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ARD-Interview mit AfD-Weidel gestört – Drahtzieher war ein Schweizer

ARD-Interview mit AfD-Weidel gestört – Drahtzieher war ein Schweizer

Eine Störaktion bei einem Interview mit AfD-Chefin Alice Weidel warf in Deutschland hohe Wellen. Der Organisator war ein Schweizer. Er rechtfertigt nun in einem Interview die Aktion.
27.07.2025, 09:2927.07.2025, 14:27

Während Alice Weidel im Berliner Regierungsviertel interviewt wurde, beschallte eine Aktivistengruppe die Umgebung derart laut mit Anti-AfD-Parolen, dass Weidel und der Reporter sich teils kaum verstanden.

Die Szene sorgte in Deutschland für Wirbel, besonders die ARD wurde stark kritisiert, weil das Interview nach Ansicht vieler hätte abgebrochen werden sollen. So könne sich Weidel erneut als Opfer inszenieren, lautete einer der Vorwürfe.

Hinter der umstrittenen Aktion stand ein Schweizer, wie nun bekannt wird. Der 44-jährige Philipp Ruch ist der Gründer der Aktivistengruppe «Zentrum für Politische Schönheit» und er war auch bei der Interview-Aktion federführend.

Philipp Ruch, Ost-West-Agent gegen den Rechtsextremismus
Philipp Ruch fiel schon öfter mit Aktionen gegen die AfD auf.Bild: watson / Shutterstock

In einem Gespräch mit dem «SonntagsBlick» verteidigt Ruch die Aktion nun entschieden. Sie sei absolut gerechtfertigt: «Niemand will Nazis zur Hauptsendezeit im deutschen Fernsehen sehen», so Ruch. Er führt unter anderem die Einstufung der Partei als «gesichert rechtsextrem» durch den deutschen Verfassungsschutz als Rechtfertigung an. Diese Bezeichnung wird derzeit durch die Justiz geprüft, weil die AfD dagegen vorging, ein abschliessendes Urteil gibt es noch nicht.

Die Vorwürfe, dass er mit seinem Vorgehen die demokratischen Prozesse behindere, sachliche Gespräche verunmögliche und die Meinungsfreiheit untergrabe, nimmt Ruch gerne hin.

«Wir möchten nicht, dass sachliche Gespräche mit rechtsextremen Wahlschweizerinnen stattfinden – allerhöchstens unsachliche.»

Die AfD äussere keine Meinungen, sondern trete offen menschenfeindlich auf, so Ruch weiter. Sie plane «im stillen Kämmerchen Deportationen».

Auch Ruch kritisiert die ARD. Es sei «allerhand», dass der deutsche Rundfunk überhaupt auf die Idee käme, ein Interview mit einer rechtsextremen Partei zu führen. «Da hätten die eigentlich auch selbst drauf kommen können, dass das unanständig ist.»

Philipp Ruch wurde als Sohn einer Deutschen und eines Schweizers in der DDR geboren. Mit seiner Aktivistenvereinigung «Zentrum für Politische Schönheit» sorgte er schon mehrfach für Aufmerksamkeit. Der 44-Jährige bezeichnet sich als Politaktivist und Aktionskünstler und die radikal rechte deutsche Partei AfD ist bevorzugtes Ziel seiner Aktionen. Ruch hat auch bereits ein Buch über die Partei geschrieben und glaubt, dass diese «Europa ins Verderben führen würde». (con)

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147 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sonichu
27.07.2025 09:40registriert Dezember 2022
Im Interview hat er gesagt es sei ihm bewusst, dass seine Aktion vorallem der AfD helfe, aber darum ginge es nicht. Es ginge darum moralisch auf der richtigen Seite der Geschichte gestanden zu haben, nicht darum realpolitisch eine Veränderung herbeizuführen. Das ist eigentlich linke Politik der letzten 10 Jahre in a nutshell.
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Wolf von Sparta
27.07.2025 09:41registriert Februar 2019
Aber verstanden, dass er eher das Gegenteil bewirkt hat, hat er noch nicht ^^…
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Sisyphus
27.07.2025 10:30registriert Dezember 2021
Wenn es einen Preis für die dümmste politische Aktion gäbe, hätte diese Aktion sicher gute Chancen, ihn zu gewinnen. Gerade als die AFD etwas aus dem Rampenlicht verschwunden war, ist sie durch diese Aktion wieder in allen Medien präsent. Das macht sich auch in den Umfragewerten bemerkbar, in denen sie praktisch zur CDU/CSU aufgeschlossen hat.
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