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Ukraine-Krieg: So reagieren die Schweiz und die Welt auf Butscha

So scharf reagieren die Schweiz und die Welt auf die Bilder aus Butscha

Nach dem Rückzug der russischen Armee aus Butscha liegen tote Menschen auf den Strassen. Die EU will die Sanktionen nun nochmals verschärfen. Auch die Schweiz reagiert.
03.04.2022, 19:3204.04.2022, 11:02
Fabian Hock / ch media
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Die Ukraine hat in der Region rund um die Hauptstadt Kiew die Leichen von insgesamt 410 Bewohnerinnen und Bewohnern geborgen, wie die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa am Sonntagabend auf Facebook schrieb.

Konstyantyn, 70, smokes a cigarette amid destroyed Russian tanks in Bucha, in the outskirts of Kyiv, Ukraine, Sunday, April 3, 2022. (AP Photo/Rodrigo Abd)
Konstyantyn steht in den Trümmern seiner Stadt Butscha. Russische Soldaten richteten hier ein Massaker an.Bild: keystone

Die Ukraine macht für das «Massaker» russische Truppen verantwortlich, welche die kleine Stadt Butscha bis vor kurzem besetzt hatten – Moskau bestreitet dies jedoch.

Französische Medienschaffende, die nach der Befreiung Zugang zur Stadt hatten, berichten von mindestens 20 Toten auf einer einzigen Strasse – alle seien zivil gewesen.

A journalist takes video of a mass grave in Bucha, on the outskirts of Kyiv, Ukraine, Sunday, April 3, 2022. (AP Photo/Rodrigo Abd)
Eine Journalistin dokumentiert ein Massengrab in Butscha.Bild: keystone

«Diese Menschen wurden erschossen», zitiert die Agentur Agence France-Presse den Stadtpräsidenten von Butscha, Anatoly Fedoruk. 280 weitere seien in Massengräbern beerdigt worden.

Bei ihrem Rückzug sollen die russischen Soldaten Kinder als menschliche Schutzschilde benutzt haben. Der ukrainische Generalstaatsanwalt stelle dazu ein Dossier zusammen, berichtet der britische «Guardian».

Soldiers walk amid destroyed Russian tanks in Bucha, on the outskirts of Kyiv, Ukraine, Sunday, April 3, 2022. (AP Photo/Rodrigo Abd)
Soldaten laufen inmitten von Trümmern und zerstörten russischen Panzern, Butscha am 3. April 2022.Bild: keystone

Die Geschehnisse in Butscha lösen international Entsetzen aus. «Diese Verbrechen des russischen Militärs müssen wir schonungslos aufklären», sagte der deutsche Kanzler Olaf Scholz. Aus Paris, Rom und weiteren europäischen Städten kamen ähnliche Forderungen.

Russlands Botschaft kassiert Rüffel

Die Pressestelle der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland wies auf ihrem Twitterkanal ebenfalls die Verantwortung am Tod der Zivilistinnen und Zivilisten in Butscha zurück – und markierte hohe Amtspersonen aus Deutschland.

Das brachte der Organisation prompt einen Rüffel der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) ein, die ebenfalls markiert wurde. Sie beschuldigte Russland und Kreml-Chef Wladimir Putin, «grausame und massive Kriegsverbrechen» begangen zu haben:

>> Hier geht's zu unserem Ukraine-Liveticker.

Die EU will ihre Sanktionen jetzt nochmals verschärfen und später die Verantwortlichen für «das Massaker» vor Gericht bringen.

Journalist platzt nach Zweifel an Butscha-Bildern der Kragen

Video: watson

So reagiert die Schweiz

Auch aus der Schweiz kommen deutliche Worte. Auf Anfrage schreibt das Aussendepartement: «Dem EDA sind die schrecklichen Bilder aus Butscha bekannt; Sie lassen schwere Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht befürchten.» Die Geschehnisse bedürften «einer unabhängigen internationalen Untersuchung», so das EDA weiter.

FDP-Vizepräsident Philippe Nantermod twitterte: «Die Bilder von Butscha sind absolut widerlich und unerträglich. Wir können einer solchen Barbarei nicht gleichgültig gegenüberstehen.» Es sei notwendig, «alle angemessenen Sanktionen und Massnahmen zu unterstützen, um diesen Krieg zu beenden und die Verbrecher zu bestrafen, die ihn verursacht haben».

SP-Nationalrat Fabian Molina schrieb: «In der Ukraine werden vor den Augen der Weltöffentlichkeit Kriegsverbrechen verübt.» Wehrlose Menschen würden ermordet. Molina fordert: «Die Schweiz muss den Handel mit russischen Fossilen verbieten!»

Carla Del Ponte: «Putin ist ein Kriegsverbrecher»

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat mehrere Fälle von mutmasslichen Kriegsverbrechen der russischen Armee bei Kiew, in Tschernihiw und Charkiw dokumentiert. Am Sonntag veröffentlichte sie ihren Bericht.

Darin festgehalten: Vergewaltigungen und Massenhinrichtungen. «Die Fälle, die wir dokumentiert haben, laufen auf unsägliche, vorsätzliche Grausamkeit und Gewalt gegen ukrainische Zivilisten hinaus», sagte Hugh Williamson, Europa-Direktor bei Human Rights Watch. «Vergewaltigung, Mord und andere Gewalttaten gegen Personen im Gewahrsam der russischen Streitkräfte sollten als Kriegsverbrechen untersucht werden.»

Die einstige Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes für Jugoslawien, Carla Del Ponte, fordert einen Haftbefehl für den russischen Präsidenten. «Putin ist ein Kriegsverbrecher», sagte sie am Wochenende der Westschweizer Zeitung «Le Temps».

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135 Kommentare
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
03.04.2022 19:39registriert Juni 2016
Was sagt eigentlich Putin Versteher und das Moskauer Blättchen Weltwoche Today dazu?
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Daniel Pünter
03.04.2022 19:55registriert April 2021
Die offizielle CH findet schöne und richtige Worte. Aber Worte sind leere Hülsen ohne Eindruck beim Schlächter Putin. Was die CH machen sollte: 100% Umsetzung der Sanktionen, Einstellen des Rohstoffhandels über die CH und Embargo für Rohstoffe aus RU. Das würde mehr bewirken.
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Art Peterson
03.04.2022 19:53registriert Dezember 2018
Stopp Import von Blutgas und Blutöl !
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