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Visa und Mastercard müssen Gebühren senken – das ist nicht nur positiv

Visa und Mastercard müssen Gebühren senken – das hat Folgen für Schweizer Kunden

Im 20 Jahre alten Rechtsstreit zwischen Händlern und den Karteninstituten Visa und Mastercard ist es zu einer Einigung gekommen. Diese dürfte Folgen für Zahlungsabwicklungen weltweit haben. Händler freuen sich, doch profitieren auch die Kunden?
25.11.2025, 06:1125.11.2025, 06:11
Gregory Remez / ch media

Karte ans Gerät halten, bis auf dem kleinen Bildschirm ein Häkchen erscheint, schon ist der Betrag beglichen. Viele von uns haben sich daran gewöhnt, dass die Zahlung an der Supermarktkasse oder im Restaurant heute ein simpler, digitalisierter Prozess ist, und machen sich nur noch wenige Gedanken darum. Immer mehr tragen nicht einmal mehr Bargeld mit sich. Doch die Annehmlichkeit kommt zu einem Preis.

FILE - In this Feb. 20, 2019, file photo are Mastercard and Visa credit cards in Zelienople, Pa. (AP Photo/Keith Srakocic, File)
Visa Mastercard Settlement
Die US-Riesen Visa und Mastercard sind in der Schweiz die grössten Anbieter von Kreditkartendienstleistungen.Bild: keystone

Im Gegensatz zum Bargeld fallen bei jeder Bezahlung mit Plastik Gebühren an. Diese variieren je nachdem, ob eine Debit- oder Kreditkarte zum Einsatz kommt. In jedem Fall sind sie ein Ärgernis für Händler und Gastrobetriebe, denen die Gebühren aufgebrummt werden, sobald sie Kartenzahlungen akzeptieren. Vor allem für kleinere Läden und Beizen geht das ins Geld. Indirekt zahlen aber auch die Kunden mit, da die von den Karteninstituten gesetzten Gebühren über die Zeit eingepreist werden.

Seit Jahren klagen Detailhandelsverbände und Konsumentenorganisationen über diese «Marktverzerrung». Bald aber könnte sich die Situation für die Händler verbessern. Denn kürzlich ist es in dem seit 20 Jahren dauernden Rechtsstreit zwischen US-Grosshändlern und den Karteninstituten Visa und Mastercard zu einer Einigung gekommen, die Folgen für Zahlungsabwicklungen weltweit haben dürfte.

Die Krux mit den Zusatzgebühren

Die Einigung, die noch von einem US-Gericht bestätigt werden muss, sieht unter anderem eine Senkung der Gebühr vor, die Händler entrichten müssen, sobald ihre Kunden per Kreditkarte bezahlen. Diese sogenannte «Interchange Fee», die bei gewöhnlichen Kreditkarten zwischen 2 und 2,5 Prozent beträgt, soll über die nächsten fünf Jahre um jeweils 0,1 Prozentpunkte gesenkt werden. Zudem sollen Händler künftig mehr Spielraum erhalten, gewisse Arten von Kreditkarten abzulehnen.

Die Änderung beträfe auch die Schweiz, wo Visa und Mastercard die meistgenutzten Kreditkarten sind. Entsprechend positiv fallen die Reaktionen hiesiger Detailhändler aus. Auf Anfrage schreibt etwa Denner: «Wir begrüssen diese Entwicklung, da sie dazu beitragen kann, die unternehmerische Freiheit zu stärken. Günstigere Gebühren und eine verbesserte Kostenstruktur sind grundsätzlich positiv für uns und ermöglichen es, in attraktive Angebote für unsere Kunden zu investieren.» Bei Coop heisst es:

«Wir begrüssen jegliche Senkungen von Gebühren, davon profitieren schlussendlich die Kundinnen und Kunden.»

Doch genau hier liegt der Hund begraben. Denn was gut für die Händler ist, muss nicht zwingend das Beste für die Kundschaft sein. Die Einigung gibt Detailhändlern und Restaurants nämlich neu die Freiheit, für bestimmte Kreditkarten zusätzliche Gebühren zu verlangen. Manche Händler belegen Kunden, die nicht bar bezahlen, bereits heute mit einer solchen «Surcharge», diese war aber bisher limitiert und für alle Karten gleich.

