In der syrischen Provinz Suwaida kommt es nach Angaben der im Ausland ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte und Augenzeugen erneut zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
Mitglieder von Beduinenstämmen und drusische Milizen stiessen demnach in der Nähe der Ortschaft Walra im nordwestlichen Umland der Provinzhauptstadt, die ebenfalls Suwaida heisst, zusammen. Zuvor sollen beduinische Verbände Häuser von Drusen in Walra und der benachbarten Ortschaft Al-Masraa in Brand gesteckt haben.
Weitere Stammesverbände positionierten sich den Beobachtern zufolge im weiteren Umland nordwestlich von Suwaida. Zudem sollen sich Hunderte Kämpfer arabischer Stämme aus der Region der Stadt Homs und aus Deir ez-Zor auf den Weg Richtung Suwaida gemacht haben. Auch das UN-Menschenrechtsbüro in Genf berichtete von neuen Zusammenstössen in der Provinz.
Islamistische Kämpfer rasierten mehreren drusischen Zivilisten in der Provinz Suwaida den Schnauz. Dieser hat grosse kulturelle Bedeutung für die Drusen. Videos der Aktionen machen auf Social Media die Runde.
And let the world know what the Syrian Government is doing to the Druze!
— ScharoMaroof (@ScharoMaroof) July 18, 2025
Let the Israeli-Druze community know what is being done to their brothers and sisters across the border.
For the Druze, the beard ans moustache is sacred - Syrian Government Forces are shaving them off to… https://t.co/K1Pq9cZzpZ pic.twitter.com/1Ee3ToQwhP
Israel ist laut Medienberichten bereit, die Präsenz von Sicherheitskräften der syrischen Regierung in der syrischen Provinz Suwaida für einen Zeitraum von 48 Stunden zu dulden.
Nach tagelangen Kämpfen mit Hunderten Toten habe man zugestimmt, dass Truppen des Innenministeriums in diesem Zeitraum in Suwaida operieren, sagte ein namentlich nicht genannter israelischer Offizieller mehreren israelischen Medien.
Zuvor hatten Sicherheitskräfte der syrischen Übergangsregierung Stellung an den Rändern der gleichnamigen Provinzhauptstadt bezogen, um erneut nach Suwaida einzurücken. Nach Angaben aus der syrischen Hauptstadt Damaskus sollen die Regierungstruppen lokale Konfliktparteien auseinanderhalten.
Einige Gruppen versuchten gezielt, mit Falschinformationen zu weiterer Gewalt anzustiften, sagte eine Sprecherin des Un-Menschenrechtsbüros in Genf.
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind die Spitäler in der Provinz durch sehr viele Verletzte überfordert. Das UNHCR kann Vertriebene mit Hilfsmaterial wie Decken und Solarlampen wegen der Sicherheitslage nicht erreichen. Ein Lagerhaus des syrischen Roten Halbmonds mit Hilfsmaterial sei durch Beschuss beschädigt worden, hiess es.
Das UN-Menschenrechtsbüro spricht von glaubhaften Berichten über Menschenrechtsverletzungen. «Dazu gehören Hinrichtungen im Schnellverfahren und willkürliche Tötungen, Entführungen, Zerstörung von Privateigentum und Plünderungen von Häusern» teilte das Büro mit. In den Berichten würden als Täter «Mitglieder der Sicherheitskräfte und Personen, die mit den Übergangsbehörden in Verbindung stehen, sowie andere bewaffnete Elemente aus dem Gebiet, einschliesslich Drusen und Beduinen», genannt.
Den Truppen der Regierung werden schwere Verbrechen in Suwaida vorgeworfen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Grossbritannien, die sich auf ein Netz von Informanten vor Ort stützt, sprach von 83 hingerichteten drusischen Zivilisten in den vergangenen Tagen. Präsident Ahmed al-Scharaa machte «gesetzlose Banden» für diese Übergriffe verantwortlich.
Israel will nun humanitäre Hilfe an die Drusen schicken. Die Sendung im Wert von etwa 465'000 Franken umfasse unter anderem Nahrungsmittel, medizinische Ausrüstungen, Erste-Hilfe-Koffer und Medikamente, teilte das israelische Aussenministerium auf X mit.
Das israelische Aussenministerium führte nicht weiter aus, wie die Hilfsgüter zu ihren Adressaten gebracht werden sollen. Die Hilfe werde gezielt jenen drusischen Gebieten in der Provinz Suwaida zukommen, die von den jüngsten blutigen Angriffen gegen Drusen betroffen waren, hiess es in der Ministeriumsmitteilung.
Unter Vermittlung der USA, der Türkei und arabischer Staaten kam es zu einer Waffenruhe, die Regierungstruppen zogen sich am Donnerstag aus der Stadt zurück. Drusische Milizen übernahmen die Kontrolle, was zur Flucht beduinischer Einwohner führte.
Der geistliche Führer der Drusen in Syrien, Hikmat al-Hidschri, lehnt es ab, dass Regierungstruppen erneut die Stadt betreten. Auch Vertreter arabischer Stammesmilizen, die zur Unterstützung der Beduinen nach eigenen Angaben Zehntausende Kämpfer aus ganz Syrien in Bewegung gesetzt hatten, warnten die Regierung vor einem Eingreifen.
In Israel nehmen die Drusen eine Sonderstellung ein, weil sie anders als muslimische und christliche Araber Militärdienst leisten und eine wichtige Rolle in der Armee spielen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Schutz der «drusischen Brüder» als rote Linie ausgegeben. Syriens Übergangspräsident al-Scharaa hingegen hatte Israel vorgeworfen, sein Land in einen Krieg hineinziehen zu wollen.
(rbu) mit Material von sda und dpa
Es ist zu hoffen, dass Israel denen Einhalt gebietet.
Ich überlege mir ernsthaft in zukunft nicht nur für das ukrainische militär zu spenden sondern auch ans idf.
Wo ist eigentlich die uno um das aufs schärfste zu verurteilen( um dann doch nichts zu machen...)?