Wenn die Polizei nicht helfen kann, kommen Muskelmänner: In Spanien ist das Realität. Wird ein Ferienhaus besetzt und die Polizei nicht innerhalb von 48 Stunden eingeschaltet, bleibt Eigentümern oft nur der Weg durch jahrelange Gerichtsverfahren.
Laut einem Bericht des britischen «The Telegraph» sind inzwischen Zehntausende Immobilien im Land ohne Erlaubnis der Eigentümer besetzt, besonders in Küstenregionen wie der Costa Brava, Costa del Sol oder auf Mallorca. Eigentümer in Spanien berichten von Einschüchterung, rechtlicher Ohnmacht und psychischem Druck.
Zwei durchtrainierte Männer rücken in Mollet del Vallès nördlich von Barcelona aus, um eine solche besetzte Immobilie zu «befreien» – nicht im Auftrag der Polizei, sondern für 3000 Euro Honorar. Ihre Mission: Acht «Okupas» zum Auszug bewegen. So werden die Hausbesetzer in Spanien bezeichnet.
Im Kampf gegen Spaniens eskalierende Hausbesetzer-Krise setzen Firmen wie «Fuera Okupas» auf Einschüchterung statt Paragrafen. Jorge Fe, Gründer des Unternehmens, sagte dem «Telegraph», er habe schon über 4900 Einsätze durchgeführt – stets ohne Gewalt, aber mit psychologischer Ausdauer. «Wir klopfen jeden Tag an. Die meisten geben irgendwann auf.»
Wird eine leer stehende Immobilie neu besetzt, haben Eigentümer in Spanien laut geltender Rechtslage nur 48 Stunden Zeit, um eine sofortige Räumung durch die Polizei zu erwirken. Verstreicht dieses Zeitfenster, bleibt oft nur der Weg über die Gerichte – ein Verfahren, das sich über Monate oder sogar Jahre ziehen kann.
Illegale Besetzungen, sogenannte okupaciones, sind dabei klar von Mietstreitigkeiten zu unterscheiden. In Spanien wird zwischen «Okupas», die leer stehende Immobilien ohne Einwilligung der Besitzer besetzen, und «Inquiokupas» unterschieden – Mietern, die legal eingezogen sind, aber keine Miete mehr zahlen und sich auf ihr Recht auf Wohnraum berufen.
Gerade Letztere sind schwer zu räumen, da sie oft als «sozial verwundbar» gelten – ein Status, der während der Corona-Pandemie eingeführt und seither mehrfach verlängert wurde und ihnen zusätzlichen Schutz vor Zwangsräumungen gewährt.
Zwar trat im April 2025 eine Gesetzesreform in Kraft, die schnellere Räumungen ermöglichen soll – doch ihre Wirkung bleibt umstritten. Konkret erlaubt die Neuregelung sogenannte «Express-Räumungen» innerhalb von 15 Tagen, wenn es sich um Hausfriedensbruch oder illegale Aneignung unbewohnter Immobilien handelt. Laut einem Bericht von «Sur in English» wird dabei nicht mehr geprüft, ob die Besetzer Kinder haben – eine Hürde, die bisher viele Verfahren blockierte.
Doch in der Praxis greifen viele Besetzer zu Tricks, um das Verfahren zu verzögern – etwa mit gefälschten Mietverträgen oder der Behauptung, dauerhaft im Haus zu wohnen. Auch juristisch bleibt ein grosser Teil des Problems ungelöst: «Inquiokupas» – also ehemalige Mieter, die nicht mehr zahlen – sind von der Neuregelung nicht betroffen. Für ihre Räumung gilt weiterhin der langwierige Zivilprozess.
Brisant: Die Reform wurde im spanischen Parlament versehentlich durchgewunken – mit Stimmen von Parteien wie PP, Junts, ERC, Bildu und Coalición Canaria. Im Senat wurde sie zwar anschliessend wieder gestoppt, trat aber dennoch in Kraft. Ob sie das strukturelle Problem wirklich entschärft, bezweifeln viele Betroffene. Die Verfahren seien zwar nun kürzer – aber die Gerichte nach wie vor überlastet.
