Aus erster Hand haben die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates am Donnerstag (Ortszeit) in New York Details über die Folgen des jüngsten Chemiewaffenangriffs in Syrien erfahren. Hinter verschlossenen Türen sollen Videos mit drastischen Bildern vorgeführt worden sein.
Ein Video, das Ärzte bei der Behandlung von speienden und nach Luft schnappenden Kindern zeigt, habe die Ratsmitglieder zu Tränen gerührt, sagte die UNO-Botschafterin der USA, Samantha Power, nach der Sitzung. «Wenn es Augen gab, die trocken blieben, habe ich sie nicht gesehen», berichtete die US-Diplomatin.
Der syrische Arzt Mohammed Tennari, der die Opfer des Chlorgasangriffs in dem syrischen Dorf Sarmin behandelt hatte, erstattete dem UNO-Sicherheitsrat Bericht. Bei einer Pressekonferenz sagte er: «Unsere Botschaft an die internationale Gemeinschaft lautet: Bitte stoppt das Sterben in Syrien.»
Der syrische Arzt Saher Sahlul rief den Sicherheitsrat auf, Flugverbotszonen in Syrien einzurichten, um die Zivilbevölkerung vor Chemiewaffenangriffen aus der Luft zu schützen.
Die US-Botschafterin Power forderte nach der Sitzung, der UNO-Sicherheitsrat wolle die Schuldigen der Chemiewaffenangriffe finden und zur Rechenschaft ziehen. Nach ihrer Überzeugung stecken die Truppen von Syriens Staatschef Baschar al-Assad hinter den Attacken.
«Alle Beweise deuten darauf hin, dass sie von Helikoptern aus ausgeführt wurden – nur das Assad-Regime verfügt über Helikopter», argumentierte Power.
Auch die UNO-Vetomächte Frankreich und Grossbritannien vertreten diese Position. Russland, einer der letzten Unterstützer Syriens, erklärt hingegen, es gebe dafür keine handfesten Beweise.
Syriens Präsident Baschar al-Assad hatte im Oktober 2013 der Vernichtung sämtlicher chemischer Kampfstoffe unter Aufsicht der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen zugestimmt, nachdem die USA wegen eines Giftgasangriffs mit bis zu 1400 Toten nahe der Hauptstadt Damaskus mit einem Militärangriff gedroht hatten.
Die ausgelieferten Giftgasbestände – insgesamt 1300 Tonnen – wurden auf hoher See im Mittelmeer unschädlich gemacht. (feb/sda/afp)