Während in Genf um Ansätze für einen Frieden in Syrien gerungen wird, kann das Regime im Land einen grossen Erfolg feiern. Das setzt die Opposition unter Druck. Grosse Hoffnungen liegen nun auf Oppositionsführer Riad Hidschab, der am Mittwoch in Genf eintraf.
Das syrische Regime versetzte den Rebellen im umkämpften Aleppo mit Hilfe russischer Luftangriffe einen schweren Schlag: Regimetruppen schnitten am Mittwoch die wichtigste Nachschubroute der Aufständischen von der Grossstadt zur türkischen Grenze ab. Das berichteten die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sowie die staatliche Nachrichtenagentur Sana übereinstimmend.
Unterstützung durch russische Jets
Syriens Armee war in den vergangenen Tagen unterstützt von Luftschlägen der verbündeten Russen nördlich von Aleppo vorgerückt. Die Einnahme von Teilen der Strasse könnte zu Versorgungsengpässen bei den Rebellen führen. Es gibt allerdings noch eine zweite Versorgungsstrasse, die noch von den Aufständischen kontrolliert wird.
Nach Angaben von Sana hatten die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad zeitgleich mit ihrem Vorrücken die Belagerung der Dörfer Nubul und Sahraa beendet. Die Orte waren drei Jahre lang von Rebellenverbänden eingeschlossen gewesen.
Die frühere Handelsmetropole Aleppo ist neben Damaskus die wichtigste Stadt Syriens. Während das Regime den Westen Aleppos kontrolliert, beherrschen Rebellengruppen den Osten und den Süden. Es ist das letzte grosse Stadtzentrum, dass in Syrien noch von Rebellen kontrolliert wird. Damit erhöht sich auch weiter der Druck auf die Unterhändler der Opposition bei den derzeit laufenden Friedensgesprächen in Genf.
Hidschab trifft sich mit de Mistura
Allerdings traf am Mittwoch der Chef des wichtigsten syrischen Oppositionsbündnisses und frühere Ministerpräsident Riad Hidschab in Genf ein. Er traf sich danach zu einem informellen Gespräch mit dem UNO-Sondergesandten Staffan de Mistura.
Die Hoffnungen, das Platzen der Gespräche noch vor dem Auftakt ernsthafter Verhandlungen könne noch abgewendet werden, ruhen nun auf Hidschab. «Wenn er hier ist, kann der HNC glaubwürdiger eine geschlossene Opposition vertreten», sagte ein westlicher Diplomat.
Die Opposition fordert vor der Aufnahme ernsthafter Verhandlungen humanitären Zugang zu allen von syrischen Regierungssoldaten belagerten Städten, die Freilassung tausender Gefangener und ein Ende der Luftangriffe auf Zivilisten seitens des Assad-Militärs und Russlands. Sie warf dem syrischen Regime zuletzt vor, die Gewalt während der Gespräche eskalieren zu lassen.
Russland will weiter bombardieren
Russland lehnte am Mittwoch einen Stopp der Luftangriffe ab. «Damit zu rechnen, dass Ultimaten die Probleme lösen helfen, ist kurzsichtig und perspektivlos», sagte Aussenminister Sergej Lawrow am Mittwoch nach Angaben der Agentur Interfax.
Für eine Feuerpause sei wichtiger, den Schmuggel über die syrisch-türkische Grenze einzustellen. «Ohne dies ist eine Waffenruhe wirklich schwierig», betonte er bei einem Besuch in Oman. «Die Angriffe werden nicht aufhören, bis die Terrororganisationen Islamischer Staat (IS) und Al-Nusra-Front besiegt sind», sagte Russlands Chefdiplomat.
Russland ist ein enger Partner von Präsident Baschar al-Assad und fliegt seit September Angriffe in Syrien. Ziele sind nach westlicher Darstellung nicht nur IS-Stellungen, sondern auch gemässigte Rebellen.
Mehr Hilfsgelder gefordert
Unter den fortdauernden Kämpfen leidet die Zivilbevölkerung. Mehr als 90 internationale Hilfsorganisationen, die in Syrien und den Anrainerstaaten aktiv sind, forderten die Teilnehmer der am Donnerstag in London beginnenden Syrien-Geberkonferenz zu einer deutlichen Aufstockung der Hilfsgelder auf.
Nötig seien ausserdem ein besserer Schutz der Zivilisten, ein besserer Zugang für Kinder zu Schulen und bessere Arbeitsmöglichkeiten für geflohene Syrier in den Nachbarstaaten. erklärten sie am Mittwoch.
(sda/dpa/afp/reu)