Die Britin Maureen Findell verkaufte laut einem Bericht der «Daily Mail» ihre Ferienwohnung in Punta Prima an der Costa Blanca, nachdem mehrere Familien mit gefälschten Mietverträgen auf ihrem Grundstück ein und aus gegangen waren. Das Paar Chris Hicks und Natasha Retzmann wartet seit neun Monaten auf Zugang zu ihrer gekauften Finca auf Mallorca – die dort lebende Familie weigert sich trotz Geldangebot, auszuziehen. Vermieterin Kathy Díaz Romo, die seit fünf Jahren eine ältere Frau ohne Mietvertrag in ihrer Wohnung dulden muss, sagte dem «Telegraph»: «Die Regierung hat nichts getan. Das Problem ist für sie nützlich, weil die Menschen, denen sie helfen, sie auch wählen.» Immer mehr Eigentümer fühlten sich dadurch machtlos – und politisch im Stich gelassen.
Organisierte Gruppen agieren auch professionell: Laut Immobilienmakler Paul Stuart, der mit der «Daily Mail» gesprochen hat, beobachten sie gezielt leer stehende Immobilien, wechseln die Schlösser und verkaufen Schlüssel weiter – ein lukratives Geschäft. Die Behörden? Überfordert. Auch die Wohnung von Emma und Ian Williams wurde dem Bericht zufolge mehrfach von unterschiedlichen Squatter-Gruppen genutzt – teils als Bordell. Ein Richtertermin stehe noch aus.
In diese Lücke springt Fuera Okupas. Die Firma aus Barcelona bietet keine Anwälte, sondern Körpermasse: MMA-Kämpfer wie Christian Suez und Lasha Grdzehlishvili, beide über zwei Meter gross, stehen einfach jeden Tag vor der Tür. «Wir machen Druck, ohne Gewalt», sagt Gründer Jorge Fe gegenüber «The Telegraph». Die Strategie: Präsenz zeigen, Gespräche suchen, notfalls Nachbarn mobilisieren – und so lange nerven, bis die Besetzer freiwillig gehen.
Suez, früher Sparringspartner von UFC-Star Ilia Topuria, schildert die Szene in Mollet del Vallès so: Eine heruntergekommene Gewerbeeinheit, ohne Strom oder Wasser, voller Müll und Essensreste. Die Gruppe forderte 1'500 Euro «Ablöse», damit sie ausziehen. Christian lehnte ab: «Das ist Erpressung. Wenn man zahlt, hören sie nie auf.»
Gründer Fe betont, man arbeite gewaltfrei – anders als etwa die umstrittene Firma Desokupa, deren Gründer wegen mutmasslicher Hassrede gegen Migranten von der Staatsanwaltschaft in Valencia untersucht wird. Auch Fuera Okupas sieht sich immer wieder dem Vorwurf rechter Gesinnung ausgesetzt, weist diesen aber zurück. Fe sagt: «Wir haben Marokkaner im Team. Aber 95 Prozent der Fälle betreffen ausländische Besetzer – das ist einfach Realität.»
Ein Squatter sagte dem «Telegraph»: «Ich will arbeiten. Ich will mein eigenes Zuhause. Aber ich muss meine Familie schützen.»
Viele (v.A. in den letzten 10 Jahren immer häufiger) spanische Hausbesetzer kommen aus dem Maghreb, sind in Clans organisiert und agieren selbst aggressiv und sind gewalttätig, insbesondere wenn jemand auftaucht, um sie aufzufordern, zu gehen. Die gemässigtere Firma taucht ja nicht grundlos mit MMA-Kämpfern auf.
Schlussendlich sollte man nicht zuviele Fragen stellen. Man gibt denen das Geld und danach ist alles in Ordnung und zwar für alle Beteiligten. Ich denke in unserem Fall konnten sogar die Besetzer so fest eingeschüchtert werden, dass sie wieder in ihr Heimatland gingen.