In den Wäldern der portugiesischen Region Leiria wüten zahlreiche Brände. João Paulo Ruivo schnappt sich ein verletztes Schaf und bringt es vor dem Feuer in Sicherheit. Ein Pressefotograf eilt zur Stelle und verewigt die Rettungsaktion mit seiner Kamera.
Die kraftvolle Aufnahme wird in Portugal zu einem der symbolträchtigsten Bilder des Hitzesommers 2022.
Zahlreiche Zeitungen und Newsplattformen zeigten das Foto mit dem 22-jährigen João Paulo Ruivo mit dem Schaf auf den Schultern, als sie über die Brände im Land berichten – auch die Schweizer Medien. Mittlerweile hat der Portugiese bereits einen Wikipediaeintrag und gilt in Portugal als Held des Hitzesommers 2022. In den sozialen Medien kursieren die wildesten Vergleiche.
Moscóforo S VI a. C.
— Itineratur (@itineratur) July 17, 2022
El buen pastor S IV d. C.
João Paulo Ruivo (Foto EFE). https://t.co/GyC9i87nhO pic.twitter.com/eBbsABp51Q
Dabei will der Zimmermann eigentlich gar nicht als Held gefeiert werden – zumindest nicht als einziger.
In Portugal heizen seit Tagen Temperaturen von über 40 Grad den Menschen ein, die Trockenheit in der Region ist gross. Nun wüten schwere Waldbrände, bereits eine halbe Million Hektar Wald legte das Feuer in Asche. Es sind die schlimmsten Brände, die Portugal seit 2017 erlebt.
Die Folgen bekam auch ein Dorf nahe der Stadt Leiria zu spüren: Am 12. Juli 2022 brachen gegen Abend zahlreiche Feuer aus. Der Zimmermann João Paulo Ruivo beendete seine Arbeit und wollte in den Feierabend abzischen. Doch die Brände kamen immer näher. Zusammen mit anderen Dorfbewohnern brach er auf, um Menschen und Tiere, die sich in Gefahr befanden, in Sicherheit zu bringen.
«Es war nicht einfach, die Tiere zu retten», erzählt der Portugiese der spanischen Zeitung «El Pais». «Sie waren eingezäunt, nervös und konnten nicht gut sehen». Das Schaf, welches er auf den Schultern trug, sei verletzt gewesen. Insgesamt konnte er – gemeinsam mit seinem Neffen – rund 40 Ziegen und 20 Schafe vor dem Feuer retten.
«An diesem Tag wollte ich einfach nur helfen», erzählt der 22-Jährige. Ruivo möchte allerdings nicht als Held in diese Geschichte eingehen. «Es ist nicht richtig, wegen eines Brandes berühmt zu werden», sagt der bescheidene Helfer. Vielmehr sollten alle als Helden gefeiert werden, die geholfen haben – insbesondere die Feuerwehrleute, die seit Tagen im Einsatz stünden.
Die Feuerwehrleute seien zwar auch in der Umgebung im Einsatz gewesen, konnten aber nicht überall helfen. Trotz internationaler Hilfe aus Spanien und Italien breiteten sich die Brände in den letzten Tagen in einem so schnellen Tempo aus, dass es die Feuerwehren überforderte. Dutzende Menschen hätten in der Region Äste, Eimer und Gartenschläuche benutzt, um die Flammen zu bekämpfen. Laut Berechnungen brach auf dem Festland einen Tag nach Ruivos Rettungsaktion alle 10 Minuten ein Feuer aus. (cst)