«Cecot» ist die Abkürzung für «The Center for the Confinement of Terrorism». Ein Gefängnis, gebaut für Masseninhaftierungen und Bandenmitglieder aus El Salvador und Venezuela. Eröffnet wurde das Massengefängnis von Präsident Nayib Bukele.
Die USA haben ein Abkommen mit El Salvador, um mutmasslich illegale Einwanderer schnell und ohne richterliche Bescheinigung in El Salvador inhaftieren zu lassen.
Nur wenige der Inhaftierten sind je wieder entlassen worden. Informationen über das Gefängnis und was sich hinter den hohen Wänden abspielt hat die Öffentlichkeit kaum.
252 Insassen wurden vor Kurzem in einem Gefangenenaustausch mit den USA aus dem Gefängnis Cecot entlassen. BBC hat mit acht von ihnen gesprochen, diese haben geschildert, wie der Alltag im Massengefängnis aussieht und was sie heute noch verfolgt.
Allen 252 ehemaligen Inhaftierten wurde vorgeworfen, in kriminelle Gang-Machenschaften involviert zu sein. Die meisten von ihnen sind überzeugt, dass sie wegen ihrer Tätowierungen ins Visier der US-Behörden geraten sind, wie sie gegenüber BBC sagen.
Festgenommen, an Händen und Füssen gefesselt und in ein Flugzeug gesetzt. Die Männer dachten, sie würden nach Venezuela zurückgebracht, wo die meisten von ihnen herkommen. Nach der Landung wurden sie aus dem Flugzeug gerissen, von maskierten Wärtern und Beamten. Da merkten sie, dass sie nach El Salvador in die Masseninhaftierungsanstalt gebracht werden.
Angekommen im Cecot, immer noch an Händen und Füssen gefesselt, wurden ihnen die Haare abrasiert und sie wurden gezwungen, sich umzuziehen. Weisse Hose, weisses T-Shirt, weisse Gummischuhe. Alle sahen sich zum Verwechseln ähnlich.
Einer der ehemaligen Inhaftierten sagte gegenüber BBC, er sei bei der Ankunft von den Wärtern bewusstlos geschlagen worden. Seine Brille sei zertreten worden. Doch die begrüssenden Worte habe er klar und deutlich gehört:
Einige seien während des Umziehens geschlagen worden. Tritte in den Rücken, Schläge in die Rippen. Es sei unmöglich gewesen, sich wieder anzuziehen, schildert Mervin Yamarte gegenüber BBC. Vor der Inhaftierung arbeitete Yamarte in einer Tortilla-Fabrik in Texas.
Die Haftanstalt besteht aus 23 Hektar Land, umgeben von hohen Mauern und Überwachungstürmen. Dahinter stehen 8 Zellblöcke, in jedem Block liegen 32 Zellen.
In jeder Zelle sitzen 10 bis 19 Männer. Venezolaner und Salvadorianer werden getrennt. Pro Zelle stehen gemäss Erzählungen der ehemaligen Inhaftierten vier Reihen an Etagenbetten, je vier Betten aufeinander.
Das Licht brennt. 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Doch geschlafen hätten sie nie wirklich, sagt Arturo weiter, die Wärter hätten konstant gegen die Gitterstäbe geschlagen. Er sagt: «Jeder Moment war Folter.»
Jede Zelle habe zwei Wassertanks, einen zum Trinken, einen zum Waschen, und zwei Toiletten, die die Männer mit einem Wassereimer spülten. Toilettenpapier gebe es nicht. Keine Belüftung, keine Klimaanlage. Die Hitze sei erstickend gewesen, sagt Arturo.
Fenster gebe es keine in den Zellen. Nach draussen hätten die Inhaftierten nie dürfen. Die Wärter weigerten sich, ihnen zu sagen, welcher Tag oder welche Uhrzeit es sei. Gegenüber BBC sagen die Männer, sie vermuten, dass ihr Tag jeweils um 4 Uhr begann.
Ein Wärter sei durch die Gänge und habe «Zählzeit» geschrien. Das sei ihr Wecker gewesen. Nachdem sie durchgezählt worden seien, hätten sie zehn Minuten gehabt, um sich zu waschen. Zahnpasta hätten sie nur dreimal erhalten. Als das Rote Kreuz und die US-Regierung auf Besuch gekommen seien.
