Was man sich als Mitglied eines Königshauses alles erlauben kann: Die saudische Prinzessin Maha Al Ibrahim hat 2009 in Genf Limousinen- und Hoteldienste für mehrere Millionen Franken in Anspruch genommen und nicht bezahlt. Das geht aus einem von 60'000 diplomatischen Dokumenten hervor, welche die Enthüllungsplattform Wikileaks über Saudiarabien veröffentlicht hat.
Die Frau des saudischen Königssohnes Abd ar-Rahman ibn Abd al-Aziz habe eine Rechnung von 1,5 Millionen Franken ignoriert, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Als sie darauf aufmerksam gemacht wurde, habe sie verkündet, dass der Betrag viel zu hoch sei. Daraufhin habe sie die Stadt verlassen und die saudischen Diplomaten in Genf gebeten, sich darum zu kümmern.
Der Verantwortliche des Limousinen-Services, Louis Roulet, erinnert sich noch gut an den Fall. Es sei um «viel mehr» als 1,5 Milionen Franken gegangen. Die Schuld sei schlussendlich ganz beglichen worden. «Wir arbeiten aus offensichtlichen Gründen nicht mehr mit dieser Familie zusammen», sagt er zu AP.
Aussergewöhnlich sei der Fall aber nicht wirklich gewesen, so der Algerier Roulet. Solche Streitigkeiten seien typisch für die arabischen Kunden, mit denen er zu tun habe.
Wikileaks hat die Depeschen am Freitag veröffentlicht – es sollen noch mehr folgen. Bis jetzt konnten Journalisten nur ein Bruchteil auf ihre Echtheit zu prüfen. Das saudische Aussenministerium warnte seine Staatsbürger auf Twitter davor, Webseiten mit Inhalten zu besuchen, die illegal veröffentlicht wurden.
Neben den luxuriösen Gewohnheiten der Königsfamilie zeigen die Dokumente auch, dass der Golfstaat den Iran im Visier hatte: Ein Memo, das offenbar von der Botschaft in Teheran geschickt wurde, beschreibt den «Frust der iranischen Bürger und ihr starker Wunsch nach einem Regimewechsel». Im Memo ist davon die Rede, die Unzufriedenheit der Iraner über soziale Medien zu verbreiten und Oppositionsfiguren zu unterstützen.
Ein weiteres Memo legt nahe, dass Golfstaaten bereit gewesen wären, 10 Millionen US-Dollar für die Freilassung des ehemaligen ägyptischen Machthaber Hosni Mubarak zu bezahlen. Der Deal ist offensichtlich nie zustande gekommen. (rey)