Künftig dürften insbesondere für die beliebten «Reward»-Karten mit «Cash Back»- oder Flugmeilen-Programmen Zusatzgebühren anfallen. Denn Händler müssen für diese bei den Karteninstituten ebenfalls mehr abdrücken. Für Betriebe bedeutet das zwar eine bessere Kostenkontrolle. Beobachter befürchten jedoch, dass den Konsumenten dadurch insgesamt höhere Gebühren drohen und der Bezahlvorgang verkompliziert wird, da die Verkäufer jeweils über jede «Surcharge» informieren müssen.

Kommt hinzu, dass Händler künftig Karten mit «Reward»-Programmen auch einfach ablehnen könnten. Bisher waren sie gezwungen, alle Karten eines Anbieters zu akzeptieren; hatten sie einen Vertag mit Visa, Mastercard oder beiden, war ein Ausschluss einzelner Kartenkategorien nicht möglich. Die neue Regelung würde dies erlauben. Allerdings müssten die Institute ihre Karten wohl mit entsprechenden Kennzeichen versehen, damit an der Kasse keine Verwirrung entsteht — ein Update, das Jahre in Anspruch nehmen dürfte.

Angesprochen auf die Kritik mancher Fachleute, dass man Kunden im Falle einer Umsetzung der neuen Bestimmungen auch verprellen könnte, reagieren die hiesigen Detailhändler eher schmallippig. Coop sagt lediglich, man akzeptiere «alle in der Schweiz gängigen Zahlungsmittel» und überlasse «den Kunden die Wahl». Die Migros beruft sich dagegen darauf, dass man «grundsätzlich keine Zahlen und Gebühren» kommuniziere, weshalb man «keine Informationen zur Verfügung stellen» könne.

Anzeige gegen Twint bei der Weko

Hierzulande hatten die Detailhänder erst kürzlich Siege gegen Visa und Mastercard errungen, und zwar bei den Debitkarten. Im Juli hat die Wettbewerbskommission (Weko) für Visa-Debitkarten eine Senkung der durchschnittlichen «Interchange Fee» auf maximal 0,15 Prozent erwirkt; nachdem im letzten Jahr bereits eine vergleichbare Senkung für Mastercard-Debitkarten auf 0,12 Prozent erreicht worden war.

Laut dem letzten Swiss Payment Monitor ist die Debitkarte in Schweizer Läden das am häufigsten gezückte Zahlungsmittel (33,3 Prozent), noch vor dem Bargeld (28,1 Prozent), der Kreditkarte (22,4 Prozent) und Twint (11,3 Prozent). Letzteres hat sich der Detailhandel nun als Nächstes vorgeknöpft: «Die Gebühren für Twint sind für die Detailhändler zu einer inakzeptablen Belastung geworden», heisst es von beim Interessenverband Swiss Retail Federation, der schweizweit rund 2300 Detailhändler ohne die Grossverteiler vertritt. Die heuer von Twint erhobenen Gebühren seien «regelmässig gleich hoch oder sogar höher als bei den Kreditkarten».

Der Verband hat im Juli eine entsprechende Anzeige bei der Weko eingereicht. Ungeachtet der jüngsten Einigungen mit Visa und Mastercard ortet der Verband «hierzulande nach wie vor grossen Handlungsbedarf» und «beträchtliches Potenzial für weitergehende Senkungen der Händlergebühren bei verschiedenen elektronischen Zahlungsmitteln».

Ob diese Bemühungen zur Senkung der Gebühren am Ende tatsächlich auch bei der Kundschaft ankommen, wird sich zeigen. (aargauerzeitung.ch)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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wurzeli
25.11.2025 06:21registriert April 2020
Scheint ja ein Riesenaufwand zu sein, die Gebühren von 2 auf 1.9 % zu senken. /s
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Düsenschleicher
25.11.2025 06:38registriert Februar 2022
Auch Bargeld verursacht den Händlern Kosten in Form von Arbeitszeit, die jemand aufwenden muss: zählen, wechseln, auf die Bank bringen etc.
Trotzdem finde ich die Kartengebühren hoch und Surcharge sollte ganz verboten werden
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benn
25.11.2025 06:52registriert September 2019
im gegensatz zu bargeld fallen gebühren an. echt jetzt? was für ein amateur journalist ist das denn. natürlich fallen bei bargeld gebühren an und nicht wenig: arbeitszeit, einsammeln, zählen, transport, abrechnen, einzahlen versicherung, diebstal etc. die branche kennt die lügen der händler, in der realität kostet bargeld mehr als jede elektronische transaktion. was ja logisch ist für jeen der selber denken kann. bitte hört auf so einseitig zu berichten und diesen abzockern händlern allesnzu glauben! und nein der kunde wird nicht profitieren sonder die händlermarge wird erhöht!
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