International
Schweiz

Todesursache Coronavirus: So steht es um die Todesraten in Europa

Todesursache Covid-19: So steht es um die Todesraten in Europa

18.03.2020, 10:1118.03.2020, 13:20
Mehr «International»

Wir erklären dir, warum du jetzt wirklich zuhause bleiben musst

Video: watson/Emily Engkent

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bisher etwa 7500 Personen an den Folgen der durch das Coroanvirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Ein Grossteil dieser Todesfälle meldeten China und Italien. In Europa steigen die Zahlen aber auch in Spanien und Frankreich rapide an. Diese Zahlen beziehen sich auf den Stand vom Dienstag.

Doch welche Patienten sterben an der Krankheit? Gibt es Unterschiede zwischen den Ländern? Und welche Vorerkrankungen erhöhen das Risiko am meisten? Eine Übersicht über diese Fragen findest du hier:

Todesfälle in Europa

Die WHO-Zahlen beziehen sich auf den Dienstag, in der Schweiz wurden mittlerweile bereits mehr Todesopfer gemeldet.
Die WHO-Zahlen beziehen sich auf den Dienstag, in der Schweiz wurden mittlerweile bereits mehr Todesopfer gemeldet.daten: who

Von den weltweit bislang 7'500 Todesfällen ereigneten sich 3113 in Europa. Ein Grossteil davon (2503 Todesfälle) alleine in Italien. Am zweistärksten betroffen sind Spanien (309 Todesopfer) und Frankreich (148 Todesopfer).

In Italien scheint sich die Lage bislang nicht zu beruhigen. Seit dem Wochenende sind nochmals knapp 350 neue Todesfälle gemeldet worden. In Spanien haben sich die Todesfälle über das Wochenende verdoppelt.

Alter der Verstorbenen

Wie bereits erste Zahlen aus China gezeigt haben, sind besonders alte und kranke Menschen gefährdet. Dies bestätigt sich nun auch in Europa. In Italien sind laut dem Gesundheitsministerium die Todesopfer folgendermassen aufgeteilt nach Alterssparten (Todesrate in Klammern):

  • 0 bis 29 Jahre: Keine Todesopfer bisher
  • 30 bis 39 Jahre: 4 Todesopfer (0,2%)
  • 40 bis 49 Jahre: 9 Todesopfer (0,3%)
  • 50 bis 59 Jahre: 46 Todesopfer (1%)
  • 60 bis 69 Jahre: 144 Todesopfer (3,2%)
  • 70 bis 79 Jahre: 602 Todesopfer (11,8%)
  • 80 bis 89 Jahre: 727 Todesopfer (18,8%)
  • 90 Jahre oder älter: 165 Todesopfer (21,6%)

Diese Zahlen stammen vom Montag. Frankreich meldete letzte Woche, dass 33 der 44 Todesopfer über 75 Jahre alt waren. In der Schweiz lässt sich Ähnliches feststellen. Der jüngste bisher verstorbene Patient in der Schweiz war 54 Jahre alt und litt an mehreren chronischen Erkrankungen.

Vorerkrankungen

Bei allen jüngeren Verstorbenen war eine Vorerkrankung festgestellt worden. Wie das italienische Gesundheitsministerium meldete, verstarb ein 39-jähriger Patient in seiner Wohnung. Er war fettleibig und hatte Diabetes. Eine ebenfalls 39-jährige Frau verstarb im Spital. Sie hatte Krebs. Auch für die Fälle in der Schweiz ist jeweils immer eine Vorerkrankung festgestellt worden.

In vielen Fällen ist unklar, an welchen Krankheiten die Opfer bereits gelitten haben. Zahlen aus China zeigen aber, dass besonders Herz-Kreislauf-Erkrankungen einen hohen Einfluss auf die Todesrate haben. So starben etwa 10 Prozent der Patienten mit einer solchen Erkrankung an Covid-19. Bei Diabetes-Kranken liegt dieser Anteil etwa bei 7 Prozent. Die Übersicht über die Zahlen findest du hier:

Sterberaten Coronavirus Europa Stand: 17. März
Bild: datawrapper/watson

Hinweis: Hierbei handelt es sich um eine Sterberate. Das bedeutet nicht, dass 10,5 Prozent der Verstorbenen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten, sondern dass 10,5 Prozent der Personen mit einer solchen Vorerkrankung an Covid-19 verstorben sind.

