen wird. Dafür der Labersatz: Die Polizei arbeite intensiv daran, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. «Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um diese Entwicklung umzukehren.»
Um diese Entwicklung umzukehren hätte Schweden (und auch andere Länder) längsten härtere Massnahmen treffen sollen . So wie z.B. Australien oder Kanada.
19021
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rivka
11.06.2023 12:52registriert April 2021
Wenn man Menschen aus Ländern, die im Mittelalter steckengeblieben sind, unkontrolliert in freie, demokratische Länder einreisen lässt, sind solche Folgen 'normal'. Was in Schweden abgeht, sollte gut analysiert werden um Vorkehrungen zu treffen.
14918
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kommissar Rizzo
11.06.2023 13:34registriert Mai 2021
So sehr ich verstehe, dass Menschen aus Kriegsgebieten oder nur schon aus ökonomischen Gründen fliehen resp. auswandern, es muss härter durchgegfriffen werden! Stockholm, Silvester in Berlin oder Köln, jedes Wochenende an den Bhf etc. etc.
Kann man alles ignorieren oder mit leeren Phrasen abtun. Realität ist es trotzdem. Und führt dazu, dass die anständige Mehrheit benachteiligt wird und rechte Parteien Zuwachs bekommen.
1149
Melden
Zum Kommentar
68
    Israels Geheimdienst belastet sich in Bericht schwer wegen 7. Oktober
    Es war das schlimmste Massaker in Israels Geschichte mit mehr als 1200 Toten und über 250 in den Gazastreifen Verschleppten. Der israelische Geheimdienst Schin Bet äussert sich nun zu den eigenen Fehlern im Vorfeld.

    Israels Inlandsgeheimdienst hat einen Bericht über die Fehler vorgelegt, die das beispiellose Massaker der islamistischen Hamas und anderer Extremistenorganisationen im Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 mit ermöglicht haben. In dem Bericht von Schin Bet heisst es unter anderem:

    Zur Story