Erst Held, jetzt Verräter. Anatolij Timoschtschuk war eines der Aushängeschilder des ukrainischen Fussballs. Als Spieler von Schachtjar Donzek, Zenit St. Petersburg oder Bayern München sammelte er national und international viele Titel. Wurde mit den Bayern sogar Champions-League-Sieger 2013. Und er führte die ukrainische Nationalmannschaft 2012 bei der Europameisterschaft im eigenen Land als Kapitän aufs Feld. Mit 144 Länderspielen ist Timoschtschuk alleiniger Rekordhalter seines Landes.
Doch das hat ihm inzwischen alle Ehren aberkannt. Die Ukraine hat den 44-Jährigen regelrecht verstossen. Bereits im vergangenen Jahr wurde der ehemalige Mittelfeldspieler zudem mit einer lebenslangen Sperre für sämtliche Tätigkeiten im ukrainischen Fussball auferlegt. Seitdem ist der einstige Fussball-Nationalheld Timoschtschuk Persona non grata, ein Aussätziger.
Das bestätigte nun auch der ehemalige Box-Weltmeister Wladimir Klitschko. «Es ist richtig, dass ihm alle Titel aberkannt wurden», sagte er der «Bild»-Zeitung. Grund für die Degradierung ist Timoschtschuks dröhnendes Schweigen. So distanzierte er sich bis heute nicht eindeutig vom russischen Überfall auf sein Heimatland. Im Gegensatz zu ukrainischen Kollegen, die bei Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion durch Wladimir Putin der russischen Premjer Liga den Rücken kehrten, blieb Timoschtschuk seinem Klub treu.
Seit 2016 arbeitet er als Co-Trainer beim russischen Erstligisten Zenit St. Petersburg, gewann gleich im ersten Jahr als Coach den nationalen Pokalwettbewerb und den russischen Supercup. «Ich kann nicht verstehen, wie man angesichts dieses Grauens und des barbarischen Angriffskriegs einfach still sein kann und in Russland lebt und arbeitet», sagte Klitschko. Dessen Bruder Vitali Klitschko, 51, erlebt als Bürgermeister von Kiew seit mehr als fünfzehn Monaten den Terror und das Grauen, das der Kreml mit seinen regelmässigen Bombenangriffen auf die Stadt hervorruft.
«Timoschtschuk hat sich dafür entschieden, einen Kriegsverbrecher zu unterstützen, der Hunderttausende russische Soldaten einsetzt und die Ukraine auslöschen will», so der 47-jährige Wladimir Klitschko zu «Bild». Der ukrainische Fussballverband (UAF) begründete die lebenslange Sperre für Timoschtschuk damit, dieser habe eine «bewusste Entscheidung getroffen», die den ethischen Kodex des ukrainischen Fussballs verletzte und dem Ansehen des Verbands schade.
«In einer Zeit, in der andere Vereine, wie etwa der FC Bayern München ihre Solidarität mit der Ukraine und dem ukrainischen Fussball bekunden, hat Anatolij Timoschtschuk sich entschieden zu schweigen und weiterhin mit einem Klub des Aggressors zusammenzuarbeiten», hiess es in einem Statement, das die UAF bereits im vergangenen Jahr veröffentlichte.
Der ukrainische Fussballer Andrij Jarmolenko, der eine Saison bei Borussia Dortmund in der Bundesliga aktiv war, drückte seine Abneigung gegenüber dem ehemaligen Kollegen dagegen etwas weniger diplomatisch aus. «Er soll sich verpissen», sagte Jarmolenko der britischen «Daily Mail».
Verwendete Quellen:
(t-online, cc)
Aber mit Kollaborateuren, die sich verspekulieren, hat niemand Mitleid, weder in Russland noch in der Ukraine. Zum Glück hat er ja Geld und kann noch nach Dubai.