Todesraten

Die Sterberaten in den europäischen Ländern unterscheiden sich doch sehr stark. Dies ist einerseits auf die teilweise kleinen Fallzahlen in den einzelnen Ländern, andererseits aber auch auf die Anzahl durchgeführter Tests zurückzuführen.

Sterberate Coronavirus
Die Sterberate entspricht der Anzahl Todesfälle durch die Anzahl bestätigter Fälle.Bild: who

Weltweit liegt die Sterberate zwischen 4 und 5 Prozent. Diese Zahl dürfte jedoch nicht der Realität entsprechen, da viele Fälle ganz ohne Symptome verlaufen und deshalb gar nicht erst registriert werden. Forscher gehen von einer allgemeinen Sterberate von etwa 0,3 bis zu einem Prozent aus.

Warum ist die Todesrate in Italien so hoch?

Italien weist nicht nur die höchsten Ansteckungs- und Todeszahlen aus, sondern gleichzeitig auch die höchste Todesrate. Warum? Wie bereits beim oberen Punkt deutlich wurde, hängt die Todesrate sehr stark davon ab, wie viele Tests überhaupt durchgeführt werden und ob auch Verdachtsfälle ohne Symptome getestet werden. Eine erste Erklärung wären also unterschiedliche Messdaten.

epa08298246 Health workers of the Genoa White Cross wearing protective masks and overalls prepare to pick up patients suspected of having Covid-19 coronavirus, in Genoa, Italy, 16 March 2020. Tough lo ...
In Italien sind die Sterberaten höher als sonst in Europa. Die Gründe dafür sind bislang nicht abschliessend geklärt.Bild: EPA

Eine zweite Erklärung ist die Anzahl alter Patienten in Italien. Laut der aktuellsten Mitteilung des italienischen Gesundheitsministeriums sind über 37 Prozent der positiv getesteten Patienten im Land über 70 Jahre alt, also Risikopatienten.

Klar ist jedoch, dass das italienische Gesundheitssystem überfordert ist. Meldungen und Augenzeugenberichte aus italienischen Spitälern zeigen, dass nicht mehr alle Patienten die notwendige Behandlung erhalten, weil es schlicht nicht genügend Ressourcen dafür gibt. Wenn die Kapazität in den Spitälern überstiegen wird, steigt auch die Todesrate rasant an. (leo)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Coronavirus: Was du wissen musst
1 / 15
Coronavirus: Was du wissen musst
Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 geht um die Welt. Was du darüber wissen musst.
quelle: ap / zoltan balogh
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Coronavirus – Flatten The Curve (Washington Post)
Video: extern / rest
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
51 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Amateurschreiber
18.03.2020 11:10registriert August 2018
Die Sterberate ist die interessanteste Zahl. Wenn wir davon ausgehen, das Deutsche (0.22%) nicht gesundheitlich robuster sind als Italiener (8.95%), gibt es in Italien eine reale Anzahl Ansteckungen von gegen eine Million.
7413
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ruffy Uzumaki
18.03.2020 12:38registriert Juni 2016
sorry, würdet ihr bitte Portugal noch mit reinnehmen? Ich erlaube mir die News über das Land, was 250'000 Personen in der Schweiz hat, als nicht irrelevant zu bezeichnen :)
da gibt's vlt auch noch andere.
dankeschön
254
Melden
Zum Kommentar
avatar
wilbur
18.03.2020 11:26registriert März 2019
wäre noch interessant zu wissen, ob es in italien etwas damit zu tun hat, dass man noch ein viel engeres verhältnis zu den grosseltern pflegt (tägliche besuche oder gleiches haus/wohnung). wären unsere alten in unserer eher egoistischen gesellschaft also besser geschützt ;)
3221
Melden
Zum Kommentar
51
In «schwieriger Lebenssituation»: Randalierende Person löste in Basel Polizeieinsatz aus

Eine randalierende Person hat am Donnerstagmittag an der Basler Burgfelderstrasse einen Polizei-Grosseinsatz ausgelöst. Die Polizei konnte den 33-jährigen Mann anhalten. Drittpersonen waren nicht gefährdet, wie die Basler Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.

Zur Story