International
Serbien

Proteste in Belgrad: Chaos im Parlament eskaliert in wüsten Tumulten

Tumultartige Szenen am Dienstag im serbischen Parlament.Video: extern

Debatte im serbischen Parlament eskaliert – Abgeordneter in kritischem Zustand

Politisches Beben in Serbien: Bei einer hitzigen Parlamentssitzung fliegen plötzlich Rauchgranaten, Flaschen und Eier durch den Saal. Eine Abgeordnete erleidet einen Schlaganfall. Sie befindet sich in kritischem Zustand.
04.03.2025, 14:3004.03.2025, 15:39
Thomas Wey
Thomas Wey
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Es sind dramatische Szenen, die sich am Dienstag im serbischen Parlament abspielen: Während einer hitzigen Debatte werfen oppositionelle Abgeordnete Rauchgranaten, Flaschen und Eier durch den Saal, es kommt zu Handgreiflichkeiten mit Sicherheitskräften. Die Luft füllt sich mit Rauch, Abgeordnete verlassen fluchtartig den Raum. Im Tumult werden mindestens drei Abgeordnete verletzt. Eine Politikerin der Regierungspartei SNS erleidet einen Schlaganfall und muss ins Spital gebracht werden – ihr Zustand sei kritisch, heisst es von offizieller Seite.

«Serbien erhebt sich für den Sturz des Regimes», ist auf einem Banner zu lesen, das von Oppositionellen entrollt wird. Die Parlamentspräsidentin Ana Brnabic teilte mit, das Parlament werde seine Arbeit fortsetzen und «Serbien verteidigen». «Ihre bunte Revolution ist gescheitert und dieses Land wird leben, dieses Land wird arbeiten und dieses Land wird weiterhin gewinnen», rief sie während des Tumults.

Seit Monaten gehen in Serbien Menschen auf die Strassen, um gegen die rechte Regierung von Präsident Aleksandar Vučić zu demonstrieren. Auslöser der Proteste war der Einsturz eines Bahnhofsdachs vor vier Monaten, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen. Dieses Unglück markierte den Beginn einer landesweiten Protestbewegung, die bis heute anhält.

Die Empörung über die marode Infrastruktur, Korruptionen und das Krisenmanagement der Regierung hat inzwischen weite Teile der Bevölkerung mobilisiert. Während anfangs vor allem Studenten protestierten, beteiligen sich mittlerweile Menschen aller Alters- und Berufsgruppen.

Aleksandar Vučić reagierte auf die anhaltenden Proteste, indem er seinen Ministerpräsidenten Miloš Vučević zum Rücktritt zwang – ein politisches Manöver, das die Wut der Demonstranten jedoch nicht besänftigen konnte. Gleichzeitig schliesst Vučić Neuwahlen weiterhin kategorisch aus.

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Demonstranten setzen mexikanisches Parlament in Brand
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Demonstranten setzen mexikanisches Parlament in Brand
Ein Feuerwehrmann kämpft vor dem Parlament in Chilpancingo gegen die Flammen. Aufgebrachte Demonstranten hatten das Abgeordnetenhaus in Brand gesteckt.
quelle: afp / pedro pardo
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Einmaliger Gebrauch: Schlägerei im georgischen Parlament
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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cpt. Jeppesen
04.03.2025 14:45registriert Juni 2018
Auch hier geht Putins Destabilisierung auf. Auch wenn es so aussieht, als seien das alles einzelne Vorkommen, so ist es das nicht. Putins Regime nimmt seit mindestens 20 Jahren massiven Einfluss auf die Politik von Europäischen Staaten. Vuvic ist nur einer von vielen, die von Putin gepusht wurden. In kleinen Ländern, wie Serbien, kostet es vergleichsweise wenig eine Wahl zu kaufen. In Rumänien und der Slowakei war Putin ebenfalls fleissig. Auch in Deutschland, Frankreich, Brexit-Brittanien und den USA.
Es sind massive Kräfte am Werk um unsere Demokratie und Freiheit zu vernichten.
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EchoPoA
04.03.2025 14:59registriert November 2024
Solche Szenen sind in serbien keine Seltenheit.

Erst vor einigen Monaten blockierten loyale Anhänger von vucic den Zugang zum Parlament und verhinderten, dass Abgeordnete ihre Sitze einnehmen konnten. Schlägereien, öffentliche Drohungen gegen Minderheiten (von damals PM brnabitch) und andere bedenkliche Vorfälle gehören zur Realität.

Es überrascht kaum, denn sowohl Regierung als auch Opposition halten weiterhin am Erbe der 90er fest und verteidigen nach wie vor etöicKriegsverbrecher. Eine echte Aufarbeitung der Vergangenheit bleibt weiterhin aus. Auch wenn es längst Zeit wäre.
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Gael Gartner
04.03.2025 15:16registriert Januar 2023
Welche Seite auch immer verantwortlich ist dafür und welche Motivation es auch immer dafür gibt: Gewalt ist undemokratisch. Das sind schlimme Zustände.
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