Um Wasser zu trinken, hätten sie die Erlaubnis der Wärter gebraucht. Ansonsten seien Schläge erfolgt. Sprechen sei verboten. Falls sie trotzdem gesprochen hätten, hätten sie sich in der «Durchsuchungsposition» nach vorn beugen müssen. Bis sie von den Wärtern aufgefordert worden seien, wieder normal zu stehen.
Jeden Montag hätten sie Tabletten einnehmen müssen, sechs rote, drei weisse. Ihnen wurde gesagt, dass sie gegen Tuberkulose vorbeugen würden. Ob dies stimmt oder wofür die Tabletten wirklich sind, ist nicht bekannt.
Joén Suárez beschreibt den für die Gefangenen schlimmsten Ort der Inhaftierungsanstalt gegenüber BBC. Der Ort wird übersetzt «die Insel» genannt. Insgesamt gebe es drei davon.
Ein kleiner, geschlossener, abgedunkelter Raum mit einem Bett, ebenfalls ohne Bettwäsche, und einer Toilette. Die einzige Lichtquelle sei ein kleines Loch in der Decke des Raums. Wenn die Wärter zu einem gekommen seien, hätten sie sich maskiert, dass die Männer sie im Nachhinein nicht mehr erkennen konnten.
Arturo, ein Sänger aus Caracas, wurde mehr als zehnmal in den kleinen Raum gebracht. Gegenüber BBC sagt er, er denke, es sei als Bestrafung für das Singen gewesen. Gemäss seinen Aussagen wurde er gezwungen, hinzuknien. Darauf sei er geschlagen und gekickt worden. Manchmal seien auch Baseballschläger eingesetzt worden. Teils habe Arturo nicht mehr sitzen können, weil seine Rippen so stark schmerzten.
Andere seien von den Wärtern sexuell missbraucht worden. Gegenüber BBC sagt Andry, dem dies ebenfalls geschehen ist, er denke, es war, weil er öffentlich homosexuell sei. Auch dies sei geschehen, während Andry in der «Insel» war.
In der Zeit, als die 252 später freigelassenen Männer da waren, hatten sie dreimal Besuch. Zweimal vom Roten Kreuz und einmal von Kristi Noem, der Ministerin für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten.
Während der Besuche hätten die Gefangenen Fleisch zu essen bekommen, dies habe es sonst nie gegeben. Man habe ihnen kurz vor dem Besuch Matratzen und Bettdecken gebracht. Ansonsten schliefen die Männer auf den Stahlgerüsten der Betten.
Auf Anfrage von BBC bestätigt die Hilfsorganisation Rotes Kreuz die zwei Besuche. Man könne die Informationen jedoch nicht öffentlich teilen, um die Vertraulichkeit der Gespräche mit den Inhaftierten den Behörden zu wahren.
Im Juli 2025 wurden 252 Inhaftierte in Busse gebracht und zum Flughafen gebracht, als Teil eines Gefangenenaustauschs mit den USA. Darunter alle in El Salvador inhaftierten US-Bürger.
Andry erzählt, dass er immer, wenn er das Rasseln von Schlüsseln hört, dieselben Gedanken habe. «Kommen sie, um mich zu holen? Bestrafen sie mich?»
Andry und Arturo planen, gemeinsam einen Dokumentationsfilm über ihre Erfahrung zu machen. Dies, um auf das, was sie erlebt haben und immer noch täglich passiert, aufmerksam zu machen.
Was das bringen soll, erhellt sich nicht.
Ach, alle die jetzt denken "Cecot sei weit weit weg und mich trifft es sowieso nicht": möchtest Du, ja: DU, vielleicht so behandelt werden?
Innert kurzer Zeit sind diese Menschen dermassen haftgeschädigt, dass man sie nur noch sehr schwer resozialisieren kann.
Dann muss man sie entweder umbringen oder sie auf immer und ewig in Gefangenschaft halten.
Tolle Gesellschaft!
Sollen sie lieber noch 10 weitere solcher Gefängnisse bauen, sie werden sie brauchen.